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Gemeinsam gegen das Hochwasser

Lesezeit: 4 Minuten

Die Flut hat viele Landwirte und Winzer hart getroffen. Wir werfen einen Blick auf die Situation der Betroffenen und Helfer vor Ort.


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Vermisste, Tote, Verletzte, überflutete Felder und Dörfer, verwüstete Landstriche: Das Ausmaß der Starkniederschläge im Westen und Süden Deutschlands hat alle Befürchtungen überschritten. In den Regionen von der Eifel (Rheinland-Pfalz) über das Rheinland und das Ruhrgebiet bis nach Südwestfalen (NRW) haben die Wassermassen enorme Schäden angerichtet. Auch Bayern, Sachsen und Thüringen sind in Teilen betroffen. Am stärksten traf es die Regionen im Landkreis Ahrweiler. Hier fielen binnen 24 Stunden örtlich bis zu 150 l Regen pro Quadratmeter. „Das Wasser stieg innerhalb einer Dreiviertelstunde um 10 m und war nach drei Stunden wieder verschwunden. Zurück blieb eine Schneise der Verwüstung“, so Landwirt Matthias Jünck (siehe Seite 30), der als einer von vielen Freiwilligen seit Beginn an vor Ort hilft.


Höfe und Felder betroffen


Der Starkregen traf landwirtschaftliche Betriebe zum Teil existenziell, Flächen und Ställe wurden geflutet, Feldwege geschädigt. Rund 15000 ha Fläche waren nach Schätzung der Landwirtschaftskammer allein in NRW überschwemmt, in Rheinland-Pfalz ist die Lage noch unübersichtlich. „Durch die Dürren der vergangenen Sommer sind die Futtervorräte äußert knapp. Eine gute Grünlandernte wäre dringend erforderlich“, so Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes. Insbesondere auf den tiefer gelegenen Flächen lagerten sich massiv Unrat und Schlamm ab, was eine Ernte unmöglich macht. Laut Schätzungen sind rund 2500 landwirtschaftliche Betriebe betroffen. Die Schäden in Landwirtschaft und Weinbau belaufen sich auf insgesamt rund 220 Mio. €.


Die Wassermassen beschädigten auch in Süddeutschland im Berchtesgadener Land und Traunstein einzelne Wirtschaftsgebäude und spülten Zuwege zu Almen weg. „Dass es nicht schlimmer kam, lag auch daran, dass etliche Gemeinden nach dem Hochwasser 2013 an Bächen Flutpolder angelegt haben“, so Hans Zens, Bereichsleiter Landwirtschaft am Landwirtschaftsamt (AELF) Traunstein.


Auf einigen Betrieben geriet die Technik durch die Wassermassen ins Stocken. „Ohne Strom und Handyempfang haben wir trotz Notstromaggregat einen Tag gebraucht, um die Melkanlage ans Laufen zu bringen“, sagt Landwirt Stefan Brock aus Schweinheim, der durch die Flut zwei seiner 100 Kühe verloren hat. Allerdings betont er: „Solche Unglücke und die Schäden sind sicher tragisch. Gegen den Verlust des ganzen Hab und Gutes oder gar des Lebens ist es aber kaum der Rede wert.“


Neben Landwirten stehen viele Winzer im Ahrtal vor den Trümmern ihrer Existenz. Weingüter sind zerstört, Weinkeller vollgelaufen, das Wasser hat mehrere Jahrgänge davongespült. Besonders stark betroffen seien die Weinbaubetriebe mit Schäden in Höhe von 110 Mio. €, berichtet das BMEL. Doch auch der Großteil der Winzergenossenschaften an der Ahr sei zum Großteil nicht handlungsfähig. „Allein durch den vernichteten Wein sind Schäden von über 50 Mio. € entstanden“, so Dr. Knut Schubert, Geschäftsführer des Weinbauverbands Ahr. Von 65 Weingütern im Vollerwerb sind 95% derzeit nicht handlungsfähig, schätzt er.


Siedlungsgebiete verwüstet


Deutlich stärker als Landwirtschaft und Weinbau traf es die Siedlungsgebiete im Ahrtal. Von einst beschaulichen Stadtbildern bleibt nur vollständige Verwüstung. Nach Schätzungen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) haben allein dort mindestens 17000 Menschen unmittelbar ihr Hab und Gut verloren oder stehen vor erheblichen Schäden. Der örtlichen Polizeiinspektion zufolge forderte das Unwetter allein im Landkreis Ahrweiler 141 Todesopfer. Sieben Personen werden derzeit vermisst und 766 Personen wurden verletzt (Stand zu Redaktionsschluss, 12.8.2021).


Enorme Hilfsbereitschaft


Die Not der betroffenen Menschen führte zu einer großen Welle der Hilfsbereitschaft. Neben Helfern der Bundeswehr, THW und Feuerwehr rückten zahlreiche Helfer, darunter auch viele Landwirte, Lohn- und Bauunternehmer, aus allen Teilen Deutschlands mit ihrer Technik vor Ort an und halfen über Wochen bei den Aufräumarbeiten. Viele von ihnen folgten den Aufrufen über die sozialen Medien, unter anderem von Markus Wipperfürth (s. Seite 30). „Das war wie ein Schneeballsystem“, erklärt der Lohnunternehmer aus der Nähe von Köln. Viele Helfer ließen ihre eigene Arbeit, Getreideernte und Kundenaufträge liegen. Die Organisation der Aufräumarbeiten erfolgte zum Großteil in Eigenregie.


Vor allem die Entsorgung der enormen Abfallmengen stellte die Helfer vor Herausforderungen. Landwirte aus den Überschwemmungsregionen sind dringend auf finanzielle Hilfen, Futterspenden und Beratung angewiesen. Das Bundeskabinett hat erste Soforthilfen für hochwassergeschädigte Betriebe beschlossen. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski stellte zudem europäische Nothilfen für die betroffenen Landwirte in Aussicht. Weitere Tipps finden Sie auf Seite 32. ▶


anne.kokenbrink@topagrar.com

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