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Saubere Kühe, saubere Leistung

Lesezeit: 4 Minuten

Mehr Tierwohl, mehr Gesundheit, mehr Leistung – Astrid Köllner hat es geschafft, ihre Herde in allen Bereichen zu optimieren. Das macht den Betrieb wirtschaftlicher und nachhaltiger.


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Die Kühe von Astrid Köllner sind extrem sauber. Für die Betriebsleiterin ist das selbstverständlich, denn eine optimale Stall- und Boxenhygiene war ihr schon immer wichtig.


Dennoch stellten die Forscher bei der Aufnahme der Tierwohldaten im Jahr 2015 bei vielen Kühen eine stärkere Verschmutzung fest, insbesondere an den Hinterbeinen. Dazu kamen relativ hohe Zellzahlen von durchschnittlich über 200000 Zellen/ml Milch, die im strengen Kontrast zu den auch damals schon sehr sauberen Boxen standen.


Astrid Köllner hatte diese Probleme bereits erkannt und wechselte noch im gleichen Jahr das Einstreumaterial. Mit dem bis dahin eingesetzten Häckselstroh war sie schon länger unzufrieden, weil es sich sehr schnell austrug, insbesondere aus den Hochliegeboxen im älteren Teil des Stalls. Deshalb ersetzte sie das Stroh durch ein getrocknetes Güllesubstrat, ein torfartiges Material aus dem festen Anteil der Gülleseparation.


Köllner ist bewusst, dass der Einsatz von Güllefeststoffen trotz positiver Praxisbeispiele als Einstreumaterial in Deutschland nicht ausdrücklich gestattet ist. Dennoch ist die Betriebsleiterin von der Einstreuvariante überzeugt. „Das ist um Klassen besser als Stroh“, berichtet Köllner. „Die Kühe scharren davon viel weniger aus den Boxen als beim frisch eingestreuten Häckselstroh.“ Das schnelle Abtragen des Strohs war laut Köllner vor allem bei den alten Boxen problematisch, weil die einfachen Gummimatten ohne schützende Auflage häufiger zu Problemen an den Fußgelenken führten.


Die 30 Tiefboxen des neueren Stallteils sind jetzt mit sogenannten Sandbettwaben ausgelegt. Jede der etwa 20x20 Zentimeter großen Waben wird einmalig mit einem zugekauften Sand-Lehm-Gemisch gefüllt. Darauf wird das Güllesubstrat ausgebracht. Laut Köllner bietet diese Kombination optimalen Komfort und geringeren Keimdruck.


Dabei legt sie großen Wert auf eine intensive Boxenhygiene. Bei jeder Futtervorlage ebnet sie das Güllesubstrat ein und entfernt Kot- und Urineinträge. Köllner: „Wenn man die Kühe sauber und gesund halten will, muss man sich einfach Arbeit damit machen.“


Die Investitionen in mehr Liegekomfort und Hygiene zeigten Wirkung. „Dicke Gelenke kennen wir heute gar nicht mehr“, sagt Köllner. Auch stärker verschmutzte Kühe sucht man in der Herde vergeblich. Hinzu kommt, dass die durchschnittlichen Zellzahlen der Herde auf knapp 140000 Zellen/ml zurückgegangen sind.


Auch bei der Fütterung sahen die Forscher Anpassungsbedarf. In den Sommermonaten hatte bis zu einem Viertel der geprüften Kühe einen Fett-Eiweiß-Quotienten von unter 1. Das ist ein Hinweis auf Fermentationsstörungen im Pansen, weil das Futter zu wenig Struktur aufweist.


Astrid Köllner lässt ihren Mais deshalb seit 2016 als Shredlage® häckseln. Die Häcksellängen von über 20 mm und die spezielle Aufbereitung von Blättern und Stängeln hat eine deutlich höhere Strukturwirkung.


Fütterung optimiert


Seit 2016 lässt Köllner die Energie- und Eiweißgehalte der Silagen bestimmen und passt die Zusammenstellung der Ration entsprechend an.


Zudem ergänzte sie die Ration um eine Silage aus Landsberger Gemenge (Welsches Weidelgras, Wicke und Inkarnatklee), das als Zwischenfrucht angebaut wird. Das Gemenge liefert relativ hohe Erträge mit guten Eiweißgehalten und ist aus Sicht der Wissenschaftler eine gute Ergänzung der Ration.


Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Anbau positiv auf die Humusbilanz der Ackerflächen auswirkt und damit die Klimabilanz des Betriebs verbessert.


Am 6-stündigen Weidegang pro Tag hält Köllner dagegen fest, obwohl die Futteraufnahme dadurch schwerer zu kalkulieren ist. Der Grund ist der Weidemilchbonus, den der Betrieb dafür von der Molkerei erhält, aber auch das Tierwohl, auf das die Familie Köllner sehr großen Wert legt.


Die Anpassungen bei der Fütterung zahlten sich aus. Im Jahr 2015 lag der Herdenschnitt noch bei 8900 kg Milch/Kuh und Jahr, kommt Köllner heute auf 9500 kg/Kuh und Jahr. „Die 10000 kg sind jetzt durchaus in Reichweite“, freut sich die Landwirtin.


Unter dem Strich ist es dem Betrieb Köllner mit diesen Anpassungen gelungen, die Herdenleistung ohne größere Investitionen zu steigern und gleichzeitig das Tierwohl und die Gesundheit der Herde zu verbessern. Damit bestätigte der Betrieb die These der Forscher, dass Leistungssteigerungen und Tierwohl kein Widerspruch sein müssen.

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