Alle schimpfen über sie, keiner möchte sie abschaffen: Die einheitliche Quote regelt Liefermengen und Preise.
Avram Bacher kommt direkt zur Sache: „Wenn ich noch eine vierte Quote bekommen könnte, wäre unser neuer Futtermischwagen viel besser ausgelastet!“ Der 65-jährige ist 40 Jahre im Geschäft und führt einen Betrieb nördlich von Haifa. Western Galilee Dairy gehört zu den Top 5, wie er sagt. Bacher gibt seinen Schnitt mit 13 700 l an.
Drei benachbarte Kibbuzim haben hier Lieferquoten zu einem Betrieb zusammengefasst. Drei Quoten sind das Maximum, da gibt es auch für Avram Bacher keine Ausnahme. Die Partnerbetriebe dürfen außerdem nicht weiter als 40 km auseinander liegen und ein Betrieb darf nicht mehr als 12 Mio. l bündeln. Die Rahmenbedingungen sollen verhindern, dass Großinvestoren die Milchproduktion in dem kleinen Land übernehmen.
Der gesamte Milchmarkt – die Liefermengen und die Preise – sind reglementiert. Ein Dreiergremium mit Vertretern der Milcherzeuger, der Regierung und der Milchindustrie trifft sich einmal pro Jahr, um die Quote festzulegen. Alle drei Monate überprüft das Israel Dairy Board (IDB) die Preise und passt sie z. B. an gestiegene Futterkosten an. Oder senkt sie, wenn das Einkommen der Betriebe zu hoch scheint. Ein Nachteil für die transparenten Milcherzeuger. „Warum müssen nicht auch die Molkereien ihre Profite offenlegen?“, ereifert sich Avram Bacher.
Politischer Druck.
Der Druck, günstige Produkte anzubieten, ist spürbar. Vor einiger Zeit hat es sogar Proteste wegen zu hoher Milchprodukt-Preise gegeben. Überhaupt ist der Milchmarkt politisch. Gerade hat das Parlament Knesset und auch die Farmer die geplante Übernahme der Molkerei Tnuva durch das chinesische Unternehmen Bright Food scharf kritisiert.Aufgebende Moshav-Betriebe können ihre Quoten nicht verkaufen. Das Milchboard vermarktet die Quoten aus diesem Bereich wieder an Familienbetriebe. So hofft auch Yehuda Sullivan auf zusätzliche Lieferrechte. Zusammen mit der Familie seines Schwagers will er Schritt für Schritt auf 120 bis 130 Kühe wachsen.
Bezahlt wird die Milch natürlich auch nach Inhaltsstoffen. Dabei steht vor allem der Eiweißgehalt im Vordergrund. Im März lag der Milchpreis bei 44 Eurocent pro Liter, die durchschnittlichen Produktionskosten bei 34 Eurocent.
Auch wenn Avram Bacher und die anderen Farmer auf unserer Reise auf die Reglementierungen und Wachstumsfesseln des Quotensystems schimpfen: Akzeptabel ist das vom Parlament immer wieder diskutierte Ende der Quoten-regelung für sie nicht. Bis 2017 ist alles fix, danach möchte sich die Regierung auch daran orientieren, was nach Ende der Quote 2015 in Europa passiert. Milchprofi Bacher wird bei dem Thema ziemlich emotional: „Wir bekommen kein Geld vom Staat, also sollen die uns in Ruhe lassen!“