Eine Familie hat sich auf Qualitätsfleisch spezialisiert – mit sichtbarem Erfolg.
Wenn man die Einfahrt zum Betrieb der Familie Kuncl in Kosova Hora, rund 70 km südlich von Prag fährt, sieht man, dass hier ein Lebenstraum verwirklicht wurde: Die alte Mühle ist umgeben von malerischen Teichen. Daneben liebevoll gepflegte Altgebäude. Erst hinter dem historischen Teil weisen neuere Holzhallen darauf hin, dass hier ein landwirtschaftlicher Betrieb aktiv ist. Und wenn man in die Hallen schaut, findet man einen Steyr CVT, einen Case mit Industrielader, Heumaschinen und eine Presse von Krone sowie einen McHale-Ballenwickler, weitere moderne Maschinen. Alles top gepflegt und alles kaum älter als fünf Jahre. Die einzigen Oldies sind ein alter Zetor und ein Claas Columbus-Drescher als Hobby. Den Kuncls scheint es nicht schlecht zu gehen.
Rote Angus:
Peter Kuncl hat Hotelfach studiert. Bei seiner Ausbildung erkannte er, dass es in Tschechien einen Bedarf nach hochwertigem Rindfleisch gibt. Peter übernahm den Betrieb 2008 von seinen Eltern und baute zusammen mit seiner Frau Lucie die Direktvermarktung auf. Zum Hof gehören zwei Ferienwohnungen mit insgesamt 10 Betten, um die sich die Eltern kümmern. Der Betrieb hält 22 Lipizzaner, und bei den Kuncls kann man Wanderritte in der schönen Moldau-Region buchen. Im Sommer veranstalten sie Reitercamps für Kinder und Jugendliche.Beim Rindfleisch setzen Peter und Lucie Kuncl nach dem Start mit Simmentalern heute auf Rote Angus. Das Fleisch ist sehr gefragt. Sie verkaufen es ab Hof und an drei Restaurants. Peter Kuncl sagt mit bescheidenem Lächeln, dass die Nachfrage manchmal höher als sein Angebot sei.
Der Betrieb wirtschaftet ökologisch und verfügt über rund 100 ha. Etwa 6 ha beackert Peter Kuncl und bestellt den kargen Boden mit Futtergetreide, das er dann mit seinem Columbus drischt. Der Rest ist Grünland, von denen rund 15 ha pro Jahr gebrochen und neu eingesät werden. Die Weiden konzentrieren sich auf vier Standorte.
Die Herde umfasst 35 Muttertiere plus Nachzucht. Etwa 30 Tiere werden pro Jahr geschlachtet, sie sind dann zwischen 15 und 22 Monate alt. Peter Kuncl transportiert dazu jeweils einmal pro Monat bis zu 4 Tiere zum Schlachthof. Das weitere Zerlegen übernimmt er selbst. Dazu verfügt der Hof über einen Zerlegeraum mit Kühlhaus. Bis zur Vermarktung reift das Fleisch rund vier Wochen. Zum jeweiligen Hofverkauf informieren die Kuncls ihre Kunden dann per Internet bzw. soziale Medien. Die Preise liegen je nach Teilstück zwischen 220 und 600 Kronen pro Kilo, das sind rund 8 bis 22 €.
„Für einen Betrieb unserer Größe ist es die richtige Strategie, Lebensmittel selbst zu produzieren und zu verkaufen“, sagt Peter Kuncl und schätzt seine Lage optimistisch ein. Wachsen oder etwas anderes tun? Das ist keine Frage für den 32-jährigen. Er kann sich nicht vorstellen, anders zu leben. Letztens wurde sein Betrieb zur „Farm of the year“ gekürt.