Land- und Gastwirt Hans Koller wünscht sich von seinen Berufskollegen mehr Mut zur Selbstdarstellung. Als Vorsitzender des Landesverbandes für landwirtschaftliche Fach-bildung, Bauernverbandsobmann und Politiker weiß er, wie wichtig das ist.
Sie bewirtschaften 37ha Land und Forst,
sind Gastwirt, Vorsitzender des Landesverbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf), Kreisobmann beim Bauernverband, 2. Bürgermeister von Thyrnau, Kreisrat sowie Schatzmeister der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in der CSU. Wie stemmen Sie all das – und warum?
Hans Koller: Das fordert mich oft he-raus, weil ich allen Ämtern gerecht werden und gleichzeitig den Betrieb weiterentwickeln will. Dazu braucht es den Rückhalt der Familie sowie hervorragende Mitarbeiter und Mitstreiter. Vor allem aber muss man hinter der Sache stehen. Für mich ist der Einsatz für den Berufsstand eine Selbstverständlichkeit.
Wir Bauern arbeiten im Licht der Öffentlichkeit und besitzen viel Land. Da müssen wir unsere Interessen wahren und die Stimme erheben. Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Bäuerinnen und Bauern engagieren.
Was wünschen Sie sich von den Berufs- und Fachschulen?
Koller: Die Halbwertszeit unseres Wissens wird immer kürzer. Unser Leben und die Landwirtschaft haben sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Die Strukturen haben sich gewandelt, die Technisierung hat ein atemberaubendes Tempo aufgenommen und die Digitalisierung wird uns noch einige Neuerungen bescheren. Es ist daher wichtiger denn je, dass unsere Bildungseinrichtungen eng mit der Praxis verzahnt bleiben.
Wir haben in Bayern ein hervorragendes Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebot, das es zu erhalten gilt. Ich sehe den vlf als wichtige Klammer zwischen Schule und Praxis. Deshalb engagiere ich mich hier.
Wie man auf die Gesellschaft zugeht, sollen Landwirte schon in der Ausbildung lernen, fordern Sie. Wie tief ist der Graben zwischen Bauern und Bürgern?
Koller: Die Sichtweisen haben sich verändert. Das spüre ich auch in meinem Gasthaus: Obwohl es in einem ländlich geprägten Dorf liegt, haben viele meiner Gäste noch die Bauernhofromantik von vor 40 Jahren im Gedächtnis. Mit der heutigen Technik können sie nichts mehr anfangen. Dazu kommt die oft negative Berichterstattung über die Landwirtschaft in den Medien.
Als ich im Betrieb einstieg, stand die Versorgung der Bevölkerung im Vordergrund. Heute sind Lebensmittel vermeintlich im Überfluss vorhanden und für den Verbraucher haben sich die Wertigkeiten verschoben. Wir stehen unter permanenter Beobachtung und unter Rechtfertigungsdruck.
Was kann der einzelne Landwirt da ausrichten?
Koller: Die beste Imagekampagne nutzt nichts, wenn sie nicht auch im Dorf gelebt wird. Wann fahre ich Gülle? Ernte ich auf dem Acker neben der Siedlung grundsätzlich nachts? Alle Betriebsleiter machen Imagearbeit – positiv oder negativ. Jeder muss seine Verantwortung ernst nehmen, damit Gräben erst gar nicht entstehen.