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topplus Zum Streitpunkt: „Insektenschutz: Weniger Dünger und Pestizide!“, top agrar 4/2019, Seite 10.

Saubere Analysen statt bedrohlicher Szenarien

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Schulze, Sie schreiben einleitend: „Ohne Insekten stünden auf unseren Äckern die Räder still, die Kornlager blieben leer.“ Ich sage: Ohne Insektizide stünden auf unseren Äckern die Räder still, die Kornlager blieben leer. Denn: Viele Insekten sind auch als Schädlinge unterwegs. Sie ernähren sich von dem, was wir ausgesät haben, übertragen pflanzliche Krankheiten und vermehren sich explosionsartig.


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In meinem Betrieb habe ich den Einsatz von Insektiziden erfolgreich reduziert. Aber: Im diesjährigen milden Februar fand ich im Raps mehr als 300 Kohltriebrüssler in einer Gelbschale. Alarmierend! Ich musste also erstmalig in über 35 Jahren im Februar ein Insektizid einsetzen – hoffentlich zum letzten Mal.


Zu den Wildbienen: In Deutschland gibt es – immerhin – 561 Wildbienenarten. Laut Roter Liste sind knapp 6% davon vom Aussterben bedroht. Sie, Frau Schulze, sprechen von 41%, die in ihrem Bestand gefährdet sind. Eine bewusste bedrohliche Zuspitzung? Ich wünsche mir saubere Analysen statt bedrohlicher Szenarien. Dann gehen – da bin ich mir sicher – die Landwirte auch manchen Weg mit.


Dirk Schulze-Gabrechten, 59505 Bad Sassendorf, NRW


Zweifelhafte Studie


Umweltministerin Schulzes Aussage, selbst in Schutzgebieten gebe es 70% weniger Insekten als vor 30 Jahren, bezieht sich auf die unsachliche Krefelder „Studie“ aus 2017, die noch nicht einmal einfachste Anforderungen an eine Studie erfüllt. Der Rückgang des Gesamtgewichts der gefangenen Insekten wurde im direkten Vergleich nur an einem einzigen Standort ermittelt, dem Orbroicher Bruch bei Krefeld. Nicht fortlaufend über die Jahre, sondern in nur zwei Messjahren – 1989 und 2016.


In der Zwischenzeit wurde dieses Naturschutzgebiet wiedervernässt. Weideland versumpfte: Keine Kühe, keine Kuhfladen, keine dicken Käfer und Fliegen mehr. Stattdessen leichte Mücken. Die Insektenmasse hat nicht trotz, sondern wegen des Naturschutzgebietes abgenommen.


Alle anderen Messpunkte in den 28 Jahren haben lustig gewechselt. Mal Feld, mal Wald, mal am Siedlungsgebiet, mal am Rhein. Etwa so, als ob ich heute eine Verkehrszählung an der Zufahrt zu einer Alm und morgen an der Siegessäule in Berlin durchführe und daraus eine dramatische Zunahme des Verkehrsaufkommens ableite.


Aus dieser unsinnigen Zahlenreihe ergibt sich im Mittel ein Rückgang der Insektenmasse in den ersten beiden Jahren von 1989 bis 1991 um 62%, weil der erste Messpunkt ein einmaliger Ausreißer nach oben war. Von 1991 bis 2011 hat die Insektenmasse laut derselben „Studie“ um 50% zugenommen. Im Jahr 2011 hätte die Schlagzeile demnach auch heißen können: „Hilfe, eine Insekteninvasion steht bevor.“ Das lag aber ideologisch nicht auf Linie. Deswegen keine Meldung.


In Rothamsted in Großbritannien gibt es eine echte wissenschaftliche Langzeitstudie seit 1964. Ergebnis: An drei von vier Standorten ist die Insektenmasse konstant oder leicht ansteigend, auch in intensiv genutzter Agrarlandschaft.


In der Ernte wimmelt es auf den Kornwagen oft von Marienkäfern, trotz Insektiziden. Gelbfangschalen sind schon im Februar voll mit Rüsslern. Glanzkäfer oder Erdflöhe machen dem Raps den Garaus. Deutschlandweit sterben ganze Wälder durch eine bisher nicht gekannte Borkenkäferinvasion. Honigbienen gab es laut FAO weltweit seit 1961 noch nie so viele wie heute. Laut Roter Liste ist in Deutschland seit 1980 eine von 560 Wildbienenarten ausgestorben, vier sind jedoch neu eingewandert. Und wir sprechen von Insektensterben? Hallo, geht’s noch?


Rolf Steinkampf, 38173 Dettum, Niedersachsen


Mobilfunk schädigt Insekten


Sehr geehrte Frau Schulze, ich gebe Ihnen Recht: Das Insektensterben muss gestoppt werden! Doch bitte nehmen Sie auch zur Kenntnis, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz in den letzten Jahren rückläufig ist. Auch die ökologisch bewirtschaftete Fläche nimmt stetig zu.


Analytisch betrachtet kann die Landwirtschaft nicht der Hauptgrund für das Insektensterben sein. Die viel zitierte Studie bezieht sich auf das Referenzjahr 1989. Seitdem hat hauptsächlich der Mobilfunk zugenommen – und zwar weltweit. Es gibt zahlreiche Studien, die einen negativen Einfluss auf die Kommunikation der Insekten belegen, die ebenfalls auf elektromagnetischen Wellen basiert.


Natürlich ist es einfacher, den Landwirten die Schuld zu geben. Sonst hätte die ganze Bevölkerung die Verantwortung und müsste die Schlussfolgerungen tragen.


Nebenbei: Das Getreide wird über den Wind bestäubt, nicht von Insekten. Georg Strobel, 74538 Rosengarten, Baden-Württemberg


Mit Humor


Vielleicht sollte die Frau Ministerin mit gutem Beispiel vorangehen und auf Make-up und Hairstyling-Produkte verzichten. Das ist genauso Chemie. Humorvolle Grüße.Birgit Eckhardt, 36381 Schlüchtern, Hessen

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