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Mutterkuhhaltung

So rechnen sich Mutterkühe nach der Agrarreform

Eigentlich sind die Voraussetzungen für die Mutterkuhhaltung in vielen Teilen Deutschlands günstig: Grünland, das extensiv bewirtschaftet werden kann, ist reichlich vorhanden und günstig zu pachten.

Lesezeit: 7 Minuten

Eigentlich sind die Voraussetzungen für die Mutterkuhhaltung in vielen Teilen Deutschlands günstig: Grünland, das extensiv bewirtschaftet werden kann, ist reichlich vorhanden und günstig zu pachten. Und beim Umstieg von Milch auf Mutterkühe lassen sich Altgebäude oft ohne große Umbauten weiter nutzen. Teilweise ist sogar die ganzjährige Freilandhaltung machbar. Trotzdem reichen die Erlöse aus dem Verkauf der Fresser oder Bullen allein nicht aus, um die Kosten zu decken. Ohne die bislang gewährten Prämien könnten Landwirte mit der Mutterkuhhaltung keine Gewinne erwirtschaften. Mit der Agrarreform wird sich die Prämienstruktur allerdings grundlegend ändern und nicht gerade einfacher werden. Denn bislang konnten die Prämien für die Mutterkuhhaltung übersichtlich pro Kopf berechnet werden. So wurden ? 200 E pro Jahr und prämienberechtigter Mutterkuh, ? 210 E je verkauften Bullen, ? 100 E Schlachtprämie für jedes geschlachtete Tier und ? jährlich 100 E Extensivierungsprämie pro Mutterkuh bei einem Viehbesatz unter 1,4 GV/ha gewährt (Sonderprogramme der Bundesländer sind hierbei noch nicht berücksichtigt.) Einbußen bei niedrigen Grünlandprämien Durch die Agrarreform fällt diese Übersichtlichkeit jedoch ab dem nächsten Jahr weg: Zwar bleiben die Mutterkuhund die Bullenprämie zunächst vollständig erhalten. Beide werden aber betriebsindividuell zusammengefasst. Gleichzeitig fallen die Schlachtprämie (100 E/Tier) komplett und die halbe Extensivierungsprämie (bisher 100 E/Kuh) weg. Als Ausgleich gibt es ab 2005 die neue Grünlandprämie. Diese ist aber je nach Bundesland unterschiedlich hoch und reicht von voraussichtlich 47 E/ha in Hessen bis 111 E/ha in Nordrhein-Westfalen. Daher beeinflusst in den nächsten Jahren der Standort des Betriebes erheblich die Rentabilität der Mutterkuhhaltung. Zusätzlich wird die Flächenausstattung wichtiger: Extensiv wirtschaftende Betriebe mit vergleichsweise viel Grünland können den Verlust der Prämien zumindest auffangen. In Bundesländern mit niedrigen Grünlandprämien wie Hessen oder Mecklenburg-Vorpommern drohen den Landwirten allerdings deutliche Einbußen. Gerade die größeren Mutterkuhbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern profitierten bislang von den tierbezogenen Prämien. Die im unteren Drittel liegenden Grünlandprämien können bei den großen Herden den Verlust der Kopfprämien nicht ausgleichen. Für manche gibt es sogar mehr Prämien Es gibt allerdings auch Mutterkuhhalter, die durch die Agrarreform mehr Prämien erhalten werden. Das gilt z. B. für extensive Betriebe in Bundesländern mit einer überdurchschnittlichen Grünlandprämie. So erhält ein bayerischer Mutterkuhhalter mit z. B. 48 Mutterkühen und 55 ha Grünland bisher rund 15 400 E an Prämien pro Jahr. Ab 2005 liegt der betriebsindividuelle Betrag (zusammengefasste Mutterkuh-, Extensivierungs- und Ochsenprämie) bei 15 048 E (313,50 E/Kuh). Zusätzlich erhält der Landwirt aber erstmalig 4 895 E Grünlandprämie (89 E/ha). Damit steigt die Prämiensumme für diesen Betrieb auf fast 20 000 E. Dass heißt allerdings nicht, dass alle bayerischen Mutterkuhhalter nach der Agrarreform besser gestellt sind als vorher. Für Betriebe, die mit weniger Fläche pro Kuh auskommen müssen, gleicht die Grünlandprämie die Prämienkürzungen oft nicht aus. Beispiel: Ein Betrieb, der 31 Kühe plus Nachzucht auf 15 ha Grünland hält, verliert durch die Prämienumstellung ab 2005 jährlich rund 3 000 E. Die neue Grünlandprämie bringt ihm aber nur 1 335 E. Das bedeutet unter dem Strich einen Prämienverlust von über 1 700 E. Im Schnitt könnten die Mutterkuhhalter in Bayern ab 2005 rund 13 % weniger Prämien bekommen als bisher. In anderen Bundesländern drohen noch höhere Einbußen. Denn teilweise ist die Grünlandprämie deutlich niedriger als in Bayern. Weitere Kürzungen drohen durch die Modulation: 2005 sollen drei Prozent, 2006 vier Prozent und 2007 fünf Prozent aller Prämien einbehalten und umverteilt werden. Wie reagieren die Pachtpreise? Aber nicht nur durch die Prämienkürzung drohen Einbußen: Durch die künftige Umlegung der Prämien auf die Fläche könnten sich auch Auswirkungen auf die Pacht- und Kaufpreise für Grünland ergetop agrar 12/2004 33 ben. Einige Landwirte halten als Folge der Prämienentkopplung einen Anstieg für möglich. Wenn jetzt ein Teil der Prämien direkt auf den Flächen liegt, könnte sich der Pachtpreis daran anpassen, befürchtet ein Mutterkuhhalter. Einige Eigentümer hätten sogar schon Briefe an die Pächter geschickt und die neuen Prämien teilweise für sich beansprucht. Sollte sich diese Befürchtung erfüllen, könnten viele Mutterkuhhalter doppelt betroffen sein: Einerseits durch niedrigere Prämien, andererseits durch höhere Pachtpreise. Vor allem Großbetriebe in Ostdeutschland profitierten bisher von den niedrigen Kauf- und Pachtpreisen für Grünland. Einen Anstieg könnten die betroffenen Landwirte kaum auffangen. Denn in der Mutterkuhhaltung gibt es nur wenige Spar-Möglichkeiten. Die extensive Wirtschaftsweise kommt mit geringen Investitionen aus. Wo die ganzjährige Freilandhaltung nicht in Frage kommt, werden oft abgeschriebene Altgebäude als Stall genutzt. Zusätzliche Kosten fallen für große Betriebe mit einer oder mehreren Fremd-AK an. In den Arbeitsspitzen sind sie aber unverzichtbar und nicht einzusparen. Optimale Vermarktung wird noch wichtiger Unter diesen Vorzeichen wird eine optimale Vermarktung auch für Mutterkuhhalter künftig noch wichtiger. Spezialisierte Mutterkuhhalter fahren teilweise einen Drittel-Mix, d.h. ein Drittel der Tiere wird als Absetzer verkauft, ein weiteres Drittel als Zuchtvieh. Das letzte Drittel wird selbst ausgemästet. Beim Verkauf der Schlachtbullen ist vor allem für kleinere Betriebe die Direktvermarktung interessant. Denn größere Stückzahlen können so nur selten abgesetzt werden. Statt dessen handeln einige Landwirte Zuschläge beim Verkauf an regionale Metzger aus. Entscheidend für die meisten Betriebe wird aber sein, wie sich die Fresserpreise entwickeln werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Kälberund Bullenpreise stark voneinander abhängig sind. Bei der Einschätzung der künftigen Preisentwicklung gehen die Meinungen allerdings auseinander: Einerseits wird davon ausgegangen, dass die Kälber- und Absetzerpreise vorübergehend nachgeben könnten. Denn Bullenmäster dürften nur dann einstallen, wenn sie auch ohne Prämien positive Deckungsbeiträge erzielen können. Andererseits gibt es ernst zu nehmende Anzeichen für steigende Rindfleischpreise: ? Aus den neuen EU-Ländern ist in den kommenden Jahren kaum ein größeres Angebot an Absetzern und Schlachtbullen zu erwarten. ? In Deutschland dürften die Milchkuhund Mutterkuhbestände weiter schrumpfen, so dass sich das Rindfleischangebot verkleinern und die Preise anziehen könnten. Damit dürften auch die Kälberpreise zumindest stabil bleiben und den Mutterkuhhaltern helfen, die Agrarreform besser zu verkraften. Sicher ist das aber nicht, so dass wir in den folgenden Kalkulationen vorsichtshalber mit etwas niedrigeren Marktleistungen der Mutterkuhhaltung in den nächsten Jahren gerechnet haben. Wir halten fest Die Prämiensenkung im Zuge der Agrarreform trifft gerade die Mutterkuhhalter sehr unterschiedlich. Durch die stark schwankende Höhe der Grünlandprämie in den einzelnen Bundesländern ergeben sich schnell Einbußen oder Zugewinne bei den Prämien. Dabei können Gut und Böse nämlich nahe beieinander liegen, wenn man z.B. an Nordhessen und das westfälische Sauerland denkt. Enscheidend ist auch, wie extensiv das Grünland im Betrieb genutzt wird. Bei einem Viehbesatz von unter 1,4 GV/ha bleibt zumindest noch die halbierte Extensivierungsprämie in Höhe von 50 E/Kuh erhalten. Dieses zusätzliche Geld brauchen besonders Landwirte, die z.B. in einen Stall investiert haben. Stehen solche Investitionen noch an, sollten Sie genau kalkulieren. Stallkosten von 200 E/Platz sind häufig schon zu hoch! Überlegen Sie auch, ob nicht eine ganzjährige Freilandhaltung möglich ist. Einfache Unterstände reichen häufig aus. Nur wer die Kosten im Griff behält, kommt als Mutterkuhhalter auch nach der Agrarreform wirtschaftlich noch über die Runden. Christian Brüggeman

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