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Für die Zuckerrübe wird es eng

Lesezeit: 4 Minuten

Die Verträge für die Rübenlieferungen ab 2017 stehen fast überall in Deutschland. Der Anbau wird für die meisten Landwirte unattraktiver.


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Die Katze ist aus dem Sack: Alle deutschen Rübenanbau-Verbände haben sich mit den Zuckerunternehmen auf die Lieferbedingungen nach dem Quotenende 2017 geeinigt. Die Ergebnisse ähneln sich in der ganzen Republik auffallend. Die meisten Rüben werden die Unternehmen abhängig vom Zuckererlös bezahlen und so die Landwirte am Marktrisiko beteiligen.


Auf den Informationsveranstaltungen setzten die Firmenvertreter für ihre Rechenbeispiele einen Zuckererlös von 450 €/t an und kamen so auf Rübengelder von knapp über 30 €/t inklusive Zu- und Abschlägen. Damit hätte die Rübe eine ernsthafte Überlebenschance auf den Feldern. Denn bei den aktuell niedrigen Weizen- und Rapspreisen bleibt sie bei solchen Rübengeldern lukrativer als diese Konkurrenzkulturen (siehe Übersicht 1).


Grundpreis oder Topf-Modell?

Südzucker verabschiedet sich 2017 vom altbewährten System des Rübengrundpreises. Stattdessen einigte sich das Unternehmen mit dem Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ) auf einen „Alles-inklusive-Preis“ für die gesamte Rübenmenge. Entnimmt man diesem Geld-Topf alle zu zahlenden Zu- und Abschläge, ergibt sich aus dem verbleibenden Betrag der Rübengrundpreis. Zu- und Abschläge kosten somit das Unternehmen künftig nichts mehr extra, sondern beeinflussen nur noch die Aufteilung des Rübengeld-Topfes unter den Bauern. Der aktuell vereinbarte Preis gilt allerdings nur vorläufig. Nach der Kampagne 2017/18 wollen sich VSZ und Südzucker noch einmal zusammensetzen und überlegen, ob der Preis im dann herrschenden Marktumfeld die Rübe noch attraktiv macht. Wenn nicht, soll es weitere Aufschläge geben.


Auch die Lieferanten der anderen drei Unternehmen werden ihr genaues Rübengeld künftig erst nach der Kampagne erfahren. Denn nur wenige Landwirte haben sich für die Festpreismodelle entschieden, und das wiederum nur für Teilmengen ihrer Rüben. Die meisten setzen stattdessen auf die marktabhängigen Modelle. Alle Unternehmen bieten den Landwirten an, sie künftig an den Preisschwankungen des Weißzuckers zu beteiligen. Bei Südzucker ist das sogar die einzige Option (siehe Übersicht 2). Bewahrheiten sich die Prognosen der Firmenvertreter, ergeben sich Endpreise von gut 30 €/t.


Doch ob der genannte Zuckererlös von 450 €/t ab 2017 realistisch ist, sei dahingestellt. Denn alle Unternehmen wollen deutlich mehr produzieren. Für die Jahre nach der Quote rechnen sie mit einem Verdrängungs-Wettbewerb in Europa. Derzeit liegt der EU-Weißzuckerpreis bei ca. 430 €/t. Wenn alle europäischen Hersteller mehr Zucker produzieren, der Verbrauch aber relativ konstant bleibt, wird Druck auf die Preise unvermeidlich sein. Einen Ausweg könnte nur der Weltmarkt bieten, falls die Preise hier deutlich über das EU-Niveau klettern. Dann könnten die EU-Produzenten ihre Mehrmengen gewinnbringend exportieren anstatt untereinander zu konkurrieren.


Aktuell liegt der Weltmarktpreis fast gleichauf bei ca. 430 €/t. Die deutschen Zuckerunternehmen machen den Bauern die Hoffnung, dass es im Rest der Welt künftig zu einer knappen Zuckerversorgung kommen wird, z.B. durch von Wetterkapriolen bedingte Missernten.


Analysten rechnen jedoch eher mit einem leichten Abfall als mit einem starken Anstieg in den nächsten anderthalb Jahren. Das äußert sich z.B. in den Preisen für den Zucker-Kontrakt Nr. 5 an der Warentermin-Börse LIFFE in London: Rohrzucker zum Lieferdatum Dezember 2017 kostet dort derzeit ca. 473 US-Dollar pro Tonne. Beim aktuellen Wechselkurs entspricht das ca. 420 €/t. Die Prognosen der Firmenvertreter auf den Winterveranstaltungen erscheinen vor diesem Hintergrund eher optimistisch.


Preis nicht gleich Erlös.

Hinzu kommt: Die Unternehmen beziehen sich in ihren Vertragsangeboten nicht auf den EU-Zuckerpreis, sondern auf ihre Zuckererlöse. Sie legen also auch die Erlöse aus dem Ethanol- und Industriezuckergeschäft auf die Rüben um. Somit kann sich der Zuckererlös der einzelnen Unternehmen anders entwickeln als der EU-Zuckerpreis.


Liegt dieser Zuckererlös zur Kampagne 2017 bei 400 €/t, so müssen die Landwirte bei allen Unternehmen Rübengelder von unter 30 €/t schlucken. Nur beim dreijährigen Festpreis von Nordzucker stünde dann noch die „3“.


Sollten die Preise der Konkurrenzkulturen Raps und Weizen gleichzeitig ansteigen, so könnte die Zuckerrübe ihren Vorsprung gegenüber anderen Kulturen auf vielen deutschen Feldern vorerst verlieren. Raps liefert schon beim aktuellen Preis von 360 €/t einen etwas besseren Deckungsbeitrag als mit 28 €/t vergütete Rüben (siehe Übersicht 1). B-Weizen kann beim aktuellen Preisniveau von 140 €/t da noch nicht mithalten. Marktexperten sagen ihm jedoch eher einen Preisanstieg als -abfall bis zur Ernte 2017 voraus. Dann wird es eng für die Zuckerrübe.Claus Mayer

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