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Rechnet sich der Umstieg auf Öko-Milch?

Lesezeit: 4 Minuten

Öko-Milch erlöst zurzeit 18 ct/kg mehr als konventionelle Ware. Lohnt sich für Milchbauern der Umstieg auf die Bio-Haltung? Dr. Gerhard Dorfner beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.


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1. Ist der aktuelle Preisabstand von Öko-Milch nachhaltig?


Der Preisvorsprung der Öko-Milch von 18 ct/kg im laufenden Wirtschaftsjahr ist ungewöhnlich hoch. Selbst in den sehr guten Jahren 2008 und 2009 betrug er nur rund 11 ct/kg. Im Schnitt der letzten zehn Jahre war Öko-Milch um 9,3 ct/kg teurer im Verkauf als konventionell erzeugte (siehe Übersicht 1).


2. Führt der höhere Milchpreis zu einem ökonomischen Vorteil?


Bei der Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit reicht der alleinige Blick auf die Milchpreise nicht aus. Ökologische Milcherzeugung ist in der Regel mit einem geringeren Kraftfuttereinsatz und einer niedrigeren Milchleistung verbunden.


Durch die Einschränkungen beim Mineraldüngereinsatz und Pflanzenschutz ergeben sich in vielen Betrieben auch deutliche Veränderungen in der Fruchtfolge. So wird meist Kleegras eingebaut und Silomais reduziert, was auch den Nährstoffkreislauf dauerhaft verändert. Der Flächenbedarf je Kuh steigt erfahrungsgemäß an.


Auch die strengeren Anforderungen für die Haltung (z.B. mehr Stallfläche pro Kuh) und das Herdenmanagement, z.B. beim Medikamenteneinsatz, beeinflussen die Betriebsführung.


Der Deckungsbeitrag (DB) pro Kuh bzw. pro kg Milch ist der erste Gradmesser für den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Modellrechnung bestätigt, dass der durchschnittliche Öko-Betrieb mit dem durchschnittlichen konventionellen Betrieb mehr als gut mithalten kann und ihn in den letzten Monaten sogar deutlich überholte. So wuchs der Vorsprung des DB II nach variablen Grobfutterkosten von 9 auf 15 ct/kg an. Trotz der um 1300 kg/Kuh geringeren Milchleistung vergrößerte sich auch der Vorsprung des DB II je Kuh von 300€ im 5-Jahresmittel auf aktuell über 700 €.


3. Schlägt der höhere Deckungsbeitrag auf den Gewinn durch?


Um das zu klären, muss ein umstellungswilliger Betrieb folgende Fragen für seinen Betrieb klären:


  • Welche baulichen Maßnahmen sind durchzuführen und was kosten diese?
  • Mit welchen Kosten ist der höhere Futterflächenbedarf verbunden?
  • Soll die verkaufte Milchmenge trotz eines Rückgangs der Milchleistung nach der Umstellung gleich bleiben? Wenn ja, muss ich danach mehr Kühe halten und in Kuhplätze investieren?
  • Wie hoch ist die spezifische Öko-Förderung? In Bayern beträgt sie derzeit 273 €/ha, in Baden-Württemberg 230 €/ha nach einer zweijährigen „Einsteiger-Prämie“ von 350 €/ha.


Die Antworten darauf entscheiden, was vom höheren DB II in der Öko-Milcherzeugung am Ende noch für den Gewinn übrig bleibt.


Grundsätzlich gilt: Je höher das Leistungsniveau in der Ausgangssituation, umso größer sind die umstellungsbedingten Kosten. Je mehr sich die Betriebsstrategie bisher an hoher Grundfutterleistung, effektivem Kraftfuttereinsatz und hohem Platzangebot orientiert hat, umso kleiner sind die zu kalkulierenden Umstellungskosten.


Die Gewinnauswertung in der Buchführung spiegelt die Rentabilität unter Berücksichtigung fester Kosten (Abschreibung, Pachten, Zinsen), aber auch der Prämien in Praxisbetrieben wider.


Vergleicht man z.B. gleich strukturierte Betriebe mit 30 bis 50 Kühen und hohem Grünlandanteil, erzielen die Öko-Betriebe im mehrjährigen Mittel durchschnittliche Gewinne von 1319 € pro Kuh und konventionelle Betriebe von 999 €/Kuh (siehe Übersicht 2). Allerdings hatten Letztere in dieser Auswertung nur eine um 656 kg höhere Milchleistung. Der Vorsprung von gut 300 €/Gewinn je Kuh führte dazu, dass die Öko-Betriebe näher an der Vollkostendeckung waren. Wettbewerbsgleichheit unter Vollkostenbedingungen ist in vielen Fällen schon bei einem Milchpreisabstand von 9 bis 11 ct/kg erreicht.


Mit den Preisvorteilen der Vergangenheit präsentierte sich ökologisch erzeugte Milch auf Gewinn- wie auf Vollkostenebene als konkurrenzfähig.


Übersicht 2 macht einen weiteren Aspekt deutlich, der immer wichtiger wird: Der Ökomarkt verhält sich weniger sprunghaft als der konventionelle. Aus Sicht der Liquidität kann dies ein großes Plus für den Öko-Betrieb bedeuten bzw. die Notwendigkeit des Aufbaus großer Finanzpuffer verringern.


4. Garantiert die Umstellung auf „Öko“ wirtschaftlichen Erfolg?


Wie in der konventionellen Milcherzeugung gibt es auch bei den Öko-Betrieben extreme Unterschiede im wirtschaftlichen Erfolg. So reichen bei gleich gelagerten Betrieben mit 40 Kühen und einer verkauften Milchmenge von 210000 bis 240000 kg die Gewinne von 35000 € bis 70000 € (siehe Übersicht 3). Eine pauschale Bewertung der Perspektiven der Ökomilcherzeugung ist deshalb nicht möglich. Dies gilt unabhängig von ihrer unbestrittenen Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur Erzeugung von konventioneller Milch.


2014/15 verbuchte das untere Viertel Eigenkapitalverluste, im oberen Viertel ergab sich hingegen eine positive Eigenkapitalbildung von 17400 €.


Erfolg macht sich somit auch in der Öko-Milcherzeugung an der Betriebsführung fest. Kostenoptimierung sowie hohe Arbeits- und Flächeneffizienz sind auch hier wichtige Schlüssel zum betrieblichen Erfolg. Auswertungen des LKV zeigen, dass allein bei der Milchleistung und Tiergesundheit (Zellgehalt der Milch, Verlustrate, Nutzungsdauer) in vielen Betrieben großes Verbesserungspotenzial steckt. Wer hier seine Hausaufgaben gemacht hat, tut sich auch beim Umstieg auf die ökologische Milcherzeugung leichter.

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