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Prallteller ade?

Lesezeit: 6 Minuten

Der Prallteller ist günstig und auf fast jedem Hof vorhanden. Deswegen möchten ihn viele Grünlandbetriebe noch bis 2025 weiter nutzen. Doch die Umstellung auf neue Technik könnte schon jetzt lohnen.


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Milcherzeuger Lechbichler steht vor seinem Güllefass und überlegt. Wie viele seiner Kollegen würde er die bewährte Technik gerne so lange wie möglich behalten.


Doch das Landwirtschaftsamt hat bei einer Veranstaltung zur neuen Düngeverordnung Druck auf die Bauern gemacht. Sie sollen schon jetzt in neue Verteilertechnik investieren. Nur so lasse sich der Stickstoff (N) ohne zu große Verluste in den Boden bringen, so eine der Aussagen.


Lechbichler (Name geändert) fürchtet um seine Flexibilität. Er bewirtschaftet 20 ha Grünland und hält 30 melkende Kühe. Die neue Technik kann er sich nur gemeinsam mit anderen Landwirten leisten – oder er setzt gleich auf Maschinenring oder Lohnunternehmer. Dabei ist sein Prallverteiler bis 2025 erlaubt. Er war davon ausgegangen, ihn bis dahin nutzen zu können.


So wie Lechbichler geht es vielen Tierhaltern im Grünlandgürtel nördlich der Alpen. Sie müssen sich entscheiden, ob sie bis 2025 beim Prallteller bleiben oder schon jetzt in neue Technik investieren. Für viele ist das nur im Rahmen einer Maschinengemeinschaft zu stemmen. Dass sich der Schritt dennoch lohnen könnte, zeigt ein Blick auf Lechbichlers Nährstoffbilanz.


Denn bei der Berechnung wird Lechbichler klar: Eine effiziente Technik entlastet auf dem Papier seine Nährstoffbilanz – und spart in der Praxis viel Mineraldünger.


Nährstoffbilanz schafft Klarheit.

Die Nährstoffbilanz ist eine von zwei Rechnungen, die Lechbichler künftig dem Amt vorlegen muss: Vor der Düngung muss er zunächst den Düngebedarf errechnen. Dieser basiert auf dem Ertrag und Proteingehalt seines Grünlandes sowie der N-Nachlieferung aus dem Boden. Diese Düngebedarfsermittlung entscheidet, wie viel Lechbichler düngen darf. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft wird noch im Januar ein Programm zur Berechnung veröffentlichen.


Der Moment der Wahrheit kommt jedoch am Ende des Düngejahres. In der Nährstoffbilanz muss Lechbichler dann darlegen, ob seine (bereits durchgeführte) Düngung zum tatsächlichen Nährstoffentzug passte. Aufgrund seiner Betiebsgröße reicht für Lechbichler die Nährstoffbilanz nach dem Feld-Stall-Ansatz. Auf die Stoffstrombilanz muss er erst 2023 umstellen (vergleiche top agrar 1/2018, S. S6). Da es gut möglich ist, dass die Nährstoffbilanz weniger Düngung erlaubt als die vorangegangene Düngebedarfsermittlung, rechnet Lechbichler zunächst die Bilanz.


Das Besondere: Die tatsächlichen Erträge sind dabei egal. In der neuen, „plausibilisierten“ Feld-Stall-Bilanz muss er angeben, wie viel Nährstoffe seine Kühe mit dem Grobfutter wirklich verzehrt haben (s. Übersicht 1).


Dafür setzt er die N-Aufnahme jedes Tieres an und teilt die gesamte „verzehrte“ N-Menge durch die Fläche seines Betriebes. So kommt er auf eine N-Abfuhr von 293 kg N/ha. Diese darf er in der Nährstoffbilanz um maximal 50 kg N/ha überschreiten. Also kann er 343 kg N/ha düngen.


Maximal 170 kg davon dürfen jedoch aus Wirtschaftsdünger stammen – Stall- und Lagerungsverluste von 15% bereits abgezogen. Lechbichler geht davon aus, dass er künftig nur noch so viele Tiere halten kann bzw. so viel Gülle abgeben muss, dass er die 170-kg-Grenze einhält (vgl. S. 16) und rechnet seine Nährstoffbilanz daher mit diesem Wert. Er darf von den 170 kg maximal weitere 15% an Ausbringverlusten abziehen (ab 2020: 10%). Er muss also mindestens 140 kg N je ha aus seiner Gülle anrechnen. 20 weitere kg N muss er für die Stickstoffbindung durch Leguminosen anrechnen.


So kann er 183 kg N/ha mineralisch düngen. Das entspräche 7 dt Kalkammonsalpeter. Doch diese vermeintlich einfache Rechnung zur Feld-Stall-Bilanz geht bei Lechbichler nicht auf.


Prallteller gefährdet Ertrag.

Tatsächlich bringt er wesentlich weniger Stickstoff aus der Gülle in die Pflanze. Seine Ausbringverluste sind deutlich höher als 15%. Bei schlechten klimatischen Bedingungen kann der komplette im Ammonium gebundene Stickstoff verloren gehen – das wären 55% des Gesamt-Stickstoffs.


Das kann passieren, wenn es nach der Ausbringung nicht regnet und die Gülle einige Tage der Sonne ausgesetzt ist – bei Lechbichler kein seltenes Szenario.


In diesem Fall kämen nur noch 77 kg N/ha aus der Gülle an die Wurzel (Übersicht 2). Zudem dürfte Lechbichler nicht mehr genug Mineraldünger streuen, um dies auszugleichen. Der maximal zulässige N-Saldo von 50 kg N/ha würde nicht mehr reichen, um die Abfuhr von 293 kg zu decken. Lechbichler müsste auf Ertrag und Rohprotein verzichten. Das ist für ihn keine Option.


Bis 74 kg Stickstoff gespart.

Auch bei den anderen Szenarien zeigt sich: Gelingt es Lechbichler, den optimalen Ausbringzeitpunkt zu treffen und setzt er zudem eine effiziente Technik ein, gelangt mehr Stickstoff in den Boden. Zwischen dem besten und dem schlechtesten Szenario liegen satte 74 kg N/ha – eine Menge, die er nicht mehr mineralisch nachdüngen muss. So könnte es sich bezahlt machen, schon jetzt in neue Ausbringtechnik zu investieren, anstatt bis 2025 zu warten.


Lechbichler vergleicht daher verschiedene Techniken miteinander. Beim Schleppschuh kämen von den 170 kg organischen Stickstoffs 114 bis 142 kg im Boden an. Bei der Gülleinjektion, auch Schlitztechnik genannt, sind die Werte noch besser: 133 bis 151 kg stünden den Wurzeln zur Verfügung.


Schleppschuh beste Wahl:

Vor dem Schlitzen schreckt Lechbichler jedoch zurück. Die hohen Kosten der Technik, die geringen Arbeitsbreiten und das Aufschlitzen der Grasnarbe bewertet er negativ. Ein Schleppschuhverteiler hinter einem kleinen Güllefass erscheint ihm jedoch praktikabel.


Dies könnte er sich zusammen mit einigen Berufskollegen leisten und auch am Hang einsetzen. Es würde sich bezahlt machen: Erwischt Lechbichler mal wieder ungünstige Ausbringbedingungen, bekommt er dank des Schleppschuhs immerhin knapp 40 kg N/ha mehr an die Wurzel als mit seinem Prallteller. Bei „gutem Güllewetter“ beträgt der Vorteil ca. 20 kg. Claus Mayer


Dies könnte er sich zusammen mit einigen Berufskollegen leisten und auch am Hang einsetzen. Es würde sich bezahlt machen: Erwischt Lechbichler mal wieder ungünstige Ausbringbedingungen, bekommt er dank des Schleppschuhs immerhin knapp 40 kg N/ha mehr an die Wurzel als mit seinem Prallteller. Bei „gutem Güllewetter“ beträgt der Vorteil ca. 20 kg. Claus Mayer


Wie alltagstauglich die verschiedenen Ausbringtechniken sind, lesen Sie auf S. 28.

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