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Ohne EU-Betriebsprämie geht es derzeit nicht

Lesezeit: 5 Minuten

Die EU-Direktzahlungen sollen auslaufen und dafür in der 2. Säule mehr für Tier- und Klimaschutz getan werden. Das fordern Wissenschaftler, Grüne und NGO. Wie wichtig ist die Betriebsprämie noch für die Betriebe? Prof. Alfons Janinhoff hat nachgerechnet.


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Die Betriebsprämien tragen nach wie vor erheblich zum Einkommen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe bei. In den vergangenen vier Wirtschaftsjahren betrug der Anteil der Direktzahlungen am Gewinn der Haupterwerbsbetriebe im Durchschnitt zwischen 38,4% (Wirtschaftsjahr 2013/14) und 56,9% (WJ 2014/15); unterschieden nach Betriebsformen sogar zwischen 29,9% (Veredlungsbetriebe 2012/13) und 94,6% (Sonstiger Futterbau 2014/15). Das belegen die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes der Bundesregierung (Übersicht 1).


Anteil steigt wieder:

Selbst in Jahren mit guten Unternehmensgewinnen wie 2012/13 u. 2013/14 stammen im Schnitt immer noch ca. 40% aus den Betriebsprämien. Je niedriger die Gewinne ausfallen, desto höher ist der Anteil, der über die Direktzahlungen kommt. Wegen der anhaltend schlechten Erzeugerpreise dürfte der Anteil der Betriebsprämien am Unternehmensgewinn im gerade abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2015/16 erneut gestiegen sein.


Zwischen den Betriebsformen gibt es allerdings deutliche Unterschiede. Die Bedeutung der Betriebsprämie ist in den Veredlungsbetrieben grundsätzlich niedriger als in den Marktfrucht-, Futterbau- und Gemischtbetrieben sowie in den ökologisch wirtschaftenden Betrieben (Übersicht 1). Ursache ist die im Vergleich zu den anderen Betriebsformen geringere Flächenausstattung. Dennoch: Auch in den Veredlungsbetrieben stammt rund ein Drittel des Gewinns aus den Direktzahlungen, in schlechten Jahren sogar knapp die Hälfte.


Keine Prämien, kaum Einkommen:

Fallen die Direktzahlungen weg, bliebe den Haupterwerbsbetrieben im Wirtschaftsjahr 2014/15 im Schnitt nur zwischen 1515 (Sonstiger Futterbau) und 23208 € (Marktfruchtbetriebe) an Gewinn; im Durchschnitt aller Betriebe 18640 €. Dieser Betrag reicht kaum für die Lebenshaltung, zumal daraus 1,3 bis 1,8 Familien-Arbeitskräfte entlohnt werden müssen.


Hinzu kommt, dass der Unternehmensgewinn der Landwirtsfamilie gar nicht vollständig für die Lebenshaltung zur Verfügung steht. Aus dem Gewinn müssen auch noch Netto-Investitionen, Sozialversicherungsbeiträge und ggf. Altenteilslasten finanziert werden. Diese Positionen können je nach Betrieb 18000 bis 35000 €/Wirtschaftsjahr ausmachen. Rechnerisch wäre damit der durchschnittliche Gewinn der Haupterwerbsbetriebe bereits aufgezehrt.


Unteres Drittel mit Verlusten:

Gruppiert man die Betriebe in erfolgreiche und weniger erfolgreiche Betriebe, so zeigt sich, dass in allen Betriebsformen beim unteren Drittel der Betriebe der Unternehmensgewinn niedriger ist als die erhaltenen Direktzahlungen.


Im Durchschnitt über alle Betriebsformen schaffen die unteren 30% der Betriebe gerade einmal eine rote Null. Diese Betriebe machen also keinen Gewinn und verwenden darüber hinaus die gesamte Betriebsprämie dafür, die Verluste aus der normalen Produktion auszugleichen. In den Betrieben mit Rindermast, Schweinehaltung oder in den Gemischtbetrieben schrieben die unteren 30% der Betriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 sogar Verluste – die Betriebsprämie eingerechnet. Mit anderen Worten: Diese Betriebsgruppe „verfrühstückt“ ihr Betriebsvermögen.


Ganz anders sieht es beim erfolgreichen Drittel der Betriebe aus. Trotz der bescheidenen Erzeugerpreise schaffen diese Betriebe es, auch im Wirtschaftsjahr 2014/15 ordentliche Gewinne (im Mittel ca. 88000 € inkl. 27000 € Betriebsprämie) zu erwirtschaften. Im Durchschnitt tragen die Direktzahlungen in dieser Gruppe nur zu 30,5% zu diesem Ergebnis bei.


Großer Teil an die Verpächter:

Die Kritiker der Direktzahlungen führen an, dass ein Großteil der Betriebsprämien direkt an die Verpächter weitergereicht wird. Die Analyse des Verhältnisses der gezahlten Pachten zu den erhaltenen Direktzahlungen zeigt, dass dies im Wesentlichen stimmt. Im Durchschnitt aller Betriebe werden 56,4% der Direktzahlungen an die Verpächter weitergeleitet. Dabei steigt der Anteil der Pachten an den Direktzahlungen mit steigender Betriebsgröße deutlich. Bei Betrieben unter 50 ha sind es knapp 40%, bei Betrieben größer 100 ha schon über 80%.


Im Schnitt wirtschaften die Betriebe etwa zu 60% auf Pachtflächen. Somit gehen fast die gesamten Direktzahlungen für die Pachtflächen an den Verpächter über (Übersicht 2). Bei den weniger erfolgreich wirtschaftenden Betrieben sind es sogar noch mehr (66,6%), sodass auch ein Teil der Prämie der Eigentumsfläche an die Verpächter weitergereicht wird. Beim erfolgreichen Drittel werden ebenfalls im Durchschnitt über alle Betriebsformen 65,7% der Direktzahlungen für die Pachtflächen an die Verpächter „durchgereicht“, weil in diesen Betrieben der Pachtflächenanteil höher ist.


Das gilt allerdings nicht für die Marktfrucht- und Veredlungsbetriebe. In diesen Betrieben fließt fast die gesamte Betriebsprämie (auch die für die Eigentumsflächen) an die Verpächter weiter. Ursache sind hier die durchschnittlich höheren Pachten der Marktfruchtbetriebe für gut bonitierte Ackerflächen. In den Veredlungsgebieten sind die Pachtpreise in der Regel noch höher, weil die Betriebe Güllenachweisflächen benötigen.


Auch in Regionen mit hoher Dichte an Biogasanlagen ist dies festzustellen. So geben die Veredlungsbetriebe in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt für Pachtzahlungen sogar mehr aus, als sie insgesamt an Betriebsprämie erhalten. Das stellt die Verhältnisse auf den Kopf: Eigentlich sollte die Direktzahlung den „aktiven Bewirtschafter“ unterstützen und nicht den Flächeneigentümer.


Ein Teufelskreis:

Die Agrarpolitik steckt in einem Dilemma. Einerseits sind die Direktzahlungen für einen Großteil der Betriebe kurzfristig unverzichtbar. Würden sie über wenige Jahre abgeschmolzen, könnten viele Betriebe die Einkommenseinbußen kaum auffangen.


Ein starker Strukturwandel wäre die Folge. Andererseits wird ein sehr hoher Anteil der Direktzahlungen an die Flä-cheneigentümer weitergereicht. Theoretisch würde ein Wegfall der Betriebsprämie die Pachtpreise zwar langfristig dämpfen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Pachtpreisentwicklung auch noch von anderen Einflussfaktoren abhängt. Dazu zählen z. B. die Düngeverordnung und die Rahmenbedingungen für die Erzeugung Erneuerbarer Energien über Biogas. Es ist daher möglich, dass die Pachtpreise auch bei wegfallenden Betriebsprämien weiterhin steigen. Einfache Lösungen für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik nach 2019 wird es daher kaum geben.-sp-

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