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Raps: Weniger ist mehr!

Lesezeit: 9 Minuten

Die Rapserträge in Norddeutschland sinken durch enge Fruchtfolgen, die Krankheiten und Schädlinge fördern. Wir analysieren für verschiedene Standorte, ob weite Fruchtfolgen sich rechnen.


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Bald färben sich vor allem im Nordosten Deutschlands die Ackerflächen wieder gelb und ein süßlich schwerer Duft liegt in der Luft. Der Raps steht in voller Blüte. Im Rapsland Mecklenburg-Vorpommern ernteten die Landwirte 2017 auf 21% der Ackerflächen Winterraps. In Schleswig-Holstein waren es 15%. Dieses Jahr ist die Anbaufläche in beiden Bundesländern gesunken: Die Bauern in Schleswig-Holstein säten im vergangenen Herbst 17% weniger aus, in Mecklenburg-Vorpommern verschwanden 9% Raps von den Äckern. Grund sind neben den extrem nassen Aussaatbedingungen die miserablen Erträge der letzten zwei Jahre. Wo die Landwirte sonst 40 dt/ha ernteten, kamen sie in Mecklenburg-Vorpommern bloß auf 27 dt/ha in 2016 und 30 dt/ha in 2017. In Schleswig-Holstein rutschten die Rapserträge auf 31 dt/ha in 2016 und 36 dt/ha in 2017. Da hilft selbst der gute Vorfruchtwert nicht mehr.


Resistenzen in enger Fruchtfolge:

Neben der Witterung spielen zunehmende Resistenzen gegenüber Schädlingen eine immer größere Rolle. Fruchtfolgekrankheiten wie Kohlhernie und Verticillium treten in engen Fruchfolgen gehäuft auf. „An den Erträgen beim Winterraps zeigen sich jetzt die Probleme, die durch zu enge Fruchtfolgen entstehen“, gibt Manja Landschreiber von der Landwirtschaftskammer in Schleswig-Holstein zu bedenken. Im Getreidebereich ist es ähnlich: Ackerfuchsschwanzprobleme sowie Fungizidresistenzen nehmen dort zu. „Mehrere Kulturen entzerren die Fruchtfolge. Denn zwischen den einzelnen Früchten entstehen längere Anbaupausen und die Erträge stabilisieren sich. Wichtig ist es daher, die Wirtschaftlichkeit der gesamten Fruchtfolge zu betrachten und nicht nur einzelne Kulturen“, sagt Landschreiber.


Im Südwesten Deutschlands haben die Landwirte weniger Probleme im Raps. So ernteten sie in Bayern oder Nordrhein-Westfalen (NRW) weiterhin im Schnitt fast 40 dt/ha Raps. Hier wächst die Ölfrucht lediglich auf 6% der Ackerfläche. „Vor allem Flächen, auf denen der Raps nur selten steht, liefern sehr gute Ertragsergebnisse“, bestätigt Natascha Droste von der Landwirtschaftskammer NRW. In NRW und Bayern spielt der Futterbau durch die Viehhaltung eine größere Rolle. Vor allem Mais weitet die Fruchtfolge auf. „In Bayern rücken auch Sojabohnen in den Fokus, um gentechnikfreies Futter zu produzieren“, ergänzt Robert Schoitzl von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern.


Hohe N-Überschüsse durch Raps:

Neben den Resistenzproblemen spielt die neue Düngeverordnung ebenfalls den weiten Fruchtfolgen in die Karten. Ab 2018 dürfen die Landwirte im dreijährigen Mittel höchstens 50 kg/ha Stickstoffüberhang haben, ansonsten drohen Strafen. Da Raps und Getreide hohe N-Überschüsse haben, müssen Kulturen her, die die N-Bilanz senken.


Wie können die Landwirte also die Fruchtfolge aufweiten, und dennoch rentabel wirtschaften? Andrea Ziesemer, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei aus Mecklenburg-Vorpommern, hat Deckungsbeiträge von Fruchtfolgen mit Ertragsdaten von 30 Referenzbetrieben berechnet. Sie wählte die Betriebe nach Standort und Vorfruchtstellung der letzten sechs Jahre aus. In die Rechnung flossen die Vorfruchtwirkung auf Ertrag, Stickstoffdüngung und Pflanzenschutz mit ein. Für Kosten und Erlöse nimmt sie Preise aus 2017.


Für Schleswig-Holstein verglich Peter Friedrichsen von der Landwirtschaftskammer die Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Fruchtfolgen. Dabei unterstellte er Leistungen vom oberen Drittel der Betriebe. Die Unterschiede in den Deckungsbeiträgen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind daher auch auf die unterschiedlichen Berechnungen zurückzuführen. Die Vorteilhaftigkeit der einzelnen Fruchtfolgen in der Region ändert sich dadurch nicht.


Die Deckungsbeiträge sind schon an die neue Düngeverordnung angepasst: Beide Berater rechnen mit reduzierter Stickstoffdüngung, um die N-Salden einzuhalten. Ziesemer merkt dazu an: „Wie sich die Erträge unter reduzierter N-Düngung tatsächlich entwickeln, wird sich aber erst in einigen Jahren zeigen.“


Gute Böden enge Fruchtfolgen:

Auf klassischen Ackerbaustandorten dominieren Raps und Weizen die Fruchtfolgen. In Mecklenburg-Vorpommern wachsen z.B. in der Küstenregion 39% Weizen und 24% Raps, während auf den Sandböden nur 18% Weizen und 14% Raps stehen. Dort stehen dafür häufiger Silomais und Roggen auf den Feldern. Je besser die Böden und die Klimabedingungen sind, desto weniger Fruchtarten bauen die Landwirte meist an. Das zeigen laut Ziesemer die Zahlen der amtlichen Statistik. Denn die Deckungsbeiträge der engeren Fruchtfolgen sind dort meist höher als die der weiten. Die Fruchtfolge Raps-Weizen-Weizen erzielt auf den besseren Böden in Schleswig-Holstein den höchsten Deckungsbeitrag mit 777 € (s. Übersicht).


Stoppelweizen sorgt aber für hohe Stickstoffüberschüsse. „Gerade für Betriebe mit leichteren Standorten ist das ein wichtiger Punkt, da bei diesen Betrieben die N-Überschüsse oft deutlich zu hoch sind“, bekräftigt Andrea Ziesemer. Sie empfiehlt: „Wer auf leichteren Standorten bei der dreifeldrigen Fruchtfolge bleibt, sollte den Stoppelweizen durch Roggen oder Triticale ersetzen.“


Mais punktet auf leichten Böden.

Auf den sandigen Böden in Mecklenburg-Vorpommern geht der Vorteil der dreifeldrigen Fruchtfolge schon verloren. So ist die mit Silomais aufgelockerte Fruchtfolge auf den leichteren Böden mit 570 € am rentabelsten (s. Übersicht). Hier bauen die Bauern daher auch 12% mehr Silomais an, als auf den schwereren Böden in Mecklenburg-Vorpommern. Raps steht in dieser Fruchtfolge nur alle vier Jahre auf dem Acker. Das wirkt sich positiv auf die Resistenzproblematik aus.


Ebenfalls ist der Einschub von Silomais für die N-Bilanz positiv, da dieser einen geringeren N-Bedarf hat als Raps oder Weizen und deutlich mehr Masse vom Feld geerntet wird.


Werden neben Silomais Zwischenfrüchte in die Fruchtfolge integriert, sinken die Deckungsbeiträge in Mecklenburg-Vorpommern leicht um weitere 13 €. In Schleswig-Holstein sind die Effekte etwas höher mit 38 € (s. Übersicht). „Durch Zwischenfrüchte können die Landwirte ihr Stickstoffsaldo sowie die Greening-Auflagen einhalten“, sagt Andrea Ziesemer dazu. „Auch die positiven Effekte für die Bodenfruchtbarkeit sowie die weitere Entzerrung der Fruchtfolge sprechen für Zwischenfrüchte“, bemerkt Peter Friedrichsen. Bei Problemen mit Kohlhernie im Raps ist da allerdings der Anbau von Kreuzblütlern wie Senf oder Ölrettich nicht zu empfehlen, da diese ebenfalls den Erreger begünstigen.


Als zweite Blattfrucht neben dem Raps sind Zuckerrüben eine Alternative. Der Deckungsbeitrag der fünfgliedrigen Folge liegt auf den Böden in Schleswig-Holstein bei 737 € (s. Übersicht S. 49). Zu den engen Fruchtfolgen ist der Unterschied also gering. Dafür sinkt der Rapsanteil auf 20%, sodass der Krankheitsdruck wieder abnimmt.


Sommerungen sind gesund.

Für Standorte mit Ackerfuchsschwanzproblemen empfiehlt Peter Friedrichsen den Einschub von Sommerungen in die Fruchtfolge. So passt Hafer gut zwischen den Winterweizen. „Hafer bereichert die Fruchtfolge auch als Gesundungskultur“, ergänzt er. Denn er unterdrückt Halm- und Wurzelbasiskrankheiten. Auf den leichten Standorten steigt der Deckungsbeitrag im Vergleich mit den dreifeldrigen Fruchtfolgen um 10 €. Auf den besseren Böden sinkt er dagegen leicht (s. Übersicht S. 49). „Vor allem die Kosten für Dünger und Pflanzenschutz gehen durch den Haferanbau zurück. Trotzdem bleiben die Erlöse in der Fruchtfolge fast auf dem gleichen Niveau, da der Weizen nach dem Hafer wieder höhere Erträge bringt, als der Stoppelweizen“, fasst Ziesemer die Vorteile von Hafer zusammen.


Beim Anbau von Sommerweizen und Sommergerste sind die Deckungsbeiträge in Schleswig-Holstein mit 679 € deutlich niedriger, als bei den engeren Fruchtfolgen. Denn die niedrigen Erträge der Sommergetreide bringen keine hohen Erlöse. Das gilt aber nur für den Durchschnitt der Betriebe. Bei einzelnen Betrieben mit massiven Ungrasproblemen im Getreide bringen die engen Fruchtfolgen deutlich niedrigere Deckungsbeiträge.


„Untersuchungen schätzen, dass verfestigte Herbizidresistenzen die Deckungsbeiträge vom Getreide auf 40 bis 70% senken. Für solche Betriebe rechnet sich daher der Anbau von Sommerungen, um den Ungräsern auf Dauer Herr zu werden. Denn Sommerungen in der Fruchtfolge vermindern das Samenpotential der Ungräser. Ein jährlicher Wechsel von Blatt- und Halmfrucht kann die Verunkrautung mit Ackerfuchsschwanz oder Windhalm im Vergleich zu Fruchtfolgen mit 67% Getreide fast halbieren“, weiß Dr. Dirk Wolber von der LWK in Niedersachsen.


Leguminosen weiten die Fruchtfolge als weitere Hackfrucht ebenfalls auf, sodass Raps große Anbaupausen bekommt. Trotz ihrer pflanzenbaulichen Vorteile spielen Körnerleguminosen auf den Ackerbaubetrieben im Norden Deutschlands bisher eine geringe Rolle. Die Zahlen belegen auch warum: Die Fruchtfolgen mit Ackerbohne oder Erbse bzw. Lupine bilden auf allen Böden das Schlusslicht bei den Deckungsbeiträgen (s. Übersicht S. 49).


Obwohl die Pflanzenbauberater die Aufweitung der Fruchtfolge empfehlen, sind die Landwirte vorsichtig beim Einstieg in weite Fruchtfolgen. Problematisch ist vor allem die Vermarktung der alternativen Früchte. So sind Leguminosen meist nur rentabel, wenn viehhaltende Betriebe diese verwerten. „Dann erzielen die Landwirte vom Futterwert gesehen Preise, die 3 €/dt über dem Weizen liegen“, bemerkt Peter Friedrichsen. Wer an einen Viehhalter liefert, kann mit denselben Preisen rechnen. Die anderen Betriebe müssen die Marktpreise akzeptieren, die meist nicht kostendeckend sind. Ein Pluspunkt wiederum ist, dass Leguminosen für Agrarförderprogramme und Greening gelten.


Vermarktung oft ein Problem:

Bei Landhändlern zählen vor allem große Partien. „Bilden die Landwirte Erzeugergemeinschaften, haben sie schneller große Liefermengen zusammen. Auch können sie in gemeinsame Lager investieren, um flexibler zu liefern“, empfiehlt Ziesemer. Das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne gibt Infos zur Vermarktung raus unter http://www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de . Ebenfalls bietet das Netzwerk eine Warenkontaktbörse für Körnerleguminosen im Internet an (www.leguminosenmarkt.de).


Qualitätshafer wächst vor allem auf den besseren Böden in Küstennähe. Den nehmen die Schälmühlen unter Vertrag. „Die Mühlen nehmen den Hafer aber nur temingebunden ab. Die Landwirte müssen die Ernte vorher selbst einlagern. Hier würden wieder die Erzeugerzusammenschlüsse mit einem gemeinsamen Lager punkten“, ergänzt Ziesemer. Für Silomais helfen Verträge mit Biogasanlagen oder viehhaltenden Betrieben. Zuckerrüben lassen sich z.T. ebenfalls in Biogasbetrieben verwerten, falls die nächste Fabrik zu weit entfernt ist.


Fazit: Es gibt einige Möglichkeiten, die Fruchtfolgen aufzulockern, um dem Raps längere Anbaupausen zu gönnen. Zwar sinken die Deckungsbeiträge dann zum Teil leicht, aber Schädlinge und Krankheiten im Raps gehen dafür zurück, sodass sich auf lange Sicht die Rapserträge erholen. So bleibt der Rapsanbau auch in Zukunft wirtschaftlich.


Kontakt: maike.schulze-harling@topagrar.com

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