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Reine Kopfsache

Lesezeit: 3 Minuten

Jürgen Petersen ist Läufer, Gedächtnissportler und gefragter Redner. Aus seinen Hobbies hat der Landwirtssohn die Lernmethode „Brainrunning“ entwickelt.


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Kennen Sie sämtliche 200 Staaten der Erde und ihre Hauptstädte? Könnten Sie diese auswendig lernen? Jürgen Petersen kann: Er hat sich die Namenspaare vor 25 Jahren eingeprägt – beim Melken.


Inzwischen ist der 49-jährige einer von weltweit 38 Gedächtnisgroßmeistern und lebt von seinem Hobby. Er ist ein gefragter Vortragsredner, veranstaltet Seminare und trainiert andere Gedächtniskünstler. Dabei geht es z. B. darum, eintausend Zahlen oder zehn ­Kartenstapel mit je 52 Karten in einer Stunde auswendig zu lernen.


Dabei wollte der Bauernsohn eigentlich den elterlichen Milchviehbetrieb in Nordfriesland übernehmen. Nach dem Abitur und der Ausbildung zum Landwirt besuchte er einen BUS-Kurs: „Dort ging es auch um Gedächtnistraining. Daraus entstand die Idee mit den Ländern und Hauptstädten“, erinnert er sich. Kurz darauf ließ er sich zum Dozenten ausbilden. Beides zusammen war die Basis für seine heutige Tätigkeit, von der ­Petersen gut leben kann.


Sein ursprüngliches Hobby Laufen hat er zusätzlich mit seinem Talent verbunden: „2001 habe ich Brainrunning entwickelt und zum Patent angemeldet“, erklärt er. Brainrunning ist eine Technik, mit der man sich beim Laufen im Wald z. B. Namen, Zahlen, Vokabeln, usw. merkt.


Die Zeit, die man für seine körperliche Fitness investiert, nutzt man gleichzeitig für den Kopf. Darüber hat der Gedächtnissportler sogar ein Buch geschrieben. Weitere Infos: www.brainrunning.de. Was Gedächtnissport bringt, beweist Petersen spontan im Interview: Die Kreiszahl Pi (3,14 …) kennt er auf 1 000 Stellen hinter dem Komma auswendig. Wie es funktioniert, erklärt er so: Der „Arbeitsspeicher“ linke Gehirnhälfte sei bei vielen Menschen fast voll. Dagegen werde die rechte Gehirnhälfte als „Festplatte“ kaum ausgelastet. Diese müsse besser genutzt werden. Die letzten zehn US-Präsidenten merkt Petersen sich daher anhand von zehn Körperstellen, die er per Eselsbrücke mit den Namen verbindet. Diese Bilder kann man sich besser merken als die reinen Präsidentennamen: „Unter den Füßen habe ich Eisenplatten, damit haue ich auf den Boden – Eisenhower“, erklärt er.


Das Gehirnjogging ist für ihn aber mehr als ­Spielerei und Show-­Effekt: Regelmäßiges Gehirntraining beuge Alzheimer vor. Auch könne man besser lernen: „In der Schule lernte ich nicht gerne auswendig.“ Heute präge er sich die Muskeln des menschlichen Körpers in zwei Stunden ein.


Seine Jugend auf dem Bauernhof habe keinen Einfluss auf seinen Werdegang gehabt, gibt Petersen unumwunden zu. Er habe aber früh erkannt, dass man vor anderen Menschen reden können sollte und das üben muss. „Daher habe ich schon früh auf Bauernversammlungen vor allen Leuten etwas gesagt oder Fragen gestellt“, erklärt er. Inzwischen sei er eine echte „Rampensau“, fügt er lachend hinzu.


Den Betrieb hat Petersen erst verpachtet und inzwischen verkauft, weil er bis zu 80 Vorträge und 40 Seminare pro Jahr hält. „Ich lebe von und für meine Hobbies, und ich darf in den Vorträgen und Seminaren erzählen, was mir selbst am meisten Spaß macht. Das weiß ich sehr zu schätzen“, erklärt Petersen, der mit seiner Partnerin in Nordfriesland wohnt.


Sein Ziel, Kopf und Körper fit zu halten, verfolgt der Nordfriese weiter: „Mit 75 will ich den Berlin-Marathon unter fünf Stunden laufen, das nehme ich mir seit 1993 vor!“Christian Brüggemann

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