Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

Aus dem Heft

Kälber: Passt Ihr Fütterungskonzept?

Lesezeit: 7 Minuten

Fütterungsfehler in den ersten Lebenswochen lassen sich später nur schwer wieder gutmachen. Das sollten Sie in der täglichen Stallpraxis beachten.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die intensive Fütterung in den ersten sechs Aufzuchtmonaten ist die Grundvoraussetzung für vitale Kühe. Nur dann können sie später auch ihr genetisches Leistungspotenzial ausschöpfen. Fütterungsfehler während der ersten Lebenswochen können im späteren Verlauf nicht wieder gutgemacht werden. Dementsprechend groß ist die Bedeutung dieser Aufzuchtperiode in der Praxis.


Anfangs bis zu 10 l Milch:

Ziel jeder Kälberaufzucht ist es, innerhalb der ersten beiden Lebensmonate das Geburtsgewicht zu verdoppeln. Dafür sind neben den bestmöglichen Haltungsbedingungen besonders die Fütterung und die Kälbergesundheit entscheidend.


Das Vormagensystem von Kälbern ist bei der Geburt noch nicht vollständig ausgebildet. Dementsprechend groß ist die Bedeutung von Vollmilch als Energie- und Nährstoffquelle in den ersten Lebenswochen. Die vorhandenen Verdauungsenzyme, die im Labmagen gebildet werden, sind auf die Proteinverdauung aus Vollmilch (Kasein und Molkenprotein) ausgerichtet.


Neugeborene Kälber benötigen unter thermoneutralen Bedingungen (15 bis 25°C) 10MJ ME für den Erhaltungsbedarf. Das entspricht einer Menge von täglich 4l Vollmilch. Mit Zunahmen ist dann aber noch nicht zu rechnen! Damit sie aber pro Tag ca. 600 g zunehmen, muss die Tränkemenge auf beinahe 8l erhöht werden. Möchte man tägliche Zunahmen um die 1000 g erreichen, sind ca. 10l Vollmilch notwendig.


In den letzten Jahren fand man dafür mit der Ad libitum-Tränke ein praxistaugliches Verfahren. Damit kann den Kälbern in den ersten Lebenswochen mehr Milch verabreicht werden. Das bringt höhere Zunahmen, bessere Vitalität und weniger Arbeitsaufwand.


Bei der Ad libitum-Tränke wird den Kälbern in den ersten drei Lebenswochen uneingeschränkt Zugang zur Vollmilch angeboten. Dadurch werden Tageszunahmen von 1000 g und mehr erreicht. Die Kälber sind robust und widerstandsfähig. Im Anschluss werden die täglichen Tränkemengen bis zum Absetzen der Kälber kontinuierlich verringert.


In der Praxis erfolgt dies meist mit einem Alter von zehn Wochen (Biobetriebe mit ca. zwölf Wochen). Bei der Umsetzung der Ad libitum-Tränke gilt es, einige Punkte zu beachten. Während dieser Tränkeperiode sind die Kälber optimalerweise in Einzelhaltung oder allenfalls am Tränkeautomaten zu halten. Dadurch kann die Aufnahme der Milchmenge kontrolliert werden.


Kleine Restmenge erwünscht:

Mit der ersten Biestmilchgabe beginnt die Ad libitum-Tränke, denn auch die erste Milchgabe wird nicht begrenzt. Den Tieren wird so viel Milch angeboten, wie sie freiwillig aufnehmen, mindestens aber 3 l. Im Anschluss wird dem Kalb bereits ein Nuckeleimer zur freien Milchaufnahme zur Verfügung gestellt. Der Eimer wird zweimal täglich mit frischer, angesäuerter Vollmilch aufgefüllt. Ziel soll es sein, dass von einer Gabe bis zur nächsten eine kleine Restmenge im Eimer verbleibt.


Einmal täglich wird der Nuckeleimer gründlich gereinigt. Die aufgenommene Menge steigt mit dem Alter der Tiere, schwankt jedoch von Tag zu Tag und von Tier zu Tier. Die leicht angesäuerte Milch (Ziel: pH-Wert 5,5) soll möglichst langsam aufgenommen werden.


Eimer mit Deckel:

Es empfiehlt sich, bei jedem Kalb den Nuckel zu tauschen. Achten sie darauf, dass er sich schwer saugen lässt und nicht tropft. Ansonsten vermehren sich auch die Fliegen. Als Schutz gegen Fliegen, Verschmutzung und zur Wärmeisolierung wird der Eimer mit einem Deckel ausgestattet und zusätzlich fixiert. Zum Ansäuern der Milch können verschiedene Säurepräparate (flüssig oder pulverförmig) verwendet werden.


Wichtig ist, dass diese für den Einsatz als Futtersäure zugelassen sind. Bei der Dosierung sind Herstellerangaben zu berücksichtigen. Den pH-Wert kann man mittels Teststreifen überprüfen (in Apotheken erhältlich). Beim Ansäuern ist die Temperatur der Milch nachrangig, somit auch beim Tränken. Die Milch kühlt ohnehin im Tagesverlauf ab. Kälber trinken aber lieber warme als kühle Milch.


Im Anschluss an die Ad libitum-Periode (ersten drei Wochen) wird die Milch weiterhin angesäuert, aber zweimal täglich rationiert angeboten. Der Eimer wird nach jeder Mahlzeit entfernt. Wichtig ist, dass man bereits während der ersten drei Wochen bestes Heu, einen hochwertigen Kälberstarter und frisches Wasser anbietet. Die Aufnahmen sind zwar gering, aber die Kälber lernen die Futtermittel bereits kennen. Häufig wird beobachtet, dass im Anschluss die Aufnahme von Kraftfutter und Heu höher ist als herkömmlich.


Milchaustauscher: Worauf achten?

Ein Milchaustauscher soll frühestens nach der ersten Lebenswoche, noch besser nach dem ersten Lebensmonat, zum Einsatz kommen. Die Qualität ist entscheidend. In der frühen Aufzuchtphase sollte unbedingt ein qualitativ hochwertiger Austauscher zum Einsatz kommen. D.h., der Anteil von Magermilchpulver soll möglichst um die 50% liegen. Dementsprechend gering soll der Anteil an pflanzlichen Protein- und Fettquellen sein.


Je höher der Anteil an pflanzlichen Komponenten liegt, desto höher ist der Rohfaser-Anteil (XF). Die Rohfaser soll maximal 0,6 bis 0,8% betragen. Ein weiteres Kriterium bildet der Rohasche-Anteil (XA). Dieser soll kleiner als 9% sein.


Ein hoher Magermilchanteil bedeutet Energiegehalte von 15,5 bis 18,5 MJ ME pro kg. Der Energiegehalt ist wiederum ausschlaggebend dafür, wie hoch die Konzentration sein muss, um 1 Liter Vollmilch zu ersetzen. Milchaustauscher sollen mit mindestens 140 bis 160g pro Liter angerührt werden.


Schnell Grund- und Kraftfutter:

Erziehen Sie das Kalb so rasch wie möglich zum Wiederkäuer. Spätestens ab der vierten Woche können Sie die Milchmenge kontinuierlich zurücknehmen.


Mit etwa zehn bis zwölf Wochen sollte die Tränkeperiode allmählich beendet sein. Ab der zweiten Lebenswoche sollte neben der Milch bestes Heu, Kälberkraftfutter und Wasser angeboten werden. Das Kraftfutter fördert besonders die Ausbildung der Pansenzotten, die die Grundlage für die Verdauung von Grobfutter darstellen.


Kälberstarter sollte Mindestgehalte an Energie und Rohprotein aufweisen, damit eine ausreichende Körperentwicklung gewährleistet ist. Folgende Nährstoffgehalte sollte das Kraftfutter erfüllen:


  • mind. 18% Rohprotein,
  • mind. 10,8MJ ME,
  • max. 10% Rohfaser,
  • max. 10% Rohasche.


Eine besondere Herausforderung ist es, den Starter möglichst schmackhaft zu gestalten, damit die gefressenen Futtermengen rasch ansteigen und die Entwöhnung von der Milch reibungslos klappt.


Auch Eigenmischungen für Kälber haben sich in der Praxis bewährt und können mit gutem Erfolg eingesetzt werden. Mögliche Beispiele für solche hofeigenen Mischungen finden Sie in der Übersicht. Wichtig: Verwenden Sie nur einwandfreie, gereinigte und getrocknete Ware.


Das Kraftfutter ist grob geschrotet am besten. Gequetschtes Getreide lässt sich mit anderen Komponenten schlechter mischen. Zur Staubbindung sollte stets Futteröl verwendet werden. Melasse wäre als Geschmacksverbesserer zwar eine interessante Komponente, senkt aber durch den hohen Zuckergehalt die Lagerfähigkeit des Kälberfutters.


Vorsicht bei Grassilage!

Bei Fütterung von Silagen während der Tränkeperiode ist besonders bei Grassilage äußerste Vorsicht geboten. Nur allerbeste Qualität kann hier ohne Probleme gefüttert werden. Besser ist es, Grassilage erst nach der Tränkeperiode zu füttern.


Anders ist dies bei Maissilage: Durch den niedrigen Rohproteingehalt bei gleichzeitig hohem Energieniveau und meist guter Gärqualität kann diese jederzeit auch während der Tränkephase gefüttert werden. Zu Beginn in kleinen Mengen. Wichtig ist aber dennoch, die Silage bei jeder Mahlzeit frisch vorzulegen und Futterreste gewissenhaft zu entfernen.


Auch Heu sollte nur in allerbester Qualität an Kälber gefüttert werden. Am besten ist der erste Aufwuchs geeignet. Dieser liefert viel Struktur, was die Vormagenentwicklung fördert. Mäßige Rohproteingehalte vermeiden zudem Durchfall. Um im Zweifelsfall sicherzustellen, ob das eigene oder zugekaufte Heu qualitativ als Kälberheu taugt, sollte dies mikrobiologisch im Futtermittellabor untersucht werden.


Gertrude Freudenberger, LK Steiermark; Franz Tiefenthaller, LK Oberösterreich

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.