Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Hilft ein Anbauverbot gegen den Maiswurzelbohrer?

Lesezeit: 4 Minuten

Angesichts der extrem hohen Fallzahlen des Maiswurzelbohrers im Rheintal plant das Regierungs-präsidium in Freiburg strengere Vorgaben. Landwirte befürchten Verluste und mehr Bürokratie.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

PRO


KONTRA


Mit dem Anbau von Mais lässt sich in der Oberrheinebene gegenüber den Getreidearten eine höhere Wertschöpfung erzielen. Daher gilt es, seine Ertragsfähigkeit für die Landwirtschaft nachhaltig zu erhalten.


Bei einer exponentiellen Vermehrung des Maiswurzelbohrers infolge der Nichteinhaltung von Anbaupausen würde diese Ertragskraft allerdings erheblich gefährdet! Zudem könnte sich der Schädling dadurch weiter in noch nicht oder bisher erst schwach befallene Gebiete ausbreiten.


Aus den Antragsunterlagen zur Förderung der Gemeinsamen Agrarpolitik konnten wir feststellen, dass Landwirte – trotz der EU-Vorgabe max. 75 % einer Hauptkultur anzupflanzen – auf einzelnen Flurstücken beim Monomaisanbau geblieben sind und dort keinen Fruchtwechsel vorgenommen haben.


Auf solchen Flurstücken haben wir in diesem Jahr in einzelnen Fallen über 4000 männliche Maiswurzelbohrer gefangen! Insgesamt konnten 2017 über 64000 männliche Käfer im Regierungsbezirk Freiburg, das heißt in der Rheinebene zwischen Basel und Bühl, gefangen werden. Das sind extrem hohe Zahlen! Zum Vergleich: Im letzten Jahr lagen wir bei nur ca. 18500 männlichen Käfern.


Aufgrund dieser Zahlen sehen wir uns gezwungen, wieder eine Allgemeinverfügung zu erlassen, die im Winter 2017/18 bekannt gemacht wird. Sie sieht vor, dass Mais nur maximal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auf einer Fläche angebaut werden darf.


Die Landwirte können sich 2018 auf diese neue Regelung einstellen. Ihre Umsetzung wird im Jahr 2019 kontrolliert. Bei Verstößen schöpfen wir den gegenüber Getreide erhöhten monetären Ertrag ab. Ein Bußgeld gibt es oben drauf.


Den Saatmais behandeln wir auch künftig als Ausnahme. Der Grund: Er umfasst nur ca. 3500 ha und wird auf der Basis jährlicher Verordnungen des RP ausschließlich in klar definierten Gebieten und unter definierten Bedingungen angebaut und überwacht.


Wir sind ein Familienbetrieb mit Ackerbau und Lohnunternehmen in der südlichen Ortenau. In unserer Umgebung wurden 2007 die ersten Maiswurzelbohrer gefunden. In der Folge durften wir von 2009 bis 2013 nur zwei Jahre in Folge auf dem gleichen Schlag Mais anbauen.


Zuvor waren wir ein reiner Körnermaisbetrieb, da diese Kultur bei uns am wirtschaftlichsten ist. Die damals auferlegte Fruchtfolge führte dazu, dass wir uns das nötige Know-how für den Getreideanbau erst wieder erarbeiten mussten.


Seit dem Ende dieser Regelung und der Anbaudiversifizierung durch die GAP 2014 haben etliche Betriebe alternative Kulturen in ihre Fruchtfolgen eingebaut. Damit gelingt es sehr gut, den Anbau von Mais schlagspezifisch alle zwei bis drei Jahre zu unterbrechen.


Die hohen Fundzahlen in diesem Jahr zum Anlass zu nehmen, uns wieder zum schlagspezifischen Fruchtwechsel nach zwei Jahren zu zwingen, ist für mich der falsche Weg. Gerade in unserer kleinstrukturierten Region, wo man jedes Jahr Flurstücke tauscht, dazubekommt oder verliert, ist das nicht praktikabel. Zumal das den Verwaltungsaufwand noch einmal extrem erhöhen würde.


Es wird immer Jahre mit stärkerem oder schwächerem Befall geben. Letztlich ist der Maiswurzelbohrer ein Problem für den Anbauer, nicht aber für die Umwelt, warum also eingreifen? Die Landwirte werden von selbst Maßnahmen ergreifen, wenn der Schaden zu groß wird.


Die Politik ist aus meiner Sicht vielmehr gefordert, uns zur Bekämpfung den Einsatz von Granulaten oder Insektiziden zu erlauben. Bei unseren Nachbarn ist das der Fall und auch die Saatmaisproduzenten haben die nötigen Mittel. Sie waren in der Vergangenheit sogar von der Regelung befreit! Warum gilt hier nicht gleiches Recht für alle?


An der Matif müssen wir uns mit den Nachbarländern messen. Wo der Mais herkommt, spielt dort keine Rolle. Die Landwirte in Deutschland brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen, statt Eingriffe in ihre Anbauplanung.


Martin Andlauer, Andlauer GbR, Ackerbaubetrieb aus Kappel, Ortenaukreis


Dieter Blaeß, Abteilungspräsident Landwirtschaft, RP Freiburg

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.