Ohne die Bauhülle zu verändern, hat Familie Fertl aus Weyarn den Anbindestall und die Bergehalle zum Laufstall für 32 Kühe und 13 Rinder umgebaut.
Entweder wir hören ganz auf oder wir investieren gleich in einen Laufstall mit Melkstand“, waren sich Nikolaus (30) und Simone Fertl (39) einig. Doch ein Neubau kam für das Ehepaar aus Weyarn in Oberbayern wegen des begrenzten Platzes auf der Hofstelle und der knappen Futterfläche von 30 ha Grünland nicht infrage. Weiterer Grund: Nikolaus Fertl arbeitet vier Tage pro Woche als Landschaftsgärtner, so- dass die Familie nicht allein von der Milchviehhaltung leben muss.
Die Lösung war ein Umbau des vorhandenen 40 Jahre alten Anbindestalls und der sich daran anschließenden Bergehalle. Das Ehepaar nutzte das Gebäude zu einem Laufstall mit Gruppenmelkstand so geschickt um, dass sie dessen Hülle nicht verändern musste.
Durch das Einbeziehen der Bergehalle, in der bislang mehrere Hochsilos standen, und den Abbruch der Hocheinfahrt konnten Fertls ihre Kuhplätze sogar von 24 auf 32 Stück aufstocken. Dabei gruppieren sich die Liegeboxen um den Stichfuttertisch herum.
Zusätzlich bauten sie 13 Liegeboxen für Jungrinder in die bisherige Maschinenhalle ein, die direkt an die Bergehalle angrenzt.
Drei Monate Bauzeit:
Da ein Stallumbau während des laufenden Betriebs nicht möglich war, lagerte die Familie Anfang 2014 die Kühe für drei Monate in den alten Anbindestall eines bekannten Milchviehhalters aus. Für das Ausheben der Güllekanäle waren zwei Minibagger im Einsatz, von denen Nikolaus Fertl einen bediente.Der Umbau war nicht einfach, weil Decke und Dach des Gebäudes während und nach der Bauphase immer gut abgestützt sein mussten. Der Statikplan war für den Umbau deshalb unentbehrlich. Und beim Betonieren der Kanäle holte sich die Familie Unterstützung von einer Maurerfirma.
Von Vorteil war, dass der vorhandene Güllelagerraum trotz der Aufstockung der Kuhzahl ausreichte. Fertls mussten aber ein zusätzliches Fahrsilo mit 450 m2 errichten – auch deshalb, weil die Hochsilos in der Bergehalle weichen mussten.
7500 € pro Kuhplatz:
Alles in allem gab das Ehepaar 7500 € pro Kuhplatz inklusive der Jungviehplätze und des Fahrsilos aus. Der Melkstand ist für 2x4 Plätze ausgelegt, bislang aber nur mit 2x3 Melkzeugen ausgerüstet.Für das Projekt bekamen Fertls im Zuge der Investitionsförderung 35% Zuschuss auf die Nettokosten. Möglich war dies auch deshalb, weil der gelernte Zimmerer Nikolaus Fertl an der Alm‑ akademie in Miesbach zusätzlich die landwirtschaftliche Gehilfenprüfung absolviert hat.
Trotz der aktuellen Milchpreiskrise sind er und seine Frau Simone froh, dass sie die Investition getätigt haben. „Der Arbeitskomfort hat sich vor allem beim Melken deutlich verbessert“, lobt Simone Fertl. Auch das Füttern ist trotz Stichfuttertisch einfacher geworden. Nikolaus Fertl nutzt einen Silokamm, der rechts und links auswerfen kann.
Deutlich verbessert hat sich auch der Kuhkomfort. Die Liegeboxen sind als Tiefboxen ausgeführt und der Stall ist heller und luftiger als vorher. Die bessere Haltung hat sich bereits in einer Steigerung der Milchleistung um 1000 kg pro Kuh und Jahr niedergeschlagen.-do-
