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Genehmigungen für Stallumbau vereinfachen!

Lesezeit: 6 Minuten

Sauenhalter Johannes Uebbing wünscht sich keine pauschalen Hilfen vom Staat. Der müsse stattdessen faire Bedingungen für den Umbau schaffen und besonders die Afrikanische Schweinepest in den Griff bekommen.


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Johannes Uebbing aus Wetschen in Niedersachsen ist mit Leib und Seele Unternehmer. Bereits vor Jahren hatte sich der Landwirt intensiv mit den Zukunftschancen seines Betriebes auseinandergesetzt und die Weichen gestellt: volle Konzentration auf die Ferkelproduktion. Aus damaliger Sicht war es die richtige Entscheidung. Zwar gehören zum Betrieb stattliche 90 ha Eigenland, doch angesichts der damals geringen Erlöse im Ackerbau fiel die Wahl zugunsten der Veredlung aus. Um sich voll und ganz auf die Ferkelproduktion zu konzentrieren, lagerte er die Bewirtschaftung seiner Flächen stärker aus. Die Mais- und Roggenaussaat sowie die Ernte der 150 ha übernimmt seitdem ein Lohnunternehmer, die Bodenbearbeitung ein Mitarbeiter von Uebbing. Lediglich das Spritzen und die Düngung der Bestände erledigt nach wie vor seine Partnerin Nora, die ebenfalls gelernte Landwirtin ist.


Neubau der Sauenställe


2018 entschied sich der heute 27-Jährige für den Bau neuer Sauenställe, da die Gebäude auf der Hofstelle fast alle 30 Jahre alt waren und nicht mehr dem Stand der Technik entsprachen. Es wurde ein Rundumschlag und 90 neue Abferkelbuchten, 165 Warte- und 1000 Flatdeckplätze entstanden. Insgesamt hält er auf der Hofstelle nun 450 Sauen und mästet noch zwei Drittel seiner Ferkel selbst, also insgesamt 9000 Mastschweine im Jahr.


Dass Preise schwanken, gehört für den Unternehmer zum Geschäft dazu. Darauf hatte sich Uebbing eingestellt. Womit er nicht gerechnet hatte: Wegen der neuen Haltungsverordnung muss er den neuen Abferkelstall nun in spätestens 15 Jahren wieder komplett umbauen.


Dabei hatte der junge Landwirt seine Gebäude nach damaligem Stand der Technik geplant und gebaut: 5,2 m² große Buchten ohne Ferkelschutzkorb. Doch die Vorgaben sind nun hinfällig. Der Gesetzgeber verlangt mindestens 6,5 m² große Buchten und seine Sauen darf er künftig nur noch maximal fünf Tage lang rund um den Geburtstermin fixieren.


ASP-Bekämpfung zu lasch


Uebbing muss nun Wohl oder Übel seinen Abferkelstall erneut umbauen. Dafür hat er zwar bis 2036 Zeit. „Die 1 Mio. €, die ich in den Stall investiert habe, bekomme ich bei den aktuellen Preisen in 15 Jahren nicht heraus“, sagt er. Derzeit legt er trotz 30 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr sowie mehr als 900 g Tageszunahmen bei den Mastschweinen noch Geld drauf, fügt er resigniert hinzu.


Die Gründe für die schlechten Preise sieht er nicht nur in der Coronakrise und den Absatzschwierigkeiten im Export. Auch der Regierung gibt er eine Teilschuld. Sie unternimmt seiner Meinung nach zu wenig gegen die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP).


Die Schweinehaltung in Deutschland sei trotz des sinkenden Fleischkonsums eine wichtige Branche, die vielen Menschen einen Arbeitsplatz biete – auch im vor- und nachgelagerten Bereich. „Hier hat uns die Regierung im Stich gelassen. Sie hätte deutlich schneller und gezielter auf die Seuche von außen reagieren müssen. So hätte der Zaun Richtung Polen schon deutlich eher stehen können, wie in Dänemark“, meint der Sauenhalter wütend.


Faire Rahmenbedingungen


Wie viele seiner Kollegen, sieht er eine pauschale finanzielle Unterstützung der Schweinehaltung durch die Politik kritisch: „Die Schweinepreise waren auch in der Vergangenheit von einem Auf und Ab geprägt. Vor einem Jahr haben wir von Schweinepreisen um 2 €/kg profitiert, da muss ich als Betriebsleiter dann einen Puffer für schlechtere Zeiten schaffen.“


Stattdessen fordert er von der neuen Bundesregierung faire Rahmenbedingungen für den Markt. So wünscht er sich beispielsweise einen Abbau der Bürokratie und der staatlichen Auflagen, um auf den Markt reagieren und investieren zu können. So hatte die Verwaltung fünf Jahre gebraucht, um ihm den Neubau der Ställe zu genehmigen. Da er ahnte, dass der Prozess sich hinziehen könnte und in der Zwischenzeit möglicherweise das Baurecht erneut verschärft werden würde, hat er alle seine Ställe auf einmal erneuert.


Er behielt recht. So darf er heute keinen neuen Maststall mehr bauen, obwohl er gerne alle seine Ferkel selbst mästen würde. „Ich kann nicht in kleinen Schritten wachsen, wie die Generationen meiner Eltern, sondern musste direkt einen Millionenbetrag investieren.“ Das bringe ein deutlich höheres Unternehmerrisiko mit sich. „Viele Landwirte trauen sich dann nicht mehr zu investieren, sodass sie den Anschluss verpassen. Das heizt den Strukturwandel an“, erklärt er.


Zudem wünscht er sich von der neuen Regierung eine gezielte Förderung nachhaltiger Innovationen. Zwar müsse die Landwirtschaft ihren Anteil zum Klimaschutz beitragen. Allerdings dürfe das nicht auch noch finanziell zulasten der ohnehin angeschlagenen Betriebe gehen.


Als weiteres Beispiel führt er seine Luftwäscher an, mit denen er alle Ställe ausgerüstet hat. „Diese filtern Ammoniak und Geruch und sorgen so für saubere Luft, tragen aber nicht zur Wirtschaftlichkeit bei. Im Gegenteil: Uebbing hat sogar höhere Ausgaben. Wenn die neue Regierung den Fokus stärker auf den Klimaschutz richte, dann sollte diese den Umbau komplett fördern.


Ähnlich beurteilt er auch die Borchertpläne. Diese wären ein Eingriff in den freien Markt. „Wenn der Staat die Produktionsregeln aufstellt, muss er das auch bezahlen“, so der Schweinehalter.


In Zukunft höhere Standards


Insgesamt blickt der 26-Jährige aber optimistisch in die Zukunft. „Trotz der aktuell schlechten Preise sehe ich eine Zukunft in der heimischen Ferkelproduktion“, sagt er. „Wir können zwar mit unseren Auflagen und dem Lohnniveau nicht für den Weltmarkt produzieren. Das können Russland oder China viel günstiger“, so Uebbing.


Stattdessen sieht er eine Chance in den höheren Produktionsstandards und verweist auf unser Nachbarland Dänemark: „Die Dänen halten auch weiterhin Sauen, obwohl die Produktionskosten deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegen. Dafür ist die Produktion dort nachhaltiger mit einem Plus an Tierwohl. Das können wir auch.“ So kastrieren die Dänen ihre Ferkel schon länger mit Schmerzlinderung, außerdem müssen neue Ställe befestigte oder perforierte Liegeflächen haben.


Uebbing glaubt allerdings, dass sich die Haltungsstufen eins bis vier auf Dauer nicht etablieren. „Der Verbraucher geht in den Supermarkt und kauft entweder Bio oder das günstigste Angebot“, ist der Schweinehalter überzeugt. Er selbst produziert zwar auch für Haltungsstufe 2 mit dem Bonus der Initiative Tierwohl, ist aber auch in Zukunft offen für Neues.-msh-

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