Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Kostenführer mit Schwarzbunten

Lesezeit: 3 Minuten

Familie Schlagenhauf hat ihren Betrieb von Fleckvieh auf Schwarzbunte umgestellt. Das Leistungsniveau ist dadurch gesunken – aber das macht der Kälberpreis mehr als wett.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das Aha-Erlebnis kam mit der Ringauswertung 2008. Damals sahen Kurt (50) und Daniel (25) Schlagenhauf die Ergebnisse ihrer Bullenmast nach Rassen gegenübergestellt.


Die Zahlen waren eindeutig: Die Schwarzbunten lieferten einen gut 70 € höheren Deckungsbeitrag pro Tier. Die längere Mastdauer mit eingerechnet, lag der Deckungsbeitrag pro Platz – die entscheidende Vergleichsgröße – immer noch rund 30 € höher. „Nach einigen Diskussionen war uns klar, ganz auf die Schwarzen zu setzen“, sagt Kurt Schlagenhauf.


Bis dato hatte der Milchviehhalter mit 50 HF-Kühen (plus Nachzucht) neben den eigenen Kälbern hauptsächlich Fleckvieh zugekauft und nur vereinzelt in externe HF-Tiere investiert. 200 Bullenplätze hat der grünlandstarke Betrieb mit 165 ha LF aus Otterswang in Süd-Baden-Württemberg, weitere 200 Plätze sind für 2011 geplant.


Viele Kälber, wenig Nachfrage


„Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war das gute Angebot an schwarzbunten Kälbern in unserer Region“, sagt Daniel Schlagenhauf (25), der den Betrieb in einer GbR mit Vater Kurt führt und für die Bullen verantwortlich zeichnet. Im Südwesten Baden-Württembergs sind Schwarzbunte, Braun- und Fleckvieh fast zu gleichen Teilen vorhanden. Trotzdem ist die Mast fast ausschließlich Fleckvieh geprägt, der Betrieb Schlagenhauf ein Exot.


HF-Tiere gehen in der Regel nach Spanien oder in die norddeutsche Kälbermast. „Dadurch sind die Zukaufspreise günstig“, sagt Daniel. Die Familie bezahlt rund 160 € für ein schwarzbuntes 70-kg-Kalb und selektiert dabei scharf. „Wir achten auf großrahmige Tiere“, sagt Kurt Schlagenhauf: „Die sind zwar gut 30 € teurer als unsortierte Kälberpartien, machen sich aber im Verlauf der Mast bezahlt.“


Die Fütterung erfolgt bedarfsgerecht. In der Endmast bekommen die HF-Tiere eine eiweißreiche Ration mit niedrigem Energieanteil. Dies verhindert ein übermäßiges Verfetten und der hohe Grassilage-anteil (fast ein Drittel) hält die Futter-kosten niedrig. Auch bei der Tierbetreu-ung haben die Schlagenhaufs ein gutes Händchen. Die Tierverluste liegen unter 5 % – nicht wesentlich mehr als seinerzeit beim Fleckvieh.


„Für Hackfleisch ist auch der HF-Bulle gut“


Die ausgemästeten Bullen vermarkten die HF-Profis an die Vion oder Müller-Fleisch. Die in der Regel O3 notierten Bullen gehen von dort mit gut 390 kg Schlachtgewicht in den Convenience-Bereich oder landen als Verpackungsware in den Kühltheken der Discounter.


Dr. Renate Lindner vom landwirtschaftlichen Zentrum für Rinderhaltung in Aulendorf sieht in dem günstigen Rindfleisch eine Perspektive für ihre Region. Sie organisiert zum Thema „Mast von Milchrassen“ einen Workshop für Februar 2010. „Fürs Hackfleisch ist auch der schwarzbunte Bulle gut“, sagt die Rinder-Beraterin, die eine steigende Nachfrage nach R- und O-Bullen für das Niedrigpreissegment sieht. „Mit jedem HF-Kalb, das die Region verlässt, verschenken wir Einkommenspotenzial“, sagt Lindner: „Wir brauchen deshalb auch für Milchrassen eine angepasste Vermarktungsschiene.“


Bullenmastberater Clemens Stadler sieht das ähnlich. Er sieht zwei Strategie-Richtungen in der Bullenmast: Maximale Leistung oder Kostenführerschaft. „Entweder ich mäste hochwertige Kälber in vollklimatisierten Gebäuden, füttere Mais, Soja und Getreide satt und verkaufe die edlen Teilstücke im Frischfleischsortiment – hierfür ist Fleckvieh die beste Wahl“, sagt Stadler: „Oder ich erziele meine Gewinnmargen mit günstigen Kälbern und günstigem Futter in einem günstigen Stall – hierfür eignen sich Schwarzbunte am besten.“


Familie Schlagenhauf hat letzteren Weg bisher nicht bereut. „Die Kälber sind vor der Haustür, der hohe Grün-landanteil kein Problem und im Zusammenspiel mit den Kühen ergeben sich Synergieeffekte“, fasst Kurt Schlagenhauf zusammen: „Da können wir damit leben, in unserer Region ein Exot zu sein.“


-mst-

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.