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Siegel nur bei Fütterung ohne Gentechnik?

Lesezeit: 3 Minuten

Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg setzt ab 2018 bei Rind- und Schweinefleisch die Fütterung ohne Gentechnik voraus. Einige Vermarkter halten diese Vorgabe für kontraproduktiv.


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Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg bzw. QZBW wird vom Land Baden-Württemberg getragen und steht für gesicherte Produkt- und Prozessqualität und neutrale Kontrollen. Der Schwerpunkt lag bisher bei Obst und Gemüse. Die Nutzung bei tierischen Produkten gewinnt aber an Bedeutung. 2015 wurden 2500 Rinder und 320000 Schweine mit dem QZBW vermarktet.


Die Vorgabe „Fütterung ohne Gentechnik“ wurde 2015 aufgenommen und muss bei Rind- und Schweinefleisch bis Ende 2017 umgesetzt werden. Dieser Entscheidung liegt ein Beschluss aller Fraktionen des baden-württembergischen Landtags zu Grunde. Damit wird ein Signal für eine GVO-freie Lebensmittelproduktion im Land gesetzt. Unsere repräsentative Verbraucherbefragung 2015 ergab, dass zwei Drittel der Befragten im Land erwarten, dass bei uns hergestellte Lebensmittel ohne Gentechnik erzeugt werden. 87% der Befragten haben sich gegen Eiweißfuttermittel aus Übersee ausgesprochen.


Im Gegensatz zu Rind- und Schweinefleisch ist „Ohne Gentechnik“ bei Eiern, Milch und Geflügelfleisch schon Standard. Für die süddeutsche Erzeugung von Schweinefleisch bietet Regionalität und GVO-freie Fütterung mit heimischen Eiweißfuttermitteln ein Alleinstellungsmerkmal. Tierwohlkriterien sind hingegen stand-ortunabhängig erfüllbar!


Der Einstieg des süddeutschen Schweinesektors in die GVO-freie Fütterung würde den Ausbau der regionalen und europäischen Eiweißerzeugung deutlich fördern. Zusammen mit dem Handel ließen sich Konzepte entwickeln, um die Wertschöpfung des Sektors zu erhöhen.


LEH und Ernährungshandwerk sind gut beraten, mit Regionalität und GVO-freier Fütterung voranzugehen. Sonst besteht die Gefahr, dass der Discount wie bei GVO-freier Milch zuerst diese Anforderung stellt. Dass bei Schweinefleisch die Herausforderungen höher sind als bei Rindfleisch, ist unbestritten. Das Land muss hier einen Beitrag leisten, um diese Hürden zu meistern.


Mitte der 90er Jahre wurde in Baden-Württemberg das Herkunftszeichen HQZ kreiert, um regional erzeugten Produkten einen besseren Marktzugang und Mehrwert zu geben. Die Unabhängige Erzeugergemeinschaft (UEG) Hohenlohe-Franken als regional ausgerichteter Vermarkter hat dies als Chance gesehen und ca. 50 Schweinehalter gewonnen, die Schweine nach HQZ-Richtlinien erzeugt haben. Abnehmer waren Metzgereien und die Edeka Südwest.


Nach der ersten Euphorie verflachte die Nachfrage. Vor allem die Metzgereien haben die Chance verpasst, sich durch ein regionales Siegel vom Massenmarkt abzusetzen und qualitätsbewusste Verbraucher zu binden.


Anfang 2002 kam Edeka Südwest mit der regionalen Gutfleisch-Marke auf uns zu und wir sind auf diesen Vermarktungszug aufgesprungen. Damit verschwand HQZ fast vollständig. Edeka stellte fast die gleichen Anforderungen, ermöglichte aber einen besseren Marktzugang. Will man ein Qualitätssiegel nach vorne bringen, dann muss man auch den Absatz dafür schaffen. Dies ist in Baden-Württemberg bei Schweinefleisch bis auf wenige Ausnahmen nicht gelungen.


Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW)mit seinen hohen Auflagen wird daran nichts ändern. Der Verzicht auf GVO-Futtermittel verteuert die Produktion in der Kette um bis zu 10 € pro Schwein. Diese Mehrkosten sind bei den heutigen Vermarktungsmöglichkeiten nicht zu erwirtschaften. QZBW wird somit nur in Nischenmärkten bestehen und eher schrumpfen als wachsen.


Bei Rindfleisch konnte die UEG einen größeren Schlachtbetrieb für QZ-Bullen gewinnen und auch einen Mehrerlös generieren. Aber auch das spielt sich im Nischenbereich ab.


Viel besser entwickelt sich das Zeichen Geprüfte Qualität (GQ) in Bayern, das auf breiter Front bei Erzeugern und Abnehmern angenommen wird. Hier sind die Produktionsbedingungen auf die Herkunft und die QS-Vorgaben ausgerichtet und deshalb leichter umzusetzen.


Herbert Klein, UEG Hohenlohe-Franken


Bruno Krieglstein, MLR Baden-Württemberg

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