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Helfer auf vier Klauen

Mit 80 Wasserbüffeln beweidet ein Landwirt aus Oberschwaben Sumpf- und Moorflächen.

Lesezeit: 4 Minuten

Fragt man Markus Gaub, ob er eher Landwirt oder eher Landschaftspfleger ist, lacht er und sagt: „beides“. Seine zwei Betriebszweige sind so eng miteinander verwoben, dass er sie kaum auseinanderhalten kann.

Er hält 80 Wasserbüffel, die hervorragendes Fleisch liefern und die sich für besonders anspruchsvolle Aufgaben in der Landschaftspflege eignen. Der Landwirt aus Eichstegen im Landkreis Ravensburg gilt in seiner Region als erste Adresse, wenn es um die Pflege nasser, sumpfiger oder mooriger Flächen geht.

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Suhlen und Schlammbäder:

Die Wasserbüffel brauchen ab einer Temperatur von 22°C Suhlen zum Abkühlen, weil sie nicht schwitzen können. Wenn keine Gewässer da sind, schaffen sie sich in Nasswiesen selbst Schlammbäder und legen damit gleichzeitig kleine Feuchtbiotope an. Als gute Schwimmer beweiden sie Sümpfe, Tümpel und Seen, fressen Schilf und Wasserpflanzen. Damit beugen sie einer Verlandung oder Verbuschung vor, ohne dabei Fauna und Flora zu zerstören.

Gaub ist eigentlich gelernter Koch. Weil er mit der Rindfleischqualität, die ihm in der Küche zur Verfügung stand, nicht zufrieden war, beschloss er 2003, sein eigenes Fleisch zu produzieren und begann mit der Zucht von Schottischen Hochlandrindern. Die Nachfrage nach dem Fleisch der „Highlander“ wurde nach kurzer Zeit so groß, dass er damit in die Direktvermarktung ging.

Weiden in Schutzgebieten:

Da er selbst nicht genug eigenes Land für die wachsende Herde hatte, erkundigte er sich bei der Naturschutzbehörde, ob er Schonflächen nutzen könne. „Dort fand man die Idee super“, erzählt Gaub. Er musste kein Land pachten, sondern wurde Landschaftspfleger.

Da die Hochlandrinder nur bedingt mit den vielen Moor-, Feucht- und Nasswiesen in seiner Gegend zurechtkommen, stellte Gaub auf Wasserbüffel um. „Damit konnte ich intensiver in die Arbeit für den Naturschutz einsteigen“, sagt Gaub.

Das Büffelfleisch lässt sich zudem sehr gut vermarkten und die Produktion ist wegen der höheren Zunahmen wirtschaftlich interessanter. Die Büffel bekommen nur Heu, Gras und Mineralfutter und nehmen trotzdem 900 bis 1200 g pro Tag zu“, sagt der Landwirt. „Weil ein Büffel deutlich langsamer verdaut als ein Rind, kann er auch Material verwerten, das sonst kein Wiederkäuer anrühren würde.“

Wenn die Büffel ihr Schlachtgewicht erreicht haben, schlachtet und zerlegt Gaub die Tiere zusammen mit seinem Vater, einem gelernten Metzger, und vermarktet das Fleisch per Internet und direkt ab Hof. Da er den ganzen Betrieb allein bewirtschaftet und dadurch oft nicht zu Hause ist, plant er jetzt die Anschaffung eines Verkaufsautomaten.

Spezial-Motormäher:

Weil ihm die Arbeit im Landschaftsschutz großen Spaß bereitet, pflegt er jetzt auch Flächen mit Maschinen. Da er vorwiegend nasse Flächen betreut, die manchmal bis zu 60 km entfernt liegen, verzichtet er auf Traktor, Balkenmäher und Ladewagen. Stattdessen steht auf seinem Hof ein leichter Spezial-Motormäher, mit dem er auch in sumpfigem Gelände gut zurechtkommt.

„Für einen Maschinen-Hersteller testet er gerade den Prototyp einer selbstfahrenden kleinen und leichten Presse, die ihm künftig den Abtransport des Mähguts aus den nassen Wiesen erleichtern soll – eine Arbeit, die er bisher von Hand erledigen musste.“

Die Maschinen und Büffel transportiert er per Anhänger bzw. Viehtransporter zum jeweiligen Einsatzort. Das Mähgut verwendet Gaub als Futter.

Mit seinen 60 ha Pflege- und etwa 40 ha sonstigen Wirtschaftsflächen hat Gaub mittlerweile ausreichend Weidegrund zur Verfügung, um zu expandieren. Er möchte seine Herde auf 100 Tiere aufstocken und auch die Landschaftspflege mit Maschinen weiter ausbauen.

„Betriebszweig rechnet sich.“

Markus Gaubs Spezialisierung auf sehr anspruchsvolle Pflegeflächen verlangt einen außergewöhnlichen Einsatz, gleichzeitig werden solche Flächen aber auch mit den höchsten Vergütungssätzen entlohnt. Auch der Direktvertrieb von Büffelfleisch floriert, sodass beide Standbeine zusammen die Wirtschaftlichkeit des Betriebs langfristig garantieren.

Neueinsteigern, die sich für diese Art der Landschaftspflege interessieren, empfiehlt er die Büffelhaltung wärmstens: „Das sind gutmütige Tiere – auch wenn sie manchmal unglaublich stur sein können. Man kann sie auch gut zusammen mit Rindern halten, wenn noch Platz im Stall ist.“ Wer noch freie Kapazitäten hat, solle einfach mal mit dem zuständigen Landschaftspflegeverband Kontakt aufnehmen, rät Gaub.

„Auf harte und ungewohnte Arbeit sollte man sich aber einstellen“, warnt er lächelnd. „Da passiert viel von Hand, im Schlamm, da muss man schon vom Traktor runtersteigen. Und auch zu Investitionen sollte man bereit sein, zum Beispiel in Spezialausrüstung wie Pflegeräder oder eine geeignete Mähvorrichtung – zumindest aber in extrahohe Gummistiefel.“Christiane Kretzer

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