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Gierig nach Spenden!

Lesezeit: 8 Minuten

Nächtliche Stallbesuche, gezielte Kampagnen gegen Landwirte und geschickte Medieninszenierungen: Die Tierrechtler wissen, wie sie an Spendengelder kommen. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack hat hinter die Kulissen geschaut.


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Eines muss man den Tierrechts-organisationen lassen: Sie verstehen es, sich in Szene zu setzen und haufenweise Geld einzusammeln. Das belegt das Beispiel Deutsches Tierschutzbüro. Für das Jahr 2011 wies der Verein in seinem Finanzbericht Spenden und Mitgliedsbeiträge von gut 14000 € aus. 2016 waren es knapp 735000 € – ein Plus von über 5000%!


Das Deutsche Tierschutzbüro und andere Organisationen wie zum Beispiel tierretter.de oder Animal Rights Watch (ARIWA) sind bei der Spendenakquise so erfolgreich, weil sie offensiv mit ihrer steuerlichen Gemeinnützigkeit werben und weil sie intensiv im Fahrwasser von medial aufsehenerregenden Kampagnen gegen die Tierhaltung schwimmen bzw. diese selbst inszenieren.


Immer dieselbe Masche:

Zur Vorbereitung der finanziell offenbar lukrativen Kampagnen nehmen die Akteure von den Gerichten nahezu unbehelligt auch Straftatbestände in Kauf, z.B. § 123 StGB Hausfriedensbruch. Jedenfalls wertete das Oberlandesgericht Naumburg einen Stallbesuch von Tierrechtlern in einem Betrieb in Sachsen-Anhalt nicht als Hausfriedensbruch. Das sei eine legitime Notstandshandlung gewesen, argumentierten die Richter. Angeblich war es anders nicht möglich, auf die Rechtsverstöße hinzuweisen.


Für viele Landwirte ist der Naumburger Richterspruch ein Schlag in die Magengrube. Denn das Urteil lädt die Tierrechtler geradezu ein, noch mehr Ställe heimlich zu besuchen. Und wer sich mit den Tierrechtler-Kampagnen näher beschäftigt, gewinnt sogar den Eindruck, die Aktivisten führen eine private Schleierfahndung außerhalb des staatlichen Rechts durch.


Ins Visier geraten vor allem die landwirtschaftlichen Betriebe, deren Betriebsleiter oder Angehörige öffentlich bekannt sind bzw. die als Funktionäre wichtige Ämter wahrnehmen. NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze-Föcking und der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Röring sind die prominentesten Beispiele. Häufig werden diese „Ziel-Bauern“ sogar mehrfach besucht, nur um das gewünschte Bild zu bekommen. Es sind Beispiele bekannt, bei denen es mindestens sechs heimliche Stallbesuche gegeben hat.


Hauptsache die Kasse stimmt:

Wer in Not ist, dem muss sofort (!) geholfen werden. Das gilt für Mensch und Tier. Viele Tierrechtler sehen das aber anscheinend anders. Denn typisch ist, dass die Bilder mitunter erst nach mehreren Monaten, manchmal sogar erst nach Jahren veröffentlicht werden. Der Grund liegt auf der Hand: Erst wenn die mediale Aufmerksamkeit da ist, lässt sich damit richtig Geld verdienen.


Die teils sehr späte Veröffentlichung der Bilder zeigt, wie wenig es den Tierrechtlern tatsächlich ums Wohl des einzelnen Tieres geht. Denn echte Tierschutzvergehen gehören angezeigt – und zwar sofort und ohne Ansehen der jeweiligen Person! Darüber besteht auch im Berufsstand Einigkeit.


Zum System gehört es mittlerweile auch, alles und jeden über einen Kamm zu scheren. Alle Tierhalter seien Tierquäler, wird zumindest suggeriert. Nur so kommt man dem eigentlichen Ziel näher: die Abschaffung der Tierhaltung.


Arbeitsteilige Vorgehensweise:

Tierrechtsorganisationen sind oft ein eingespieltes Team. Die eine Organisation dringt nachts in Ställe ein, die nächste stellt Strafanzeige und eine dritte erhält Zugriff auf das gewonnene Bild- und Filmmaterial. So kann letztere als Saubermann die Spenden einsammeln und das Verbandsklagerecht öffentlichkeitswirksam zu Werbezwecken nutzen. Diejenigen, die die Drecksarbeit machen, bleiben im Dunkeln.


Auf den ersten Blick verwirrend ist das Geflecht von Unternehmen und Dienstleistern. Viele werben öffentlich damit, Tätigkeiten für die jeweiligen Tierrechtsvereine auszuführen. Dazu gehören Presse- und Kampagnenarbeit, Websitenerstellung etc. Gute Logistikstrukturen ermöglichen die effektive Vermarktung der Bilder.


Die Inhaber dieser „Tochterunternehmen“ sind oft auch in führenden Positionen der Tierrechtsvereine tätig. Mindestens im Fall tierretter.de operieren die Verantwortlichen dabei unter falschem Namen. Wie viel von den Spenden am Ende über die Dienstleistungsorganisationen in privaten Taschen landen, ist reine Spekulation.


Keine Auskunft:

Wofür die gemeinnützigen Tierrechtsorganisationen ihr Geld konkret ausgeben und wohin das Geld fließt, lässt sich ebenfalls nicht belegen. Ein markantes Beispiel ist das Deutsche Tierschutzbüro. Die ISN hat den Verein mehrfach um Klarstellung und Transparenz gebeten sowie um Auskunft zu den Verflechtungen mit anderen Organisationen und Unternehmen ersucht, unter anderem zu einer Presseagentur mit dem Namen „green yellow pr“. Inhaber von „green yellow pr“ ist Jan Peifer, zugleich 1. Vorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.


Auf die Anfragen reagierte das Deutsche Tierschutzbüro nur über seinen Anwalt. Dieser bat um Verständnis dafür, dass „seine Mandanten anlasslose und tendenziöse Fragen“ grundsätzlich nicht beantworten. Zudem bat man darum, von weiteren Anfragen abzusehen. Interessant ist dabei, dass die betreffende Anwaltskanzlei sowohl das Deutsche Tierschutzbüro als auch dessen 1. Vorsitzenden persönlich vertritt.


Die Rechtsvertreter haben anscheinend gut zu tun: Im Finanzbericht 2016 gibt der Verein Aufwendungen für Rechtskosten in Höhe von über 50000 € an. Wofür und für wen diese genau angefallen sind, bleibt offen. Dabei sollte man doch annehmen, dass gemeinnützige Organisationen Transparenz groß schreiben. Für viele Tierrechtler gilt das leider nicht. Jedenfalls erhielt die ISN auf ihre Fragen jedes Mal keine oder nur völlig unzureichende Antworten. (Anmerkung der Redaktion: top agrar hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.)


Immer das gleiche Muster:

Sobald die gewünschten Bilder „im Kasten“ sind, wird versucht, diese optimal zu vermarkten. Oft wird das vermeintlich belastende Bild- und Filmmaterial den öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sendern angeboten. Auch medientaug-liche Gesprächspartner werden vorgeschlagen. Im Rahmen der Berichterstattung wird dann der Eindruck vermittelt, dass es bei deutschen Tierhaltern systematische Mängel und erhebliche Kon-trolldefizite gibt. Die Betroffenen bzw. ihre Vertreter kommen dabei übrigens nur eingeschränkt zu Wort und haben kaum Gelegenheit, zwischen Einzelfällen und den Verhältnissen in der gesamten Tierhaltung zu differenzieren.


Im Nachgang dieser ersten Infowelle nehmen Tageszeitungen das Thema auf und berichten ebenfalls. Auch diese bekommen das notwendige Bildmaterial oft unaufgefordert, gut aufbereitet und kostenlos von den Tierrechtlern sozusagen „frei Haus“ zur Verfügung gestellt.


Pfiffige Spendensammler:

Die Tierrechtler nutzen die mediale Aufmerksamkeit und werben vor allem in den sozialen Medien um Spenden. Zwei aktuelle Beispiele machen sehr anschaulich, wie sie dabei vorgehen:


  • Im Februar 2018 startete ARIWA eine neue Kampagne mit Bildern über angebliche Tierschutzverstöße aus mehreren Betrieben. Diese sind nach eigenen Angaben im Sommer 2017 entstanden. Flankiert wurde die Aktion mit reichlich Spendenaufrufen und Hinweisen, dass man die Organisation auch testamentarisch als Erben einsetzen kann (siehe Übersicht 1).
  • Auch das Deutsche Tierschutzbüro lässt sich einiges einfallen. So warb man jüngst mit erneuten Tierschutzverstößen aus einem bereits in der Vergangenheit aufgefallenen Betrieb in Sachsen-Anhalt. Die mediale Aufmerksamkeit wurde zuerst über einen Privatsender generiert. Parallel dazu wird die Kampagne bundesweit über eine eigens hierfür gestaltete Webseite vermarktet. Hier wird auch zu Spenden aufgerufen. Die von der Werbung angesprochenen Spender werden aufgefordert, durch das Anklicken eines konkreten Feldes bzw. Betrages darüber zu entscheiden, wie viel Geld und wofür sie spenden wollen (siehe Übersicht 2). Ob ihre Erwartungen letztlich erfüllt werden, erfahren sie nicht.


Für viele Tierrechtsorganisationen ist NRW ein lukrativer Standort, seitdem vor 20 Jahren das sogenannte Sammlungsgesetz ersatzlos aufgehoben wurde. Aus Sicht des Landes war das eine Maßnahme zum Bürokratieabbau, die sich bewährt hat. Unredlichen Sammelpraktiken könne man auch mit Mitteln des Ordnungs- und Strafrechts begegnen, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage aus dem Jahr 2000.


Zugleich räumt die Landesregierung ein, keine Kenntnisse mehr über Umfang und Art der Sammlungen zu haben. Das sei aber kein Problem, da die Verbraucherzentralen und die örtliche Presse vor Missbrauch warnten. Zudem könnten sich die Bürger an das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) wenden und sich dort über die sammelnde Organisation informieren.


Mittlerweile sind 13 von 16 Bundesländer dem Beispiel NRW‘s gefolgt. Nur im Saarland, in Thüringen und in Rheinland-Pfalz wird den Spendensammlern bis heute auf die Finger geschaut. Die Spendenexperten vom DZI halten die Sammlungsaufsicht in Rheinland-Pfalz dabei für vorbildlich. Dort verhänge die zuständige Dienstleistungs- und Aufsichtsdirektion (ADD) jährlich zehn bis fünfzehn Sammlungsverbote. Diese sollten nach Ansicht des DZI bundesweit bekannt gemacht werden.


Betroffene leiden:

Ungebetene Stallbesuche belasten die betroffenen Landwirte und ihre Familien enorm. Psychologen halten die Traumatisierung durch die anschließenden Diffamierungs- und Skandalkampagnen für weit schlimmer als die Folgen eines herkömmlichen Wohnungseinbruchs (siehe Seite 24).


Neben der Angst der Familien vor einem erneuten Besuch kommt die Furcht vor Mobbing hinzu. Man steht in der Zeitung, wird zum Gerede im Dorf. Das kann sich bis auf das schulische Umfeld der Kinder niederschlagen.


Im Rahmen der Kampagnen werden zwar keine Personen gezeigt oder diese im Bild unkenntlich gemacht. Doch sollte jedem klar sein, dass gerade im ländlichen Raum und vor allem in funktionierenden Dorfgemeinschaften angesichts des großen medialen Fokus schnell klar ist, um wen es geht. Berechtigt oder nicht: Ertragen muss die Angriffe dann nicht nur der Stallbetreiber, sondern explizit auch seine Familie und die Mitarbeiter.


Kontakt:


marcus.arden@topagrar.com

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