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Milch: Erfolgsfaktor niedrige Kosten

Lesezeit: 9 Minuten

Der Milchpreis steht durch die Coronakrise noch stärker unter Druck. Daher sollten Sie Ihre Produktionskosten unter die Lupe nehmen. Wir zeigen, an welchen Schrauben Sie drehen können.


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Durch die Coronakrise hat sich die Diskussion um den Milchpreis noch einmal verschärft. Intervention, Lagerhaltung und eine verpflichtende Milchmengenreduzierung stehen zur Diskussion, um einen Preissturz zu verhindern. Wie erfolgreich ein Betrieb wirtschaftet, ist nicht nur vom Milchpreis abhängig. Auf die Produktionskosten kommt es an. Wie groß deren Einfluss ist, zeigen wir anhand von zwei Beispielen, die typisch sind für das Testbetriebsnetz Landwirtschaft in NRW.


Zehn Cent pro Kilogramm Milch – um diesen Wert unterscheiden sich die Produktionskosten der Milchviehhalter Heinrich Meier und Bernhard Hansen (Namen von der Redaktion geändert). Der Milchauszahlungspreis der beiden Landwirte liegt im Jahresschnitt dagegen nur 0,8 ct/kg auseinander (siehe Übersicht 1). Dies zeigt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Milchviehbetriebe nicht allein vom Milchauszahlungspreis abhängig ist. Vielmehr wirtschaften diejenigen erfolgreicher, die ihre Kosten im Griff haben.


Meier ist von den Leistungen seiner Tiere eher im unteren Bereich angesiedelt, während Hansen zu den erfolgreicheren Milchviehhaltern zählt. 110 Milchkühe hält Meier, und damit 20% weniger als der Durchschnitt der Testbetriebe. Mit der Milchleistung seiner Herde von 8700 kg/Kuh und Jahr liegt er etwa 6% unter dem Durchschnitt (siehe Übersicht 2). Bernhard Hansen besitzt 185 Kühe, die pro Jahr 9600 kg geben. Meiers Produktionskosten liegen bei 46,5 ct/kg ECM, Hansen produziert den Kilogramm Milch für 36,5 ct. ECM bedeutet, dass die Milch auf den gleichen Energiegehalt korrigiert worden ist. Die Standardwerte sind 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß. Würde Meier seine Kosten um 10 ct drücken, könnte er bei gleichbleibender Milchleistung theoretisch 95700 € im Jahr einsparen. Außerdem bestehen Unterschiede auf der Einnahmeseite: Geben seine 110 Kühe 9600 kg statt nur 8700 kg Milch, bleiben bei einem Milchpreis von 37,9 ct/kg 37521 € mehr am Ende des Jahres. Insgesamt könnte Meier so seinen Erlös in der Theorie um 133221 € pro Jahr steigern, wenn er seine Produktion optimiert. Doch an welchen Stellschrauben müsste er drehen?


Direktkosten drücken


Das größte Sparpotenzial liegt bei Meiers Direktkosten. Hier produziert Hansen 5,4 ct/kg günstiger als Meier. Die Direktkosten fallen für Futter, Tierarzt, Remontierung etc. an. Also für alle Kosten, die im direkten Zusammenhang mit der Milchproduktion stehen. Mehr als die Hälfte der Direktkosten entfallen auf die Futterkosten. Hier zeigt sich, dass Hansen aus seinem Futter mehr Milch melkt. Er füttert pro Kuh zwar 1,1 dt mehr Kraftfutter. Da seine Kühe aber mehr Milch geben, braucht er für ein Kilogramm Milch 265 g Kraftfutter und damit 20 g weniger als Meier. Außerdem kauft er das Kraftfutter für 27,4 €/dt FM, während Meier 28,4 €/dt ausgibt. So spart Hansen pro Kilogramm Milch 0,7 ct Kraftfutterkosten.


Auch beim Grundfutter kann Hansen punkten. 3450 kg Milch geben seine Tiere allein aus Mais und Grassilage. Meier hingegen erreicht nur einen Wert von 2900 kg Milch. Die höhere Grundfutterqualität führt in Kombination mit einem verlustarmen Einsatz zu einer Kosteneinsparung von 2 ct/kg ECM. Das macht knapp 200 €/Kuh bzw. 27212 € pro Betrieb und Jahr.


Fitte Färsen


Die Ausgaben für die Bestandsergänzung sind ein weiterer Punkt der Direktkosten, in dem sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Betriebe unterscheiden. In unserem Beispiel zieht Hansen seine Jungtiere kostengünstiger auf als Meier.


Insgesamt kostet Hansen die Aufzucht seiner Färsen 1950 €/Tier, während Meier 2350 € in jede Färse investiert. Das liegt vor allem daran, dass Hansen seine Färsen intensiver aufzieht, sodass diese mit 26,8 Monaten ihr erstes Kalb bekommen. Die Färsen von Meier kalben 1,3 Monate später. Hansen zieht nur die für die eigene Remontierung nötigen Tiere auf. Einen Teil der Kühe besamt er mit dem Sperma von Fleischrassen, sodass er die Bullenkälber und auch einige weibliche Tiere direkt als Kalb verkauft. Hierdurch kann er kleinere Gruppen bilden und den Rindern mehr Platz pro Tier anbieten. Die Tiere haben mehr Ruhe, entwickeln sich schneller und können früher besamt werden. Dies zeigt sich in höheren Tageszunahmen. Zusätzlich zum jüngeren Erstkalbealter geben Hansens Färsen durch die bessere Aufzucht auch in der ersten Laktation mehr Milch. Die Einstiegsleistung seiner Tiere liegt bei 8600 kg/Jahr. Meier erreicht mit seinen Färsen 8050 kg/Jahr.


Zusätzlich zur kürzeren Aufzuchtphase profitiert Hansen von einer längeren Nutzungsdauer. Das macht die Aufzuchtkosten wieder wett. Eine Nutzungsdauer von 41 Monaten erreichen Hansens Kühe. Damit geben sie im Schnitt zwei Monate länger Milch als bei Meier. In ihrem ganzen Leben geben Hansens Kühe 33300 kg Milch, das sind 15,9 kg Milch pro Lebenstag. Meiers Kühe dagegen erreichen nur eine Lebenstagsleistung von 13,7 kg Milch pro Tag bzw. insgesamt 28400 kg ECM. Damit hat Meier die Aufzuchtkosten seiner Färsen nicht gedeckt. Diese gleichen sich bei den meisten Betrieben erst mit 30000 kg Lebensleistung wieder aus.


Da die Kühe bei Hansen ein niedrigeres Erstkalbealter und eine höhere Nutzungsdauer haben, ist seine Remontierungsrate mit 28% niedriger als Meiers. Die intensivere Jungrinderaufzucht und längere Nutzungsdauer der Kühe führt zu einer enormen Kostenersparnis. Würde Meier seine Nutzungsdauer erhöhen und die Färsen intensiver aufziehen, könnte er 29300 €/Jahr sparen.


Arbeitskräfte effizient einsetzen


Der zweite Block sind die Arbeitserledigungskosten. Als Ansatz dienen hier für den Betriebsleiter 20 €/h und 17,50 €/h für helfende Familienarbeitskräfte bei jeweils 2600 Stunden im Jahr. Für Fremdarbeitskräfte gilt der Schnitt der Testbetriebe. Hier produziert Meier 3,2 ct/kg ECM teurer als Hansen, obwohl Hansen mehr Geld für Fremdarbeitskräfte ausgibt. Er beschäftigt einen Festangestellten und einen Mitarbeiter, der 36 Stunden/Woche arbeitet. Im Jahr sind das 46300 € an Lohnkosten. Meier bezahlt nur 16100 €/Jahr Lohn, da er nur eine 80% Teilzeitarbeitskraft angestellt hat. Außerdem bezahlt Hansen seinen Mitarbeitern im Schnitt einen höheren Stundenlohn von 12,5 €/h, während Meier nur 10,8 €/h löhnt. Hansen beschäftigt höher qualifizierte Arbeitskräfte, die mehr Verantwortung übernehmen. Neben dem Melken versorgen sie die Kälber, mischen das Futter und erledigen einen Großteil der Feldarbeit. Hansen steht nur noch morgens im Melkstand für die Frischlaktierer und die Problemkühe. Dann sieht er die Kühe einmal am Tag und kann den Nachmittag für andere Aufgaben nutzen. Z.B. kontrolliert er die Frischmelker sehr genau. So kann er Krankheiten eher erkennen, dass seine Herde langfristig fit und leistungsfähig bleibt. Zudem hat er mehr Zeit, seine Betriebsergebnisse zu analysieren und bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegenzusteuern.


Da Hansen zwei Festangestellte beschäftigt, ist eine strukturierte Arbeitsroutine sehr wichtig. Er hat feste Aufgaben an die einzelnen Mitarbeiter verteilt. Während der eine für die Kälber zuständig ist und zweimal am Tag melkt, arbeitet der andere mehr auf dem Feld und melkt nur einmal am Tag. Um Leerzeiten seiner Mitarbeiter zu vermeiden, strukturiert er die Arbeitsabläufe sehr genau. Jeden Montag erstellt er mit seinen Mitarbeitern gemeinsam einen Wochenarbeitsplan, der im Stallbüro für jeden einsehbar ist.


So kümmert sich eine Arbeitskraft bei ihm im Schnitt um 74 Milchkühe, während bei Meier eine Arbeitskraft nur 70 Tiere versorgt. Auf die produzierte Milch heruntergerechnet, melkt Hansen pro Arbeitsstunde 316 kg ECM, Meier hingegen nur 256 kg ECM (s. Übersicht 2, Seite 31).


Meier will die Arbeitsproduktivität in diesem Jahr erhöhen. Sein Ziel: zwei Stunden pro Woche beim Futtermischen einsparen durch ein zentrales Futterlager. Noch hat er die Futtermittel an verschiedenen Stellen auf dem Hof verteilt, die er nacheinander anfährt. Er will seine Hochsilos für das Kraftfutter direkt neben die Fahrsilos bauen. Eine saubere Hoffläche ist ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt.


Mehr Milch von der Fläche


Neben effektiven Arbeitsabläufen ist auch eine effiziente Flächenausnutzung ein Erfolgsfaktor von Hansen. Von seinen Hauptfutterflächen melkt er pro Hektar 30000 kg, während Meier auf 21382 kg/ha kommt. Da die Flächenpreise tendenziell steigen, ist es in Zukunft immer wichtiger, von der bewirtschafteten Fläche noch mehr wertvolles Futter zu verfüttern. Dabei hört der Prozess bei der Ernte nicht auf. Fehler beim Ernten durch falsch eingestellte Schwader oder Ladewagen, die Gras auf der Fläche liegen lassen, wirken sich ebenso aus wie hohe Futterverluste beim Silieren und Füttern.


Meier plant im nächsten Jahr, den Silierprozess zu optimieren. Zum einen möchte er neue Maissorten ausprobieren. Er will nicht nur Hartmais, sondern auch Zahnmais anbauen. Der Zahnmais ist schneller durchsiliert, sodass er diesen früher verfüttern kann. Der Hartmais braucht länger, bis die Körner so weich sind, dass ein Kuhmagen diese aufschließen kann. Zum anderen will er den letzten Grassschnitt im Herbst in Ballen silieren. Das frei werdende Silo nutzt er für einen zusätzlichen Maishaufen. Diesen will er im nächsten Herbst verfüttern, wenn der frische Mais im Silo liegt. So kann die neue Ernte zwei Monate durchsilieren, bis er den Haufen anbricht.


Bei Mechanisierungskosten, Gebäudekosten und allgemeinen Kosten sind die Unterschiede zwischen Meier und Hansen mit 0,4 und 1,3 ct/kg ECM geringer, als bei den Direktkosten. Durch eine Erhöhung der Milchleistung lassen sich die Kosten allerdings auf mehr Kilogramm Milch verteilen und tragen somit zur einer kostengünstigen und wettbewerbsfähigen Produktion bei. Gerade bei den Gebäudekosten sind die Stellschrauben auch schwieriger zu drehen als bei den Direktkosten. Denn die Kosten für den Stall sind fix, zumindest die Abschreibungen, sodass hier wenig Einsparpotenzial vorhanden ist.


der erfolg steht und fällt mit dem betriebsleiter


Die Beispielbetriebe Meier und Hansen machen deutlich, dass die größten Unterschiede der Produktionskosten im Milchviehbereich vor allem durch das Management auf den Betrieben und somit durch die Qualitäten des Betriebsleiters bedingt sind. Über die Unterschiede in den Betrieben lässt sich erkennen, dass die erfolgreicheren Betriebsleiter alle Bereiche angehen und kontinuierlich analysieren sowie optimieren. Nur so können sie Fehlentwicklungen und Schwachstellen rechtzeitig erkennen. Dies gibt ihnen die Chance, gezielt Maßnahmen zur Optimierung zu entwickeln und umzusetzen. Um die Schwachpunkte in ihren Betrieben aufzudecken, ist die Betriebszweigauswertung ein wertvolles Instrument.


maike.schulze-harling@topagrar.com

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