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Stickstoff unter Beschuss

Lesezeit: 4 Minuten

Der Staat macht die Bauern verantwortlich für die „Nitratbelastung“ im Wasser und verschärft die Regeln für die N-Düngung. Dem Verbraucher nutzt das kaum.


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Nitrat ist dieser Tage in aller Munde – als Gesprächsstoff, aber auch als Inhaltsstoff im Trinkwasser. Der Staat und die Wasserversorger erwecken den Eindruck, dass immer mehr Nitrat aus der Landwirtschaft ins Trinkwasser gelangt und dass dies gesundheitliche Folgen für den Verbraucher haben könnte. Selbst SWR und BR sprechen mittlerweile von „Belastung“ und „Vergiftung“ des Grundwassers.


Rote Gebiete kommen:

Die Bauern spüren die Konsequenzen dieser Entwicklung nun durch die neue Düngeverordnung (Dünge-VO). Zudem kartieren die Bundesländer derzeit die sogenannten „Roten Gebiete“. Damit gemeint sind Gegenden, in denen der Nitrat- oder Phosphoreintrag in Gewässer besonders hoch ist und in denen ab 2019 noch schärfere Auflagen gelten.


Die Länder müssen für ihre roten Gebiete aus einem Katalog von 14 Maßnahmen drei aussuchen (siehe top agrar 4/2017, S. 63). In Bayern stimmen sich derzeit Umwelt- und Landwirtschaftsministerium dazu ab. Dem Vernehmen nach diskutiert der Freistaat folgende Auflagen für diese Gebiete:


  • Regelmäßige Untersuchung des Bodens auf den Nmin-Gehalt
  • Regelmäßige Untersuchung der Wirtschaftsdünger auf die Nährstoffgehalte
  • Größerer Abstand zu Gewässern, als er in der Dünge-VO vorgeschrieben ist.


Als Grundlage für die Kartierung dient das Messnetz, das schon im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie zum Einsatz kommt. Die Gebiete legt der Freistaat wohl im Frühjahr 2018 fest. Ab dem 1.1.2019 greifen die Vorschriften.


In Baden-Württemberg ist das Prozedere ähnlich. Als Grundlage dient das Grundwasserbeschaffenheits-Netzwerk. Man will die Gebiete im Lauf des Jahres 2018 erarbeiten, heißt es beim Landwirtschaftsministerium.


Dann herrscht für die Landwirte vorerst Klarheit, wie viel Stickstoff sie noch düngen dürfen. Aber es könnte noch härter kommen: Wenn die Bundesregierung im Nitratbericht 2020 keine Verbesserungen feststellt, dürfte sie die Dünge-VO weiter verschärfen.


Gemüse enthält mehr Nitrat.

Doch was ist dran an der „Gefahr durch Nitrat“? Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sei die unmittelbare Gesundheitsgefährdung für einen Erwachsenen „sehr gering“. Ein Mensch mit 70 kg Gewicht könne täglich bis zu 259 mg Nitrat bedenkenlos aufnehmen. Tatsächlich liege die Aufnahme bei ca. 160 mg. Und davon stammen nur 28 mg aus dem Trinkwasser. Ein leichter Anstieg des Nitratgehaltes im Wasser erscheint da harmlos.


Kritischer ist dies möglicherweise bei Säuglingen. Denn aus Nitrat entsteht auch Nitrit. Das kann im Körper geschehen, passiert aber vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln, bevor man diese verzehrt. Laut LGL kann das Nitrit den Sauerstofftransport im Blut beeinträchtigen. Zudem könne sich Nitrit im Magen zu Nitrosaminen umwandeln, die in Tierversuchen Krebs erregten.


Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt fest, dass für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten durch nitrit- und nitrathaltige Lebensmittel ein gesundheitliches Risiko „denkbar“ sei. Dennoch gibt es Entwarnung: „In der Praxis nehmen sie in dieser Zeit kaum nitrit- oder nitratbelastete Nahrung auf“, so das Amt. Auch Erwachsenen rät das BfR, das Thema nicht überzubewerten: Weit mehr Nitrat als durch das Trinkwasser nehme der Verbraucher über Gemüse und Salate auf. Das mache aber nichts: Die Vorteile würden die möglichen Risiken überwiegen. „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten den Gemüseverzehr keinesfalls einschränken“, sagt das BfR.


Ökologische Auswirkungen:

Ein Freifahrtschein für überhöhte Stickstoffgaben ist das aber nicht. Denn Nitrat hat auch Auswirkungen auf die Umwelt.


Dr. Dominika Lewicka-Szczebak vom bundeseigenen Thünen-Institut betont: Bei einer zu hohen Konzentration könnten Gewässer eutrophieren. Verantwort-lich dafür seien unter anderem Cyanobakterien, die dem Wasser Sauerstoff entziehen und möglicherweise toxische Substanzen bilden. Auch deshalb arbeitet Deutschland daran, den Nitratgrenz-wert einzuhalten. Claus Mayer

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