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Querdenker und Visionär

Lesezeit: 3 Minuten

Jahrzehntelang hat Christian Stockinger (64) die Zukunftschancen bayerischer Bauernhöfe beleuchtet. Kurz vor seinem Ruhestand blickt der Agrarökonom noch einmal nach vorn.


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Herr Stockinger, viele Landwirte kennen Sie als Chefökonom der bayerischen Landwirtschaft. Woher kommt ihre Leidenschaft für die Betriebswirtschaft?


Stockinger: Das hat mit meiner Herkunft von einem Bauernhof im Rottal zu tun. Die Landwirte dort waren immer schon gewohnt, zu rechnen und zahlenbasiert zu entscheiden. Ansonsten haben Lehrer mein Interesse geweckt. Das war auch an der TU Weihenstephan so, wo ich eine der Fachrichtungen Pflanzenbau, Tierproduk-tion und Ökonomie wählen musste. Diese Entscheidung fiel mir leicht.


Sie haben bei ihren Analysen immer gerne in die Zukunft geblickt. Warum?


Stockinger: Die Landwirte baten mich auffällig häufig darum, Zukunftsprognosen abzugeben. Unternehmertypen beschäftigen sich eben gerne mit künftigen Entwicklungen.


Welche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte kamen für Sie überraschend?


Stockinger: Nach dem Wegfall der Marktordnungen hatte ich erwartet, dass sich die Branche dynamischer verändern würde. Es hat mich überrascht, dass auch Betriebe mit problematischer Kostenstruktur hohe Pachtpreise akzeptieren und weitermachen. Erstaunt hat mich andererseits, wie dynamisch Landwirte Millionen in die Produktion Erneuerbarer Energien, z.B. von Biogas, investiert haben. Und das ohne Berufs-und Prozesserfahrung, mit neuen Technologien und sehr risikobereit.


Die süddeutsche Landwirtschaft gilt wegen ihrer kleinen Strukturen als wenig wettbewerbsfähig. Trotzdem hat sie sich vergleichsweise stabil gehalten. Werden die Betriebe im Süden unterschätzt?


Stockinger: Ganz offensichtlich. Außerhalb Bayerns werde ich häufig gefragt: „Von was leben eure Bauern eigentlich?“ Wegen der Kostendegression müssten die Großflächen-Bewirtschaf-ter einen deutlichen Renditevorsprung haben und viele bayerische Betriebe könnten sich nur noch befristet halten. Doch daneben gibt es auch andere Erfolgsfaktoren. Gerade in Zeiten schwieriger Preis-Kosten-Verhältnisse zeigt sich die hohe Stabilität lohnkostenfreier Unternehmen mit gewachsener betrieblicher Substanz, wie sie in Bayern die Regel sind. Unsere Betriebe lasten Maschinen weniger aus, nutzen sie dafür aber viel länger. Sie wirken behäbiger, aber sind krisenfester als flächenstarke, lohnarbeitsverfasste Höfe.


Welche Faktoren werden die süddeutsche Landwirtschaft künftig beeinflussen?


Stockinger: Die Landwirte werden noch mehr auf zusätzliche Standbeine setzen. Erfolgreiche Bauern haben längst auch nicht-landwirtschaftliches Vermögen aufgebaut und erzielen da-raus Einkommen. Für Süddeutschland ist diese Strategie besonders richtig, weil hier die gesamtwirtschaftliche Lage sehr attraktiv ist. Zudem werden die Landwirte künftig mehr als bisher darauf achten, dass ihr Tun nicht nur auf Kritik, sondern auch auf gesellschaftliche Anerkennung stößt. Das wird ein langwieriger und schwieriger Prozess. Ich wage die These, dass intensive Tierhaltungsverfahren in der professionellen Gestaltung von heute immer schwieriger zu realisieren und unsere Marktanteile nicht zu halten sind. Einfach deshalb, weil die Bereitschaft, zu investieren und sich dem Bürgerzorn auszuliefern, schwindet.


Sie gehen nächstes Jahr in Rente. Welche Pläne haben Sie für diese Zeit?


Stockinger: Ich möchte gerne mal ein Opa sein, der Zeit hat für seine Enkel.Bisher hatte ich das nicht, und das ist bedauerlich. Dass jetzt die Aussicht besteht, dass sich das ändert, ist geradezu beseelend, da freue ich mich drauf. Beruflich werde ich mich hüten, den Leuten mit meinen vermeintlichen Kompetenzen auf die Nerven zu gehen. Es gibt dann Jüngere, die es anders und hoffentlich auch besser machen.-do-

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