Seit Ende Juni läuft „Sauacker“ in den Kinos. Der Film zeigt die Kienles, die um die Zukunft ihres kleinen Hofes ringen. top agrar sprach mit Sohn Philipp (32) über das Projekt.
Wie ist Regisseur Tobias Müller auf Sie und Ihre Familie gekommen?
Philipp Kienle: Das ist über meinen Cousin Johannes gelaufen, der den Tobias Müller kennt. Tobias hat ihm erzählt, dass er einen Dokumentarfilm über die Landwirtschaft drehen will und dafür geeignete Bauern sucht. Frag doch mal den Philipp aus Laiz, hat mein Cousin gesagt. Tobias Müller ist dann zu uns auf den Hof gekommen und hat uns sein Projekt vorgestellt.
Und waren Sie sofort begeistert?
Kienle: Na ja, gründlich überlegt habe ich schon. Mir ist wichtig, den Menschen, die wenig mit der Landwirtschaft zu tun haben, deutlich zu machen, dass es auf den Höfen nicht nur heile Welt gibt. Die Kinobesucher sollen mitnehmen, wie hart viele Betriebe um ihr Überleben kämpfen und dass es gerade im Zuge des Generationswechsels sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft eines Hofes gibt und welche familiären Diskussionen und Konflikte das auslösen kann. Ich glaube, „Sauacker“ bringt das sehr gut auf den Punkt. Deshalb habe ich mitgemacht. Mein Vater hat sich mit der Zustimmung deutlich schwerer getan. Ich musste viel Überzeugungsarbeit leisten.
Hat sich die gelohnt? Sind Sie mit „Sauacker“ zufrieden?
Kienle: Absolut, mein Vater fast noch mehr als ich selbst. Der Film beschreibt uns und unseren Betrieb sehr treffend und einfühlsam, ohne uns bloßzustellen und vorzuführen. Davor hatten wir am meisten Angst.
Durften Sie sich den Film vorher ansehen?
Kienle: Nein, bei Film und Fernsehen ist das nicht üblich.
Über welchen Zeitraum haben sich die Dreharbeiten erstreckt?
Kienle: Über fast zwei Jahre. Das Filmteam war alle paar Wochen bei uns und hat ein bis zwei Tage gedreht. Wenn dann gerade schlechtes Wetter war und wir auf dem Feld nichts machen konnten, haben sie halt Pech gehabt.
Wie nervig sind Dreharbeiten?
Kienle: Man gewöhnt sich daran. Manchmal muss man einen Ablauf wiederholen, weil die Kameraeinstellung nicht optimal ist oder sich bei Diskussionen am Küchentisch anders hinsetzen, um bessere Lichtverhältnisse zu haben. Im Laufe der Zeit verliert man aber die Scheu vor der Kamera.
Sie und Ihre Eltern haben die Zuschauer sehr nah an sich rangelassen. Ist Ihnen das schwer gefallen?
Kienle: Eigentlich nur am Anfang. Wir haben zu Beginn festgelegt, wie weit uns die Kamera begleiten darf. Schlafzimmer und Bad waren zum Beispiel tabu. Daran hat sich das Filmteam gehalten. Es gab keine Szene, bei der wir im Nachhinein sagen mussten: Das schneidet Ihr jetzt bitte raus.
Wie ist der Film bei Ihren Freunden angekommen?
Kienle: Die sind begeistert. Vor allem die, die mich im Vorfeld ermuntert haben, bei dem Projekt mitzumachen. Viele freuen sich einfach, dass sich der Film sehen lassen kann und wir für unsere Offenheit nicht enttäuscht worden sind.
Der Film wurde überall sehr positiv besprochen. Haben Sie mit einem solchen Medienecho gerechnet?
Kienle: Nein, das hat mich überrascht.
Haben sich auch Zuschauer gemeldet?
Kienle: Ja, wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen. Einige Zuschauer haben sich sogar die Mühe gemacht, uns Tipps und Ratschläge zu geben, wie wir einige Probleme lösen können, die im Film angesprochen werden. Das zeigt, wie intensiv sich die Zuschauer mit dem Film auseinandergesetzt haben. Meines Wissens gab es nur einen einzigen kritischen Kommentar in einem Internetforum.
Würden Sie noch einmal mitmachen?
Kienle: Ich denke schon. Wenn mich das Konzept überzeugt, wäre ich dabei.
Haben Sie den Betrieb inzwischen übernommen?
Kienle: Mein Vater und ich führen ihn im Moment gemeinsam. 2015 gehen meine Eltern in den Ruhestand. Dann trage ich die Verantwortung allein.
Wie geht es dann weiter?
Kienle: Ich plane, den Betrieb auf Öko-Landbau umzustellen. Das werde ich in Ruhe planen. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
Werden Sie dann weiter Vollzeit im Stahlwerk arbeiten?
Kienle: Ja, das ist meine finanzielle Absicherung. Meine Eltern wollen mich auch als Altenteiler unterstützen. Solange das der Fall ist, kann ich beide Jobs gut verbinden. -sp-
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Seit Ende Juni läuft „Sauacker“ in den Kinos. Der Film zeigt die Kienles, die um die Zukunft ihres kleinen Hofes ringen. top agrar sprach mit Sohn Philipp (32) über das Projekt.
Wie ist Regisseur Tobias Müller auf Sie und Ihre Familie gekommen?
Philipp Kienle: Das ist über meinen Cousin Johannes gelaufen, der den Tobias Müller kennt. Tobias hat ihm erzählt, dass er einen Dokumentarfilm über die Landwirtschaft drehen will und dafür geeignete Bauern sucht. Frag doch mal den Philipp aus Laiz, hat mein Cousin gesagt. Tobias Müller ist dann zu uns auf den Hof gekommen und hat uns sein Projekt vorgestellt.
Und waren Sie sofort begeistert?
Kienle: Na ja, gründlich überlegt habe ich schon. Mir ist wichtig, den Menschen, die wenig mit der Landwirtschaft zu tun haben, deutlich zu machen, dass es auf den Höfen nicht nur heile Welt gibt. Die Kinobesucher sollen mitnehmen, wie hart viele Betriebe um ihr Überleben kämpfen und dass es gerade im Zuge des Generationswechsels sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft eines Hofes gibt und welche familiären Diskussionen und Konflikte das auslösen kann. Ich glaube, „Sauacker“ bringt das sehr gut auf den Punkt. Deshalb habe ich mitgemacht. Mein Vater hat sich mit der Zustimmung deutlich schwerer getan. Ich musste viel Überzeugungsarbeit leisten.
Hat sich die gelohnt? Sind Sie mit „Sauacker“ zufrieden?
Kienle: Absolut, mein Vater fast noch mehr als ich selbst. Der Film beschreibt uns und unseren Betrieb sehr treffend und einfühlsam, ohne uns bloßzustellen und vorzuführen. Davor hatten wir am meisten Angst.
Durften Sie sich den Film vorher ansehen?
Kienle: Nein, bei Film und Fernsehen ist das nicht üblich.
Über welchen Zeitraum haben sich die Dreharbeiten erstreckt?
Kienle: Über fast zwei Jahre. Das Filmteam war alle paar Wochen bei uns und hat ein bis zwei Tage gedreht. Wenn dann gerade schlechtes Wetter war und wir auf dem Feld nichts machen konnten, haben sie halt Pech gehabt.
Wie nervig sind Dreharbeiten?
Kienle: Man gewöhnt sich daran. Manchmal muss man einen Ablauf wiederholen, weil die Kameraeinstellung nicht optimal ist oder sich bei Diskussionen am Küchentisch anders hinsetzen, um bessere Lichtverhältnisse zu haben. Im Laufe der Zeit verliert man aber die Scheu vor der Kamera.
Sie und Ihre Eltern haben die Zuschauer sehr nah an sich rangelassen. Ist Ihnen das schwer gefallen?
Kienle: Eigentlich nur am Anfang. Wir haben zu Beginn festgelegt, wie weit uns die Kamera begleiten darf. Schlafzimmer und Bad waren zum Beispiel tabu. Daran hat sich das Filmteam gehalten. Es gab keine Szene, bei der wir im Nachhinein sagen mussten: Das schneidet Ihr jetzt bitte raus.
Wie ist der Film bei Ihren Freunden angekommen?
Kienle: Die sind begeistert. Vor allem die, die mich im Vorfeld ermuntert haben, bei dem Projekt mitzumachen. Viele freuen sich einfach, dass sich der Film sehen lassen kann und wir für unsere Offenheit nicht enttäuscht worden sind.
Der Film wurde überall sehr positiv besprochen. Haben Sie mit einem solchen Medienecho gerechnet?
Kienle: Nein, das hat mich überrascht.
Haben sich auch Zuschauer gemeldet?
Kienle: Ja, wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen. Einige Zuschauer haben sich sogar die Mühe gemacht, uns Tipps und Ratschläge zu geben, wie wir einige Probleme lösen können, die im Film angesprochen werden. Das zeigt, wie intensiv sich die Zuschauer mit dem Film auseinandergesetzt haben. Meines Wissens gab es nur einen einzigen kritischen Kommentar in einem Internetforum.
Würden Sie noch einmal mitmachen?
Kienle: Ich denke schon. Wenn mich das Konzept überzeugt, wäre ich dabei.
Haben Sie den Betrieb inzwischen übernommen?
Kienle: Mein Vater und ich führen ihn im Moment gemeinsam. 2015 gehen meine Eltern in den Ruhestand. Dann trage ich die Verantwortung allein.
Wie geht es dann weiter?
Kienle: Ich plane, den Betrieb auf Öko-Landbau umzustellen. Das werde ich in Ruhe planen. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
Werden Sie dann weiter Vollzeit im Stahlwerk arbeiten?
Kienle: Ja, das ist meine finanzielle Absicherung. Meine Eltern wollen mich auch als Altenteiler unterstützen. Solange das der Fall ist, kann ich beide Jobs gut verbinden. -sp-