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Sauenstall: Besser ohne AFP?

Lesezeit: 7 Minuten

Eine AFP-Förderung ist an viele Auflagen gebunden. Wir haben nachgerechnet, ob sich der Aufwand für den Bau eines Sauenstalles lohnt.


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Es sind hohe Ziele, die sich die Bundesländer auf die Fahne geschrieben haben: Mit der AFP-Förderung wolle man eine wettbewerbsfähige, nachhaltige, umweltschonende, tiergerechte und multifunktionale Landwirtschaft unterstützen. Doch die besten Ziele nutzen nichts, wenn die Landwirte die Förderung kaum in Anspruch nehmen. Seit Jahren verzeichnen die zuständigen Behörden immer weniger Anträge.


Ein Grund für den Rückgang: Es wird weniger gebaut. Allerdings erklärt das nur teilweise den Einbruch. Rentiert sich die Förderung möglicherweise gar nicht mehr?


Im ersten Teil unserer Serie sind wir der Frage nachgegangen, ob sich die Förderung für den Bau eines Maststalles auszahlt. Aus rein ökonomischer Sicht ja. Allerdings scheitern nicht wenige Betriebe an den Auflagen, die mit der Förderung verbunden sind. Lesen Sie dazu auch den Beitrag in der Ausgabe 8/2018, Seite 46. Im zweiten Teil unserer Serie stellen wir nun die Kosten eines Sauenstalles ohne Förderung denen eines AFP-Stalles gegenüber. Die entscheidende Frage dabei: Deckt die Förderung die Mehrausgaben für den AFP-Stall ab? Fachlich hat uns dabei Elmar Brügger, Berater bei der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen, unterstützt. Er erstellte die Berechnungen und holte die entsprechenden Angebote für die Ställe ein.


Für den Vergleich haben wir uns auf drei Bundesländer konzentriert, die stellvertretend für die unterschiedlichen Förderbedingungen stehen:


Sachsen-Anhalt: Wie in den meisten Bundesländern können Sie hier zwischen einer Basis- oder Premiumförderung wählen. Entscheiden Sie sich hier für die Basisvariante, erhalten Sie einen Zuschuss von 20% auf Ihre Baukosten. In der Premiumförderung sind die Auflagen deutlich strenger. Dafür fällt je nach Bundesland der Fördersatz teilweise doppelt so hoch aus (bis zu 40%, Übersicht 1 rechts).


  • NRW und Bayern: In diesen beiden Ländern gibt es nur eine Premiumförderung (bis zu 40%).


Mehr Komfort:

Angenommen Sie sind Landwirt in Sachsen-Anhalt und entscheiden sich für die Basisförderung. Dann müssen Sie im Vergleich zu einem Standardstall zusätzliche Auflagen erfüllen, um die Förderung zu erhalten:


  • Wer auf eine Trogfütterung setzt, benötigt je Sau oder Jungsau einen Fressplatz, sodass alle Tiere gleichzeitig fressen können.
  • Der Liegebereich für Eber, Zucht- und Jungsauen im Wartebereich oder in der Gruppenhaltung muss entweder eingestreut werden, über einen Tiefstreustall oder eine Komfortliegefläche verfügen.
  • Bei Zucht- und Jungsauen im Abferkelbereich und bei Einzelhaltung im Deckbereich müssen Sie mind. einen Teil des Liegebereiches mit einer Komfortliegefläche ausrüsten (z.B. Gummimatte im Schulterbereich).
  • Für alle Tiere sind mind. drei verschiedenartige Beschäftigungselemente vorgeschrieben (für Zucht- und Jung-sauen nur im Wartebereich oder in der Gruppenhaltung). Für Zucht- und Jungsauen ist im Abferkelbereich und bei Einzelhaltung im Deckbereich mind. ein Element vorgesehen (z.B. Holz an Ketten oder Strohraufen).


Für unsere Beispiele haben wir den Bau eines Stalles für 370 Sauen unterstellt. Wer „lediglich“ die Standardvorgaben erfüllt, zahlt pro Platz etwa 1942 € (alle Angaben netto). Um die Anforderung des Basisprogrammes zu erfüllen, müssen Sie hingegen 27 € pro Platz oder insgesamt rund 10000 € mehr Budget einplanen (1969 €/Platz). In den Kosten für den Stall nach den Basis- als aus Premiumanforderungen sind im Übrigen auch die Ausgaben für einen AFP-Betreuer enthalten, der in den Richtlinien vorgeschrieben ist.


Die Förderung fällt je nach Bundesland unterschiedlich aus und ist teilweise gedeckelt. So erhalten Sie in Sachsen-Anhalt innerhalb von drei Jahren „nur“ für max. 2 Mio. € Baukosten einen Zuschuss (ohne Mehrwertsteuer und Skonti). Daraus ergeben sich somit maximal 400000 € Förderung (20% von 2 Mio. €).


In unserem Beispiel bleiben die Kosten für den AFP-Basisstall in Sachsen-Anhalt aber deutlich unter der 2-Millionen-Euro-Grenze. Insgesamt könnten Sie bei Baukosten von ca. 729000 € rund 152000 € vom Staat bekommen. Darin enthalten ist auch der Zuschuss für den AFP-Betreuer, dessen Kosten das Land teilweise übernimmt (6650 €).


Daraus ergibt sich ein deutliches Plus für die Förderung: Die Kosten für den AFP-Stall, die Sie selber finanzieren müssten, liegen bei ca. 576000 €.


Damit würde Sie ein Stall, der die Vorgaben des Basisprogrammes nach dem AFP einhält, sogar günstiger zu stehen kommen, als ein Stall ohne jegliche AFP-Förderung. Sie sparen rund 142000 €, wenn Sie die AFP-Basisförderung beantragen.


Mehr Geld, aber…

Noch strenger sind die Auflagen, wenn Sie den doppelten Fördersatz erhalten möchten (Premiumförderung). Dann müssen Sie nicht nur die Vorschriften für die Basisversion erfüllen, sondern auch noch deutlich mehr Stallfläche planen.


  • Für Ihre Eber benötigen Sie eine Fläche, die mind. 20% größer ist, als nach der Tierschutzverordnung.
  • Für Jungsauen und Sauen muss im Zeitraum von über vier Wochen nach dem Decken bis eine Woche vor dem Abferkeltermin eine uneingeschränkt nutzbare Bodenfläche zur Verfügung stehen, die mind. 20% größer ist, als nach der Tierschutzverordnung.
  • Die Mindestfläche je Abferkelbucht muss 6 m2 betragen.
  • Die Ferkelschutzkörbe im Abferkelbereich müssen so beschaffen sein, dass diese nach dem Abferkeln dauerhaft geöffnet werden können. Die Sau soll sich ohne Probleme umdrehen können. Diese Technik ist allerdings mittlerweile fast Standard bei Neubauten oder Nachrüstungen.


Diese Premiumvorgaben gehen ins Geld: 2184 €/Platz wird Ihnen Ihr Bauunternehmer dafür in etwa in Rechnung stellen. Das sind 242 €/Platz oder insgesamt 89540 € mehr als für einen Standardstall ohne Förderung. Dafür gibt es aber einen Zuschuss von 40% auf die Baukosten.


Auch in diesem Fall hat die Regierung eine Obergrenze von 2 Mio. € für die Förderung eingezogen, die Sie aber wiederum nicht überschreiten. Sie erhalten den vollen Betrag (ca. 331000 €, inkl. Zuschuss für den Baubetreuer). Zieht man diesen von den Gesamtkosten ab, zahlen Sie für den AFP-Stall rund 241000 € weniger als für den Standardstall.


Höhere Auflagen:

In Nordrhein-Westfalen gibt es nur die Premiumförderung. Es gelten dieselben Vorschriften wie in Sachsen-Anhalt. Sie müssen also auch deutlich mehr Platz als für einen Standardstall einplanen. Die Baukosten sind vergleichbar.


Allerdings erhalten Sie in NRW „nur“ für 750000 € Baukosten einen Zuschuss (ohne Mehrwertsteuer und Skonti). Da der AFP-Stall in unserem Beispiel die Grenze überschreitet, fällt der Zuschuss entsprechend geringer aus. Zudem müssen Sie Bestandsobergrenzen beachten: Wer, wie in unserem Beispiel, nach dem Neubau mehr als 200 Sauen in seinem Betrieb hält, muss sich mit 30% Förderung zufriedengeben. Nur für kleinere Bestände können Sie den vollen Satz erhalten (40%). In unserem Beispiel mit 370 Sauen fällt der Zuschuss daher um rund 100000 € geringer aus als in Sachsen-Anhalt. Das AFP-Programm zahlt sich dennoch aus: Der Bau des AFP-Stalles ist um rund 140000 € günstiger.


In Bayern sind die Vorschriften noch einmal deutlich strenger: Die Baukostengrenze liegt bei 400000 €. Zudem ist der Bau eines Stalles aufgrund der höheren Löhne und Baumaterialien um rund 1,75% teurer und der Zuschuss liegt nicht bei 40%, sondern wie in NRW in unserem Beispiel „nur“ bei 30%. Trotz der Einschränkungen zahlt sich auch hier die Förderung aus: Gegenüber dem Standardstall ist der AFP-Bau um 34000 € günstiger.


Bedenken Sie aber: Sofern Sie auf eine Stroheinstreu im Warte- und Gruppenbereich setzen, müssen Sie für das Stroh 1 bis 2 Euro je Platz und Durchgang einplanen.


Hinzu kommt die Mehrarbeit. Bei einer automatisierten Einstreu benötigen Sie etwa 0,1 Arbeitskraftstunden (Akh) pro Platz und Jahr. Wer von Hand einstreut, muss mit 0,8 Akh pro Platz und Jahr kalkulieren. Bei einem Stundenlohn von 20 €, sind das immerhin etwa bis zu 6000 €/Jahr nur für die zusätzliche Arbeit. Der Vorteil für die AFP-Förderung in Bayern wäre nach wenigen Jahren wieder aufgezehrt.


Fazit:

In den meisten Ländern lohnt sich die Förderung dennoch. Der Verdacht liegt nahe, dass viele Landwirte auch in diesem Fall die Nebenbedingungen abschrecken. Mehr dazu lesen Sie im Kasten unten.


Kontakt:


diethard.rolink@topagrar.com

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