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Maßhalten für ein gutes Leben für alle!

Lesezeit: 3 Minuten

Seit ich für mein Buch über die Geschichte des Fleischessens recherchiere, versucht die große Internet-Suchmaschine, mir allerlei „livestylische“ vegane Produkte zu verhökern. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich mag veganes Essen, ich schätze die Küche von Ländern wie Indien oder Israel, in denen sehr viel Gemüse gegessen wird und genieße Salat, Obst, Gemüse und was man daraus machen kann – aber ich mache mein Essen nicht zu einem Teil meiner Identität.


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Dabei hat mich die Geschichte der Speisetabus natürlich gelehrt, dass „wer wir sind“ immer schon viel damit zu tun hatte, „was wir essen“: Die alten Israeliten haben das Schwein mit ebenso viel Inbrunst verachtet, wie es die Hochlandbewohner von Neuguinea vergöttern. Genauso wie die Hindus die Kuh, hätten die alten Angelsachsen das Pferd niemals angerührt. Und auch Vegetarier hat es öfter schon mal gegeben: Pythagoräer, die die Wiedergeburt ihrer Seele sicherstellen wollten; buddhistische Mönche, die so den Respekt vor jeder lebenden Kreatur ausdrückten und die zen-begeisterten Samurai der Sengoku-Zeit, die sich und ihre Untertanen zwar in einer Serie von blutigen Bürgerkriegen abschlachteten, denen aber niemals ein blutiges Steak auf den Teller gekommen wäre.


Was man isst, hat immer dazu gedient, „uns“ von den „anderen“ und „die da oben“ von „denen da unten“ abzugrenzen. Es geht immer darum, dass die, die es sich aussuchen können was sie essen, durch ihre Wahl jenen, die es sich meist nicht aussuchen können, zeigen, dass sie die besseren Menschen sind.


Soziale Abgrenzung durch Speisetabus ist ein Elitenprogramm, bei dem der Verzicht genauso wie der Exzess diese selbe Botschaft senden. Heute verschleiern die Enkel der Wirtschaftswundergeneration, die durch Schnitzel an jedem Tag ihren sozialen Aufstieg dokumentierte, durch den Verzicht auf das Schnitzel ihren sozialen Abstieg.


Dabei gäbe es jenseits der „hippen“ Viertel und Kieze der globalen Mittelschicht genug, worüber es sich in Hinblick auf unsere globale Nahrungsmittelversorgung nachzudenken lohnen würde. Denn noch immer lautet die Frage für einen Großteil der Menschen nicht, worauf sie verzichten sollen, sondern worauf sie verzichten müssen.


Und jeder, dem wir durch Globalisierung und Entwicklung aus der „absoluten Armut“ helfen, belastet durch sein Konsumverhalten ein planetares Ökosystem, das schon durch unsere Fresssucht an den Rand des ökologisch Verträglichen gedrängt wurde.


Wenn wir alle auf absehbare Zeit essen wollen, dann brauchen wir eine gemeinsame Strategie, in der Maßhalten die vielversprechendste Lösung für ein gutes Leben für alle ist. Demonstrative Verzichtsleistungen können wir uns ersparen.

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