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Kleiner Krokus, teure Blüte

Lesezeit: 5 Minuten

Safran ist eine spannende Kultur für Nebenerwerbsbetriebe mit knapper Fläche, wie zwei Landwirts-paare aus Franken und Schwaben belegen. Sie haben sehr unterschiedliche Anbaustrategien.


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Am Anfang stand ein viertel Hektar Land und der Wunsch nach einer Kultur, die keine ständige Anwesenheit erfordert: Der gebürtige Franzose Jean-Frédéric und die Fränkin Christina Waldmeyer begannen 2012 mit dem Safrananbau, als sie die Fläche bei Feuchtwangen geerbt hatten. Sie versprachen sich eine hohe Wertschöpfung auf knappem Boden und ein Zug-pferd für die Direktvermarktung.


Die Knollen steckt man im ersten Anbaujahr im Hochsommer. Bei ausreichend Regen kommen dann schon nach vier bis fünf Wochen die ersten Blüten zum Vorschein. Ohne Regen verzögert sich die Ernte und der Ertrag sinkt.


Ernte bei Sonne oder Schnee.

Die Blüten sind daher manchmal schon Ende September, manchmal erst Anfang November erntereif.


„Wir haben schon bei Sommerwetter und bei Schneesturm geerntet“, berichtet Christina Waldmeyer. Nach der Ernte wachsen die grasartigen Blätter weiter und sind bis Ende April sichtbar. Im Sommer befinden sie sich in einer Ruhephase. Sie liefern über mehrere Jahre Ertrag.


Im ersten Anbaujahr investierten die Waldmeyers je 20 ct/Knolle in 50000 Stück, insgesamt also ca. 10000 €. Im Gegenzug bekamen sie von ihrem französischen Händler viel Hilfestellung.


Idealerweise sollte die Safranknolle ca. 15 cm tief im Boden stecken. Dann hält sie Temperaturen bis zu -15°C aus.Beim ersten Anbau zogen die Franken die Furche mit einem kleinen Schlepper. Die Knollen steckten sie schließlich von Hand.


Die Fläche ist ganzjährig natürlich begrünt und wird lediglich zwei- bis dreimal gemulcht. Durch die sommerliche Ruhephase sind die anderen Gräser und Kräuter keine direkten Konkurrenten zum Safran und die Waldmeyers müssen beim Mulchen mit leichtem Gerät keine Rücksicht auf ihn nehmen.


Furche oder Damm?

Eine völlig andere Strategie wählte Frank Bahnmüller aus dem schwäbischen Sonnenbühl, als er 2015 zunächst testweise, 2016 dann 40000 Safranknollen auf 20 Ar pflanzte. Mit einem Kartoffelsetzgerät legte er eine Dammkultur mit ca. 70 cm Reihenabstand an.


Zum Stecken entfernte er die Legeteller und legte die Knollen manuell ein, um in den Reihen geringere Abstände als bei Kartoffeln zu erreichen. Auch wenn sie so nicht immer richtig herum in die Erde fielen, funktionierte die Methode laut Bahnmüller gut.


Anders als die Waldmeyers hält Bahnmüller seine Fläche weitgehend beikrautfrei.


Fräse gegen Unkraut.

In den Reihen jätet er von Hand, zwischen den Dämmen mit einer Zugradfräse mit kleinem Frässatz, einer Agria Baby.


Er beginnt damit früh im Jahr, wenn es trocken ist, und fährt dann im Lauf des Jahres drei- bis viermal durch. In einem besonders steinigen Acker nutzt er manchmal auch ein Hackgerät.


Beide Betriebe verwenden keine Pflanzenschutzmittel. Sie düngen einmal nach der Ernte von Hand mit Pellets aus Rinder- oder Hühnermist.


Bei Waldmeyers bereiten bisher nur Wühlmäuse Probleme. Das Mulchen reguliert sie ein Stück weit, außerdem flutet das Paar die Gänge und stellt Bussardpfosten auf. Gegen ab und zu auftretende Nacktschnecken streuen sie teils biologisches Schneckenkorn. Auf der Schwäbischen Alb gab es dafür im letzten Oktober teilweise starken Wildverbiss. Für den Herbst plant Bahnmüller deswegen einen Elektrozaun ein.


Eine weitere Herausforderung steht den Betrieben erst noch bevor. Die Knollen vermehren sich selbst und irgendwann geht ihnen der Platz aus. Nach fünf bis zehn Jahren sollte man sie daher auf eine andere Fläche umsetzen. Waldmeyers wollen den Ertrag noch ein Jahr beobachten und dann gegebenenfalls damit anfangen. Bisher haben sie jährlich einige 100 Knollen mühsam mit dem Spaten ausgegraben. Bahnmüller hofft, dass er in seiner Dammkultur mit dem Kartoffelroder arbeiten kann, wenn es so weit ist.


Handarbeit bei der Ernte.

In der Erntezeit müssen die Blüten über drei bis sechs Wochen täglich geerntet werden und wachsen schnell nach, vor allem nach warmen und feuchten Nächten.


Noch am gleichen Tag sollten die Griffel ausgezupft und getrocknet werden, sonst fallen sie zusammen. Laut Waldmeyers schafft ein schneller Pflücker zwischen 1500 und 1800 Blüten in der Stunde. Waldmeyers kamen an Spitzentagen auf 25000 Blüten, was zu zweit etwa sieben Stunden Pflücken bedeutete.


Das Auszupfen dauert länger, da sind es etwa 500 bis 600 Blüten pro Stunde. Die Franken arbeiteten daher teils schon zu zehnt mit Familie und Freunden daran. Auch Bahnmüller nimmt zur Ernte eine Woche Urlaub und seine Familie hilft mit.


Ertrag schwankt.

Der Lohn der Franken waren in den ersten Jahren magere 80 bis 120 g Safran vom Viertelhektar. 2014 und 2015 schnellte der Ertrag auf 500 g hoch, danach flaute er auf ca. 200 g ab. Auf der Schwäbischen Alb hat er sich auf ca. 250 bis 300 g von 20 Ar eingependelt.


Waldmeyers trocknen die Fäden einige Tage bei Zimmertemperatur, Bahnmüller einige Stunden im Dörrgerät bei 45°C. Danach geht es ans Abfüllen in Gläschen – und das sehr genau: Die Kunden kaufen teils Zehntelgramme.


Beide Betriebe verarbeiten das Gewürz aber auch direkt weiter, z.B. zu Marmelade, Pralinen, Safransalz und -Tee. Die Waldmeyers produzieren zudem zusammen mit einem Brenner Safranlikör, Bahnmüller Safranseife mit einer Siederei (weitere Infos online: deutschersafran.com und alb-safran.de)


Bis 80 € pro Gramm.

Beide Familien sind zudem viel auf Märkten unterwegs, um das Gewürz den Kunden vorzustellen. Der Lohn sind Grammpreise von bis zu 80 €. So viel verlangt Bahnmüller für seinen „Albsafran“.


Wer Handarbeit nicht scheut und zur Erntezeit flexibel ist, für den ist die Kultur eine spannende Alternative. Da Deutschland viele Kilogramm Safran jährlich importiert, hätten die beiden Nebenerwerbler keine Sorge vor Konkurrenz durch Neueinsteiger. „Wer Lust hat, soll es probieren“, rät Jean-Frédéric Waldmeyer. Hedda KetteringKontakt: claus.mayer@topagrar.com

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