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Stall verkauft, weil keiner übernimmt

Lesezeit: 4 Minuten

2015 hat Hermann Meyer (Name v. d. Red. geändert) seinen Sauenstall verkauft, da keine seiner Töchter den Betrieb weiterführen wollte. Der neue Besitzer hat den Stall umgebaut und mästet Schweine.


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Hermann Meyer hat vor fünf Jahren seine 170 Sauen verkauft. Heute betreibt er nur noch den Ackerbau und ist als Gutachter tätig. Seinen Stall, mit Abferkelbuchten, Wartebereich und Deckzentrum verkaufte er ein Jahr später. Die Gründe waren vielfältig. „Am schlimmsten war, dass wir keine Vorgaben von der Politik hatten, wie wir einen rechtssicheren Stall bauen müssen“, schimpft er. Damals wollte er die alte Stalleinrichtung im Abferkelstall, die noch aus den 80iger Jahren stammte, erneuern. Die Politiker waren sich nicht einig, wie groß die Buchten sein sollten. „Es waren 6 m² im Gespräch, 7 m² waren nicht ausgeschlossen. 7 m² wären in der alten Gebäudehülle nicht möglich gewesen. Dafür hätte ich neu bauen müssen“, erklärt Meyer. Ob er den Neubau genehmigt bekommen hätte, wusste er nicht.


Ein weiteres Problem wäre gewesen, dass er sich mehrere Jahre an die Investition gebunden hätte. Er war damals 52 Jahre alt. Da keine seiner Töchter den Stall künftig übernehmen wollte, entschied er sich daher gegen einen Neubau. Auch den Stall zu verpachten kam für ihn nicht in Betracht. Es war ihm zu riskant, weil er nicht abschätzen konnte, ob er den Stall auf lange Sicht verpachtet bekommt. Außerdem hätte die Nachfolgerin sich immer noch um größere Investitionen, z.B. in die Gebäudehülle, kümmern müssen.


Den Verkauf hat die Familie intensiv diskutiert. Das Thema war für alle sehr emotional. Schließlich haben sie 30 Jahre in dem Stall gearbeitet. Der Stall steht gegenüber von der Hofstelle, eine Straße trennt beide Bereiche. „Würde der Stall direkt vor meinem Küchenfenster stehen, hätte ich ihn nicht verkauft“, sagt der ehemalige Sauenhalter.


Umbau für Mastschweine:

Den Stall kaufte ein Schweinemäster, dessen Stammbetrieb 10 km entfernt liegt. Der Vorteil: Er kann nun mit den genehmigten Tierzahlen 1000 Schweine mehr mästen, ohne einen Neubau inklusive langwieriger Genehmigung in Kauf zu nehmen. Da die Vieheinheiten von dem Sauenstall alleine nicht reichten, übertrug Meyer dem Käufer noch die 200 Vieheinheiten, die noch auf der Hofstelle genehmigt waren. Dafür musste er unterschreiben, dass er auf der Hofstelle künftig keine Mastschweine mehr hält. Eine Umnutzungsgenehmigung für den Stall beantragte Meyer vor dem Kauf, damit der Käufer die Sicherheit hatte, dass er in dem Stall zukünftig Schweine mästen darf.


Meyer und der Käufer haben vertraglich vereinbart, dass Meyer einen Teil der Gülle aufnimmt. Außerdem hat der Käufer ein Nutzungsrecht an dem Güllebehälter. Dafür zahlt er eine jährliche Pacht an Meyer.


Der Behälter gehört Meyer bis heute. Er renovierte ihn vor ein paar Jahren. Als viehloser Betrieb hätte ihm die Gemeinde die Renovierung nicht genehmigt. Durch den Vertrag konnte Meyer allerdings nachweisen, dass der Käufer den Behälter dauerhaft als Güllelager braucht.


Für den Stallverkauf ließ Meyer sich Zeit. Ein Jahr hat es gedauert vom Kennenlernen des Käufers bis zum Vertragsabschluss. Das Landvolk und der Beratungsring unterstützten Meyer bei der Umsetzung. Außerdem haben beide Parteien sich bei der Preisfindung mit einem neutralen Berater zusammengesetzt. Sie verrechneten den Wert des Stalls mit den Umbaukosten, die der Käufer noch zahlen musste. Am Ende bekam Meyer 250000 € für den Stall. Das Geld reinvestierte er in andere betriebliche Gebäude, damit er den Erlös nicht als Gewinn versteuern muss.

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