Die Mischfutterhersteller wollen keine Zwangsumlagen. Sie setzen auf Qualität und Transparenz. Dafür braucht es glaubwürdige Gesichter, meint Dr. Hermann-Josef Baaken.
Was hält der DVT von der Idee?
Baaken: Wir begrüßen grundsätzlich alle Maßnahmen, mit denen das Image der Landwirtschaft und der gesamten Warenkette verbessert werden kann. Dabei setzen wir auf Freiwilligkeit statt einer Umlage. Jedes Unternehmen soll selbst entscheiden, ob und wie viel Öffentlichkeitsarbeit es macht.
Was spricht gegen den Vorschlag?
Baaken: Wir sitzen alle in einem Boot: Mischfutterhersteller, Vorlieferanten, Landwirte, Verarbeiter und weitere Vertreter in der Wertschöpfungskette. Zudem decken wir nur einen Teilbereich der tierischen Veredlung ab.
Die Hersteller können die Kosten doch an die Bauern weitergeben. Wo liegt das Problem?
Baaken: Mischfutter umfasst nur ein Drittel des Futtermitteleinsatzes. Eine Weitergabe von Kosten wäre nicht gerecht und auch nicht erlaubt. Wir sollten den Fehler einer Umverteilung nicht wiederholen.
Stimmt es, dass vor allem die privaten Unternehmen gegen die Idee sind?
Baaken: Nein. Im DVT ziehen wir an einem Strang. Uns allen ist das Ansehen der Landwirtschaft sehr wichtig.
Sehen Sie keinen Bedarf für mehr Öffentlichkeitsarbeit in der Agrarwirtschaft?
Baaken: Natürlich gibt es den. Aber allein auf Öffentlichkeitsarbeit zu bauen, reicht nicht aus. Es gibt ein grundsätzliches Akzeptanzproblem in breiten Teilen der Bevölkerung. Darauf müssen wir gemeinsame Antworten finden.
Welche haben Sie?
Baaken: Ein Beispiel ist unsere Kampagne „Gesichter der Branche“ mit Kurzfilmen über die Futtermittelwirtschaft und die Landwirte, die mit uns für das Wohl der Tiere sorgen. Wir gehen mit Transparenz und Offenheit in die Medien. Und wir investieren in ein sehr striktes Qualitätsmanagement für unser Futter. Glaubwürdigkeit und Image entstehen am ehesten über erfolgreiche Produkte.
Wie viel Geld stellt der DVT für die Öffentlichkeitsarbeit bereit?
Baaken: Wir haben unsere eigenen Aktivitäten in den letzten zwei Jahren verdoppelt und durch viele Netzwerke und Kooperationen ergänzt. Eines dieser Netzwerke ist das Forum Moderne Landwirtschaft. Wir sind dort seit Langem Mitglied, weil wir es für notwendig halten, die vielfältigen Maßnahmen der Branche zusammenzuführen und einheitlich zu kommunizieren. Darüber hinaus unterstützen wir die Landwirte ganz konkret und direkt bei ihren Aktionen. Denn nichts ist glaubwürdiger als die Person, die tagtäglich die Tiere betreut.
Das hört sich im Vergleich zum Mittelvolumen der vorgeschlagenen „Futtermittelabgabe“ bescheiden an. Reicht das?
Baaken: Es kommt nicht auf die Höhe, sondern auf die Effektivität an. Wenn man alle existierenden Programme zusammenlegen würde, käme eine nicht unerhebliche Summe heraus. Dies zu bündeln, ist eine große und Erfolg versprechende Aufgabe. Nur auf Werbeanzeigen zu setzen, wird nicht reichen. Auf diese Weise kann man die Millionen allerdings schnell verbrennen!
Wer muss sich aus Ihrer Sicht vor allem engagieren, die Bauern selber oder der vor- und nachgelagerte Bereich?
Baaken: Alle. Jeder in seinem Arbeitsgebiet und in seiner Verantwortung. Dazu brauchen wir Gesichter, die selbstbewusst, überzeugend und authentisch für die Branche sprechen.
Können sich die Unternehmen, die das Konzept von Herrn Nießing überzeugend finden, zusammentun und starten?
Baaken: Wer eine gute Idee hat, sollte sich Verbündete suchen. Ich kann nur jeden motivieren, zusammen mit Profis, die sich in der Landwirtschaft auskennen, aktiv zu werden.-sp-
Baaken: Wer eine gute Idee hat, sollte sich Verbündete suchen. Ich kann nur jeden motivieren, zusammen mit Profis, die sich in der Landwirtschaft auskennen, aktiv zu werden.-sp-
Liebe Leser, was halten Sie von dem Vorschlag? Wir freuen uns auf Ihre Meinung (redaktion@topagrar.com).
Dr. Hermann-Josef Baaken ist Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung (DVT) in Bonn. Der Verband vertritt knapp 300 Futtermittelhersteller.