Zu „Windpacht: Geldsegen mit Tücken“, top agrar 10/2011, Seite 42
Als langjähriger Windenergiebetreiber und -planer möchte ich einige Bemerkungen ergänzen:
Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass ein Planer/Projektierer nur möglichst hohe Pachten bieten muss und schon ist er der richtige Vertragspartner. Oftmals wird versprochen, was später nicht eingehalten werden kann:
1. Auf vielen potenziellen Windflächen wurde oftmals doch kein Windpark gebaut, weil gravierende Fehler bei der Planung gemacht worden sind oder das Genehmigungsverfahren falsch geführt wurde und dann andere Flächen von den Gemeinden bevorzugt wurden. Das größte Risiko für betroffene Landwirte ist, wenn sie trotz geeigneter Flächen dann doch nicht berücksichtigt werden, weil der Projektierer nicht professionell ist. Also sollte man immer Referenzen verlangen.
2. Ein guter Planer bietet auf jeden Fall die Errichtung eines Bürgerwindparks an, damit sich sowohl Landwirte als auch Bewohner in unbegrenzter Höhe beteiligen können. Das schafft die Akzeptanz in der Bevölkerung. So manches Projekt ist gescheitert, weil Gemeinde und Bürger von Projektierern übergangen und verärgert wurden. Und ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen, ist es zu spät.
3. Deshalb sollte ein Planer auch offenlegen, wer eigentlich die Betreiber sein sollen. Oft werden Projekte später an unbekannte Finanzinvestoren verkauft statt mit Landwirten, Bürgern, Gemeinden und örtlichen Energieversorgern zu kooperieren.
4. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass die vorgelegten Nutzungsverträge überhaupt von einer namhaften deutschen Bank akzeptiert sind, weil sonst die Finanzierung scheitert.
Das bedeutet: Seriös ist nicht automatisch der Projektierer, der die höchsten Nutzungsentgelte verspricht, sondern der, der ein seriöses Gesamtkonzept vorlegt, gute Referenzen hat und Landwirten, Bürgern und örtlichen Investoren Beteiligungen bietet.
Uwe Thomas Carstensen,
30173 Hannover