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Pflanzen bald ohne Schutz?

Lesezeit: 2 Minuten

Brüssel hat in der EU-Pflanzenschutz-Verordnung erstmalig so genannte Ausschlusskriterien zur Wirkstoffbewertung eingeführt. Damit vollzieht die EU eine Kehrtwende: Weg von der Risikobewertung, hin zum Vorsorgeprinzip. Konkret heißt das: Steht ein Wirkstoff unter Verdacht, sich auf den Hormonhaushalt von Mensch oder Tier auszuwirken (endokrine Wirkung), soll er künftig vom Markt verschwinden.


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Die Kriterien für diese endokrine Wirkung will die EU-Kommission jetzt festlegen. Die Vorschläge dazu sind beinhart. Eine Folgenabschätzung der britischen Zulassungsbehörde zeigt:


  • EU-weit könnten 37 Wirkstoffe wegfallen.
  • Am stärksten betroffen wären die Fungizide. Von den derzeit etwa 50 wichtigsten, stehen fast die Hälfte auf der Kippe. Gängigen Mitteln wie Juwel Top, Skyway Xpro, Capalo oder Opus Top droht das Aus.
  • Einige Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter wären nur noch eingeschränkt, oder gar nicht mehr bekämpfbar. Fusarium- oder Rostpilze hätten dann freie Bahn.
  • Ein funktionierendes Resistenzmanagement wäre kaum noch möglich.


Um eins ohne wenn und aber klarzustellen: Sichere Wirkstoffe wollen wir alle. Deshalb haben wir in der EU bereits die strengsten Zulassungsvorschriften weltweit – und das ist gut so.


Mit den Vorschlägen zur Definition der endokrinen Wirkung geht die EU-Kommission aber eindeutig zu weit. Reicht bereits ein Verdacht für eine Nichtzulassung aus, werden aussichtsreiche Kandidaten schnell durchs Raster fallen. Zudem ist die Wirkstoffpalette bereits jetzt so eng, dass es trotz eines ausgefeilten Resistenzmanagements kaum noch gelingt, die zunehmend schwerer bekämpfbaren Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter in Schach zu halten. Jetzt sind alle Seiten gefordert:


  • Zuallererst der Gesetzgeber. Die Festlegung der Kriterien muss mit Augenmaß erfolgen. Denn letztlich brauchen wir einen gesundheitlich unbedenklichen und funktionierenden Pflanzenschutz, um qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen. Ein Wirkstoff-Kahlschlag wäre ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für die Landwirte und im übrigen völlig sinnlos, wenn Produkte aus anderen Regionen mit laxeren Auflagen für den Pflanzenschutz in unsere Läden gelangen.
  • Beratung und Praxis müssen noch stärker als bisher auf pflanzenbauliche Instrumente setzen, um den Schaderregerdruck von vornherein niedrig zu halten.
  • Die Pflanzenschutzindustrie muss eine Innovationsoffensive starten und wieder mehr Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe stecken. Das ist bei einer steigenden Weltbevölkerung mit wachsendem Nahrungsmittelbedarf auch für die Investoren gut angelegtes Geld.


Nur wenn alle Seiten ihre Hausaufgaben ernst nehmen und anpacken, schaffen wir einen nachhaltigen Pflanzenschutz, der diesen Namen auch verdient. Aber nur dann!

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