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Schiller zahlt Boni für Strohschweine

Lesezeit: 4 Minuten

Der Schweinezerlegebetrieb Schiller Fleisch aus Hof setzt konsequent auf Qualitätsprogramme und höhere Wertschöpfung. Und er hat Erfolg damit.


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Wir können uns von unseren Wettbewerbern nur abheben, wenn wir Regionalitäts- und Qualitätsprogramme bedienen“, beschreibt Gerd Leucht, Geschäftsführer der E. Schiller Fleisch GmbH, seine Unternehmensstrategie. „Denn als Mittelständler können wir bei den Produktionskosten nur bedingt mit den Großen in der Branche mithalten.“


72% GQB-Schweine:

Der auf Schweinefleisch spezialisierte Zerlegebetrieb setzt das spätestens seit fünf Jahren konsequent um. „Wir haben 2013 das Programm Geprüfte Qualität Bayern (GQB) gestartet und waren damals einer der ersten Vermarkter“, erinnert sich Leucht. Heute hat GQB für Schiller Fleisch eine überragende Bedeutung: 72% der geschlachteten Schweine stammen aus dem Programm.


Dementsprechend konzentriert sich die Erfassung der Schweine stark auf Bayern. 94% der Schlachttiere pro Jahr kommen aus bayerischen Betrieben, weitere 4% von Mästern in Baden-Württemberg.


Die Nachfrage für die GQB-Schweine kam vor allem vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH), dem wichtigsten Absatzweg für den Mittelständler. „Wir waren einer der ersten deutschen Zerlegebetriebe, der SB-Fleisch für den LEH produziert hat“, sagt Leucht.


SB-Fleisch dominiert.

Seitdem ist die SB-Abteilung im Unternehmen rasant gewachsen. Heute vermarktet Schiller Fleisch 60% seiner Ware als SB-Fleisch an den LEH, die restliche Menge geht vor allem an Wurstproduzenten und Metzgereien. Mehr als 90 % des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen auf den Inlandsmärkten. Der Export spielt nur für das 5. Viertel (Füße, Ohren, Schwänze) eine wichtige Rolle.


Das Zerlegeunternehmen zahlt für GQB-Schweine einen Bonus von 3 ct/kg SG. Zudem hat es die obere Grenze für den optimalen Gewichtsbereich von 105 kg auf 110kg SG verschoben. „Das entspricht noch einmal 1 ct/kg SG Bonus“, rechnet Leucht vor.


Er geht bayernweit nicht von einer weiteren Zunahme des Angebots an Programm-Schweinen aus. „Der begrenzende Faktor sind die GQB-Ferkel, und deren Zahl wird nicht weiter steigen“, so die Einschätzung des Unternehmers.


GVO-freie Schweine gesucht:

Dafür legte der Mittelständler neue Programme für Schweinefleisch auf. Im Juni 2017 startete Schiller Fleisch mit der Schlachtung von Schweinen aus GVO-freier Fütterung. „Der Anstoß kam von Lidl“, berichtet Leucht. Aktuell kommen bereits 8,2% der Schlachttiere aus diesem Programm.


Dieser Anteil wird vermutlich noch steigen, weil das Unternehmen weitere Tiere aus GVO-freier Fütterung sucht. Gegenwärtig zahlt es für GVO-freie Tiere einen Bonus von insgesamt 10 ct/kg SG einschließlich des GQB-Zuschlags von 3 ct. „Ab Herbst 2018 steigt der Zuschlag auf 11 ct/kg SG“, kündigt Leucht an. Dafür soll aber eine Anmeldung bzw. Teilnahme bei der Initiative Tierwohl verpflichtend für dieses Programm werden.


Fast zeitgleich mit dem Start der GVO-freien Schiene stieg Schiller Fleisch in die Zerlegung von Bioschweinen ein. Hier arbeitet der Betrieb mit Naturland zusammen. Marktpartner sind die Naturland-Mäster. Die Mengen sind seitdem ständig gewachsen und nehmen aktuell einen Anteil von 2,1% ein.


Die größeren Chancen sieht der Unternehmer aber im Segment zwischen bio und konventionell, das regionale Herkunft, besondere Fütterungsvorgaben und Tierwohlaspekte umfasst.


25 ct/kg SG für Strohschweine:

Deshalb hat er Mitte April das Programm „Bayerisches Strohschwein“ gestartet. Es setzt QS und GQB sowie GVO-freie Fütterung voraus und schreibt u.a. folgende Haltungsbedingungen vor:


  • Ab der Mast muss der Liegebereich mit 10 cm hohem Langstroh mit einer Menge von 300 g Stroh je Tier und Tag eingestreut werden.
  • Mindestens 50% der Bodenfläche muss sich im Liegebereich befinden.
  • Den Tieren steht 20% mehr Platz als gesetzlich vorgegeben zur Verfügung.
  • Den Tieren müssen, wie bei den Vorgaben der Initiative Tierwohl, Scheuermöglichkeit und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung stehen.
  • Der Betrieb darf maximal 2000 Mastplätze haben.


Die Kontrolle und Zertifizierung der Kriterien führt die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft GmbH (QAL) im Rahmen von Kombi-Audits durch.


Im Gegenzug erhalten die Programm-Betriebe einen Zuschlag von insgesamt 25 ct/kg SG. Zudem geht hier der optimale Gewichtsbereich bis 115 kg SG, weil bei Strohschweinen ein trockenes Fleisch mit einem höheren Anteil an intramuskulärem Fett gewünscht ist.


35 Testmärkte:

Zurzeit nimmt das Unternehmen 100 Strohschweine pro Woche von sechs Betrieben ab. Das zerlegte Fleisch dieser Tiere geht an 35 Testmärkte mit Bedientheken von Rewe.


„Ob wir diese Schiene weiter ausbauen, hängt davon ab, wie stark die Strohschweineprodukte vom Endverbraucher nachgefragt werden“, sagt Leucht. „Unser Vorteil ist, dass wir auf die Kundenbedürfnisse frühzeitig und schnell reagieren können.“


Kontakt: klaus.dorsch@topagrar.com

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