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So planen Sie Ställe für Ökolegehennen

Lesezeit: 6 Minuten

Etliche Landwirte überlegen, in die Erzeugung von Bioeiern einzusteigen oder diese auszuweiten. Naturland-Berater Thomas Neumaier zeigt, welche Stallsysteme sich dafür eignen und gibt Tipps für Umbaulösungen.


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Wer einen Stall für Ökolegehennen plant, muss zunächst die Auflagen der EU-Öko-Verordnung einhalten.


Die Gruppengröße darf maximal 3000 Legehennen betragen. Pro m2 begehbarer Fläche dürfen sechs Legehennen gehalten werden. Wintergärten zählen zur Stallfläche, wenn sie auch nachts geöffnet bleiben. Volierenhaltung ist möglich.


Jedem Huhn müssen mindestens 18 cm Sitzstangenlänge zur Verfügung stehen. Zudem müssen die Stangen in verschiedenen Höhen angeordnet werden. Bei Nippel- und Bechertränke ist mindestens ein Nippel je zehn Tiere nachzuweisen, bei Rundtränken 1 cm je Legehenne. Im Gruppennest stehen pro Henne mindestens 120 cm² Platz bereit. Bei Neubauten muss die Fensterfläche 5% der Stallgrundfläche betragen.


Die Länge der Auslaufklappen in den Grünauslauf beträgt 4 m pro 600 Legehennen und vom Stall in den Wintergarten 2 m pro 500 Legehennen. Als Grünauslauf müssen mindestens 4 m2 pro Tier zur Verfügung stehen. Die Ausläufe müssen in der Vegetationszeit überwiegend bewachsen sein und benötigen natürliche oder künstliche Schutzvorrichtungen. Ein Lichtprogramm im Stall ist möglich und auf maximal 16 Stunden begrenzt.


Verbände fordern mehr.

Die Richtlinien der Ökoverbände gehen über die EU-Verordnung hinaus. Die wichtigsten Unterschiede zur EU-Verordnung sind:


  • Unter einem Dach darf nur eine begrenzte Zahl von Gruppen gehalten werden, bei Naturland sind es 4 x 3000.
  • Die Anzahl der Ebenen im Stall ist auf drei begrenzt.
  • Ein zusätzlicher überdachter Außenklimabereich (Kaltscharrraum) ist Pflicht. Bei manchen Verbänden kann dieser als zusätzliche Bewegungsfläche angerechnet werden.
  • Für die Berechnung der nötigen Auslaufflächen werden lediglich die Flächen angerechnet, die maximal 150 m vom Stall entfernt sind.


Welche Hülle wählen?

Wer neu baut, kann bei der Stallhülle und der Einrichtung zwischen verschiedenen Varianten bzw. Ausstattungsmöglichkeiten wählen.


Die gängigsten Varianten bei den Gebäudehüllen sind:


  • Die Stahlhallenkonstruktion, bei der die Seitenwände aus isolierten Kunststoff-Sandwich-Paneelen bestehen, ist im süddeutschen Raum noch wenig vertreten, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Die schnelle und simple Bauabwicklung, die einfache Reinigung des Materials sowie die relativ niedrigen Baukosten (ca. 45 € je Platz inkl. Erschließung, ohne Inneneinrichtung) sprechen für sich.


In Italien und Frankreich werden Geflügelställe fast ausschließlich nach diesem Prinzip gefertigt. Die Paneele halten jedoch in der Regel nur 10 bis 15 Jahre, je nach Beanspruchung.


  • Die Holz-Ständer-Konstruktion ist in Deutschland etwas aus der Mode gekommen. Der Wandaufbau ist auf der Innenseite mit Kunststoff verkleidet, außen werden Holz oder Zementfaserplatten verbaut; dazwischen befindet sich eine Isolierung aus Steinwolle. Die Befürchtung, dass sich Ratten oder Mäuse in der Isolierung ansiedeln könnten, ist meistens unbegründet.


Die Baukosten sind ähnlich günstig wie bei den Kunststoff-Sandwich-Paneelen. Allerdings ist der Unterbau etwas teurer, da hier meist Betonköcher zur Aussteifung verwendet werden. Interessant: In der Schweiz und in Österreich erfreut sich die Holzbauweise nach wie vor großer Beliebtheit.


  • Beton-Fertigteile sind momentan die meistverbaute Variante im Legehennenbereich. Üblicherweise ist das Be-tonelement mit einer innenliegenden Isolierung versehen. Die fertigen Stallteile werden mit dem Lkw geliefert und sind innerhalb weniger Stunden aufgestellt. Lichtbänder und Auslaufluken sind bereits ausgespart. Im Inneren bietet die glatte Oberfläche gute Beständigkeit und ist leicht zu reinigen. Auch Milben finden keine Ritzen. Die Nutzungsdauer geht weit über die Abschreibungszeit hinaus. Bauliche Veränderungen wie zusätzliche Öffnungen verursachen aber großen Aufwand. Zudem ist das System ca. 20 bis 30% teurer als die vorher beschriebenen Varianten.
  • Nur vereinzelt werden neue Ökolegehennenställe noch in Ziegelbauweise errichtet. Dafür spricht, dass der Eigenleistungsanteil des Bauherren sehr hoch ausfallen kann – somit können Baukosten gespart werden. Auch der wärme- und feuchteregulierende Effekt des Ziegels ist vorteilhaft. Zusätzliche Isolierungen sind nicht notwendig. Zudem gefällt die Optik. Schwieriger gestaltet sich jedoch die Reinigung nach dem Durchgang, da keine glatten Oberflächen vorhanden sind. Der Innenputz wird zudem oft von den Hühnern abgepickt und gefressen, es sei denn, er ist verkleidet oder gefließt.


Bodenhaltung oder Voliere?

Bei der Inneneinrichtung kann grob zwischen Bodenhaltungssystemen mit Kotgrube und einer Voliere unterschieden werden. Der Vorteil der Voliere, bei der mehrere Ebenen mit Wasser, Futter und Nestern übereinander angeordnet sind, ist eine gute Gebäudeausnutzung. Das heißt, auf wenig Grundfläche können mehr Tiere gehalten werden. Ebenso ist die Haltung sehr tiergerecht. Schließlich übernachtet das Huhn in freier Wildbahn auch auf Bäumen („aufbaumen“) – dies wird mit der Voliere nachempfunden.


Die Bodenhaltung mit Kotgrube und Schieber empfiehlt sich oft bei Umbaulösungen mit niedrigen Deckenhöhen. Wegen des günstigeren Materials ist diese Variante deutlich preiswerter (25 bis 30 € je Platz im Gegensatz zu 35 bis 40 € inkl. Einbau bei der Voliere). Empfehlenswert ist dabei immer, einen Kotschrapper unter der Kotgrube anzubringen und damit wöchentlich zu entmisten. Die früher übliche Kotlagerung im Stall ist nicht mehr zeitgemäß. Für direktvermarktende Betriebe, die Besuchern einen Blick in den Stall gewähren wollen, bietet die Bodenhaltung mit Kotgrube wegen ihrer guten Übersichtlichkeit Vorteile. Alternative für niedrigere Altgebäude ist eine einstöckige Voliere.


Wann ist ein Umbau sinnvoll?

Für die Umnutzung von Altgebäuden bedarf es einiger wichtiger Voraussetzungen:


  • Lässt sich am Stall ein ausreichend großer Auslauf (4 m²/Huhn) anlegen?
  • Lässt sich ein Wintergarten anbauen?
  • Kann man einen Technik- bzw. Eier-Sortierraum sowie eine Schmutzschleuse einrichten?


Rinder- und Schweineställe oder Maschinenhallen eignen sich gleichermaßen für eine Umnutzung. Man sollte aber von Anfang an die Hersteller der Stalleinrichtung und die jeweiligen Verbandsberater mit ins Boot holen. Denn deren Vorgaben müssen anschließend ja auch umgesetzt werden.


Bei gemauerten Gebäuden sollten die Wände ca. 1,5 m hoch gefliest werden. Somit lässt sich das Problem des Pickens am Putz vermeiden und die Reinigung gestaltet sich deutlich einfacher. Auch eine Verkleidung mit Kunststoffelementen kann sinnvoll sein.


Futtertische müssen meist entfernt, Spalten abgedeckt und Auslauföffnungen zum Wintergarten (2 m je 500 Legehennen beim Altgebäude) geschaffen werden. Das ist in der Regel mit Eigenarbeit gut zu schaffen.


Vorhandene Lüftung nutzen:

Die Lüftung lässt sich bei Rinderställen oft über ehemalige Heuabwurf-Schächte und darüberliegende Abluftkamine sowie über die Stallfenster steuern. In Schweineställen befinden sich meist Lüftungssysteme, die übernommen werden können. Die Isolierung des Dachraumes sowie eine leicht zu reinigende Decke ist vorteilhaft.


Umbaulösungen verursachen in der Regel deutlich geringere Investitionskosten. Die Investitionssumme entspricht hier in den meisten Fällen den Kosten für die Stalleinrichtung und für den Anbau eines Wintergartens. Mit 50 € je Tierplatz kommt man normalerweise weit. Falls absehbar ist, dass dieser Wert deutlich überschritten wird, sollte man über einen Neubau nachdenken. Denn Umbaulösungen ziehen in der Regel erhöhte Reparatur- und Instandhaltungskosten sowie Mehrarbeit nach sich.


Für viele Ökobetriebe war eine Umbaulösung und der Einstieg in die Eier-Direktvermarktung in den letzten Jahren das Sprungbrett der Betriebsentwicklung.

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