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Fünf Bewegungsbuchten im Vergleich

Lesezeit: 6 Minuten

Wissenschaftler in Österreich untersuchten drei Jahre lang verschiedene Bewegungsbuchten im Rahmen des Projektes Pro-SAU. Birgit Heidinger* fasst die Ergebnisse zusammen.


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Vier Tage nach der Geburt kann man den Abferkelstand ohne erhöhte Gefahr für die Ferkel öffnen. Das ist eines der Ergebnisse der Studie Pro-SAU, die kürzlich abgeschlossen wurde. Anlass für das Projekt war der Beschluss des Gesetzgebers in Österreich, dass ab 2033 Sauen nur bis zum Ende der kritischen Lebensphase der Ferkel fixiert werden dürfen (siehe Kasten Seite 44).


Fünf Buchten im Vergleich:

Im Rahmen des Projektes wurden neue Abferkelbuchten mit Ständen entwickelt, die sich öffnen lassen. Aus dieser Entwicklungsarbeit gingen sieben Prototypen hervor. Davon wurden drei Buchtentypen („LK-Buchten“) in den Versuch übernommen: die „Flügelbucht“, die „Knickbucht“ und die „Trapezbucht“.


Ergänzend wurden zwei am Markt verfügbare Buchtentypen getestet: die „SWAP-Bucht“ (Dänemark) und die „Pro Dromi“ (Holland). Beide Buchten sind auf freie Abferkelung ausgerichtet. Eine Fixierung der Sau ist nur in Ausnahmefällen angedacht. Zudem geht deren Flächenangebot mit 6 bzw. 7,4 m2 deutlich über das gesetzlich definierte Mindestmaß von 5,5 m2 hinaus.


Die Datenerhebung zur Untersuchung der kritischen Lebensphase von Saugferkeln wurde in den drei Forschungsbetrieben Gießhübl, Hatzendorf und Medau vorgenommen. Außerdem wurden Daten auf sechs Praxisbetrieben gesammelt.


Ein entscheidendes Kriterium war die Ermittlung der Ferkelsterblichkeit in den neuartigen Buchtentypen. Da-bei wurden unterschiedliche Schließ- und Öffnungszeitpunkte des Standes bzw. Fixierungsvarianten (FV) angewendet:


  • FV0: keine Fixierung der Sau während des gesamten Aufenthalts in der Abferkelbucht (freie Abferkelung).
  • FV3: Fixierung im Abferkelstand beginnend nach Abschluss der Geburt bis zum 4. Lebenstag der Ferkel.
  • FV4: Fixierung im Abferkelstand ab einem Tag vor dem errechneten Geburtstermin (114. Trächtigkeitstag) bis zum 4. Lebenstag der Ferkel.
  • FV6: Fixierung im Abferkelstand ab einem Tag vor dem errechneten Geburtstermin (114. Trächtigkeitstag) bis zum 6. Lebenstag der Ferkel.


Zusätzlich wurden vergleichende Erhebungen zum Tierverhalten, zu haltungsbedingten Verletzungen sowie zu ökonomischen Aspekten vorgenommen. Die Produktionsdaten für die Studie Pro-SAU stammen aus 750 Würfen, die im Online-Programm „Sauenplaner“ gesammelt wurden.


Sektion toter Ferkel:

Die 2967 tot in den Buchten aufgefundenen Ferkel wurden einer Sektion unterzogen. So konnten die tatsächlichen Erdrückungsverluste von anderen Todesursachen wie beispielsweise Infektionen, Durchfall, Totgeburten etc. unterschieden werden. Diese Differenzierung der nach Buchtentyp und Fixierungsvariante aufgetretenen Ferkelverluste sollte Aufschluss darüber geben, in welchem Zeitraum nach der Geburt ein erhöhtes Erdrückungsrisiko für die Ferkel besteht.


Zudem war von Interesse, wie das Erdrückungsrisiko durch eine Fixierung der Sau im Abferkelstand minimiert werden kann und ob sich die Buchtentypen diesbezüglich unterscheiden. Als weitere Einflussfaktoren wurden Wurfgröße, Wurfnummer, Quartal der Abferkelung, Behandlungen der Sau (z.B. gegen MMA, Lahmheit) und der Ferkel (Durchfall) berücksichtigt.


Weniger Verluste durch Fixierung:

Bei der freien Abferkelung in FV0 verendeten bei allen Buchtentypen die meisten Ferkel. Im Mittel der LK-Buchten verendeten in dieser Variante 17% der Ferkel.


Eine Fixierung der Sau für drei Tage nach der Geburt (FV3 und FV4) führt zu einer deutlichen Reduktion der Ferkelverluste. Eine darüber hinausgehende Fixierungsdauer (FV 6) hatte keine weitere Verminderung der Sterblichkeitsrate der Ferkel zur Folge.


Die Fixierung der Sau einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin (FV4) bietet bezüglich der Ferkelmortalität Vorteile verglichen mit einer Fixierung nach Ende der Geburt (FV 3). Letztere mit freier Sau in der Geburtsphase führt zu einem erhöhten Auftreten von gefährlichen Positionswechseln im Vergleich zu den anderen Varianten. Außerdem ergeben sich für den Landwirt höhere arbeitswirtschaftliche Anforderungen. Er muss die Sauen laufend beobachten, um sie genau nach Ende der Geburt einschließen zu können. Dazu kommt, dass er von der Geburt geschwächte Sauen extra auftreiben muss, um sie im Stand zu fixieren.


Nicht-fixierte Sauen sind aktiver.

Die Fixierung der Sau hat einen signifikanten Einfluss auf die Aktivität der Sauen vor bzw. nach der Geburt. In der Nestbauphase zeigen im Stand eingesperrte Sauen vermehrt Positionswechsel. Das Nestbauverhalten dauert bei nicht-fixierten Sauen länger an und ist gekennzeichnet durch höhere Aktivität verglichen mit fixierten Tieren.


Ebenso sind nicht-fixierte Sauen bei der Geburt aktiver und wechseln öfter die Liegeposition. Die Fixierungsvariante hat jedoch keinen Einfluss auf die Geburtsdauer.


Die Aktivität der Sauen ist am Tag nach der Geburt mit und ohne Fixierung gering und steigt danach deutlich an. Fixierte Sauen zeigen jeweils am Tag des Öffnens des Abferkelstandes erhöhte Aktivität. Außerdem hat die Fixierungsvariante keinen Einfluss auf die Tier- und Buchtenverschmutzung.


Bei Sauen und Ferkeln ist kein eindeutig gerichteter Effekt auf die beurteilten haltungsbedingten Schäden und Verletzungen festzustellen. In den Buchtentypen treten diese unterschiedlich gehäuft auf. Sie stehen häufig in engem Zusammenhang mit der gewählten Bodenausführung und der jeweiligen Standkon-struktion.


Einige haltungsbedingte Verletzungsrisiken wurden im Projektverlauf durch entsprechende Adaption der Buchten beseitigt.


Höhere Kosten:

Im Durchschnitt der LK-Buchten sind die Aufzuchtleistungen (vor allem bei FV4 und FV6) mit denen in konventionellen Abferkelbuchten mit permanenter Fixierung der Sau vergleichbar. Die Vergleichsbasis dazu bildet das bessere Leistungsviertel der österreichischen Arbeitskreise.


Eine Überraschung gab es aber bei den ermittelten Produktionsleistungen bei FV4. Dort waren diese im Vergleich zu konventionellen Buchten sogar etwas besser. Diese Differenz ergab sich aus den leicht besseren Leistungen bei FV4 in den drei Betrieben des Forschungsprojekts im Vergleich zu konventionellen Buchten der österreichischen Arbeitskreisbetriebe.


Produktion verteuert sich.

Allerdings ist die Wirtschaftlichkeit der Ferkelproduktion in den neuen Buchten bei gleichen Produktionsleistungen mit Mehrkosten verbunden (siehe Übersicht). Im besten Fall liegen die Mehrkosten bei der FV4 im Mittel der drei LK-Buchten bei 0,87 €/Ferkel bzw. bei 3244 € in einem Modellbetrieb mit 140 Sauen.


Im einzelbetrieblichen Fall können die Kosten davon abweichen. Unterm Strich liegen die LK-Buchten in punkto Kosten aber deutlich unter den beiden Varianten Pro-Dromi und SWAP.


Die zusätzlichen Gebäudekosten liegen im Mittel der drei LK-Buchten bei 22€ pro Zuchtsau und Jahr. Für den erhöhten Arbeitsaufwand wie fürs Ferkelfangen, Ausmisten usw. sollten Landwirte rund 45 Minuten je Zuchtsau und Jahr einrechnen.


Hinsichtlich der Systembeurteilung sind die drei LK-Buchten rechtskonform ausgeführt. Dies gilt grundsätzlich auch für die Buchtentypen SWAP und Pro-Dromi. Diese weisen jedoch Mängel in der Rutschfestigkeit des Bodens, der Verstellbarkeit der Abferkelstände und der Arbeitssicherheit auf.


In allen untersuchten Buchtentypen ist die Bewegungsfreiheit der Muttersau gegeben. Hierbei sind bei der vorgegebenen Mindestfläche von 5,5 m2, die zu jeder LK-Bucht entsprechend definierten Längen- und Breitenmaße entscheidend im Hinblick auf die Funktionalität der jeweiligen Bucht.


Ähnliche Leistungen und Kosten:

Für welche Bucht sich Landwirte entscheiden, hängt von der persönlichen Einstellung ab. Von der Aufzuchtleistung, den Ferkelverlusten und den zusätzlichen Kosten unterscheiden sich die drei LK-Buchten kaum. Laufende Informationen zum Projekt finden Sie unter www.lko.at/projekt-pro-sau -bk-

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