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Mehr Tierwohl, mehr Leistung?

Lesezeit: 5 Minuten

Es lohnt sich, für ökologisch und konventionell wirtschaftende Milchviehhalter, für mehr Tierwohl zu sorgen. Dadurch verbessern sich Tiergesundheit und Milchleistung. Das zeigt eine aktuelle Studie.


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Wer wirtschaftet nachhaltiger und effizienter: der ökologische oder der konventionelle Milchviehhalter? Welche Rolle spielt das Tierwohl für die Tiergesundheit und Milchleistung? Und bei welcher Bewirtschaftung werden weniger Treibhausgase (THG) freigesetzt? Diesen Fragen ist ein Forscherteam aus München, Braunschweig, Trenthorst und Kassel im Rahmen einer langjährigen Studie auf Pilotbetrieben nachgegangen (siehe Betriebserhebung auf Seite 51).


Die wichtigsten Ergebnisse


  • Hohe Leistung, weniger Klimagase: Die bedeutendste Quelle für Treibhausgase in der Milchviehhaltung ist Methan, das Rinder bei der Verdauung bilden. Methan ist 25 Mal klimawirksamer als CO2. Eine steigende Milchleistung senkt bis zu einer bestimmten Grenze die Methan-, Lachgas- und CO2-Emission pro kg Milch.


Bei einer Milchleistung zwischen 7000 und 10000 kg/Kuh und Jahr sinkt der Klimagasausstoß bei weiterer Leistungssteigerung allerdings nicht mehr per se in jedem Betrieb. Ein Grund: Mit zunehmender Milchleistung steigen die Anforderungen an die Futterqualität, z.B. wird häufig mehr Kraftfutter benötigt. Die Erzeugung dieser Futtermittel erfordert einen höheren Energieeinsatz, der wiederum zu steigenden THG-Emissionen führt.


Deshalb müssen immer alle Einflussgrößen berücksichtigt werden. Neben der Milcherzeugung gehören dazu unter anderem auch die THG-Emissionen durch betriebseigene und zugekaufte Futtermittel, durch die Nachzucht sowie die betriebliche Humusbilanz.


Weniger intensiv wirtschaftende Betriebe kommen daher in der Milcherzeugung ebenfalls zu niedrigen produktbezogenen THG-Emissionen.


Vergleicht man konventionelle und ökologische Betriebe, schneiden konventionelle Betriebe bei den Methan-Emissionen pro kg Milch besser ab, weil sie im Schnitt höhere Leistungen erzielen. Berücksichtigt man jedoch alle für die vollständige THG-Bilanz relevanten Faktoren, sind die untersuchten Biobetriebe sogar leicht klima- freundlicher als die konventionellen Milchviehhalter.


Bei Betrieben mit ähnlich hoher Milchleistung hatte ökologisch erzeugte Milch stets ein geringeres THG-Potenzial. Diese Vorteile beruhen vor allem auf einem weniger energieintensiven Futterbau und einer günstigeren Humusbilanz.


Allerdings gibt es zwischen den Betrieben große Unterschiede, auch innerhalb der ökologischen bzw. konventionellen Vergleichsgruppe. So liegen die gesamten THG-Emissionen der Milcherzeugung beim schlechtesten Biobetrieb 50% höher als beim besten konventionellen Betrieb. Dies gilt aber umgekehrt auch beim Vergleich des schlechtesten konventionellen mit dem besten ökologischen Betrieb. Das heißt: Neben systembedingten Unterschieden hat auch das Management einen ganz erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Betriebs.


  • Ökolandbau bietet mehr Tierwohl: Auch die Bewertung des Tierwohls nach dem Welfare Quality®-Konzept (siehe Testmethode Seite 52) ergab Vorteile für die ökologischen Betriebe in den Bereichen „Haltung“, „Gesundheit“ und „angemessenes Verhalten“.


Insgesamt variieren die Werte aber auch bei diesem Merkmal sehr stark von Betrieb zu Betrieb (siehe Übersicht auf Seite 52). Die Forscher sehen deshalb auch beim Tierwohl einen klaren Managementeinfluss.


Ansätze zur Optimierung


  • Milchleistung steigern: Bei niedrig bis mittel leistenden Herden lässt sich die Leistung oft allein durch verbesserte Grundfutterqualitäten steigern. Dazu gehört z.B. ein optimaler Schnittzeitpunkt. Bei vielen untersuchten Betrieben waren Eiweiß- und Energiegehalte der Rationen nicht optimal an den Bedarf der Kühe angepasst. Deshalb sollten die Inhaltsstoffe der Grundfutterkomponenten regelmäßig bestimmt werden und in die Rationsgestaltung einfließen. Eine hohe Grundfutterleistung und ein sparsamer Einsatz von Kraftfuttermitteln ist die Basis für eine energieeffizient erzeugte Ration.
  • Trockensteher richtig füttern: Das Festliegen von Kühen nach dem Kalben ist auf vielen Betrieben ein Problem. Trockensteher sollten deshalb eine kalium- und kalziumreduzierte Ration erhalten, z.B. durch kalziumarmes Mineralfutter und kaliumarme Silagen. Sinnvoll ist zudem eine vorbeugende Gabe von Kalzium in Form eines Bolus oder von Vitamin D3 an ältere oder Risikotiere, die schon einmal erkrankt waren.


Zudem ist eine Überkonditionierung zum Laktationsende zu vermeiden.


  • Stress vermeiden: Stress kann das Immunsystem der Kühe schwächen und macht sie anfälliger für Mastitis und andere Erkrankungen. Deshalb gilt es, die Ruhe im Stall zu fördern. Dazu gehört neben einer bedarfs- und wiederkäuergerechten Fütterung eine ausreichende Zahl an Fress- und Liegeplätzen (keine Überbelegung), genügend und gut erreichbare Tränken im Stall und ein ruhiger Umgang mit den Tieren. Auch ein Zugang zum Außengelände kann das Immunsystem fördern, insbesondere bei älteren Ställen mit geringem Lichteinfall.
  • Liegekomfort erhöhen: Der Liegekomfort in den Laufställen war in vielen der untersuchten Betriebe nicht ausreichend. Verschmutzte, verletzte und lahme Tiere sind die Folge. Verbesserungen lassen sich oft schon durch ein häufigeres Auswechseln des Einstreumaterials und eine verstärkte Boxenpflege erzielen. Gummimatten sollten ebenfalls mit etwas Einstreu bedeckt sein. Die Stalleinrichtung und Boxenmaße sollten an die Größe der Tiere angepasst sein. Weidegang bietet hohen Liegekomfort für die Tiere.
  • Genügend Tränken anbieten: Auf vielen Pilotbetrieben gab es in den Laufställen und vor allem auf den Weiden nicht genügend Tränken. Durch Einrichtung zusätzlicher, gut zugänglicher Tränken lässt sich dieses Problem relativ einfach beheben und das Tierwohl verbessern. Wichtig ist zudem eine regelmäßige Kontrolle der Tränken auf Sauberkeit, Funktionsfähigkeit und ausreichenden Wassernachfluss.


Wie erfolgreiche Milchviehhalter die Produktion optimieren, zeigen wir am Beispiel von Ulrich Bosch, Betriebsleiter von Biogut Brook bei Kalkhorst in Mecklenburg-Vorpommern und Astrid Köllner, konventionelle Milchbäuerin aus Rheda-Wiederbrück in Nordrhein- Westfalen.


Weitere Infos: www.pilotbetriebe.de


ludger.schulze-pals@topagrar.com

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