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Studieren in Coronazeiten

Lesezeit: 8 Minuten

4000 Studenten bewerteten beim top agrar & Karrero Hochschulranking ihre Hochschulen. Wegen Corona halten alle Hochschulen digitale Vorlesungen versuchen aber, das Studium möglichst praxisnah zu gestalten.


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Keine Ersti-Woche, keine Partys, kein Präsenzunterricht: Corona stellt das Studentenleben auf den Kopf und die Studierenden als auch die Lehrenden vor Herausforderungen. Wir wollten in unserem siebten Hochschulcheck wissen: Wie bewerten die Studierenden ihre Hochschulen auch unter Stressbedingungen? Insgesamt nutzten 3922 Studierende ihre Chance und bewerteten ihre Hochschule, darunter 130 aus Österreich und 185 aus der Schweiz.


Die Studierenden geben ihren Hochschulen ein gutes Zeugnis. Gute Noten in allen Bereichen erreichen die FH Kiel, die Hochschulen in Weihenstephan und Triesdorf sowie die Unis in Göttingen und Hohenheim. Die Studierenden empfehlen ihre Hochschulen zu mindestens 83% weiter.


Pflanzenbau möglichst praxisnah


Gerade die praxisnahen Studienfächer Pflanzen- und Tierproduktion sowie Landtechnik stehen während des Lockdowns besonders unter Druck. Trotzdem sind die Studenten sehr zufrieden mit dem Studium in diesen Bereichen. So vergeben sie für die Lehre im Pflanzenbau an den Universitäten durchschnittlich eine 1,8 und an den Fachhochschulen (FH) im Schnitt eine 1,6 (Übersicht 1 und 2 S. 40).


Wie 2018 schneidet die Hochschule Neubrandenburg besonders gut ab. Sie bekommt von den Teilnehmern eine 1,3. Prof. Eike Stefan Dobers lehrt Pflanzenbau in Neubrandenburg. Trotz des Lockdowns versuchen er und seine Kollegen, die Studenten praktisch zu betreuen. „Wir verschicken Saatgut und geben den Studierenden Anleitungen, wie diese selbstständig draußen die Vegetation beobachten können. In den Videositzungen können die Studenten dann ihre Erfahrungen mit dem Dozenten und den Kommilitonen diskutieren“, sagt er.


Bei den Universitäten stehen Kassel, Gießen und München mit einer 1,6 an der Spitze. Die Technische Universität in München ist auf Pflanzenbau spezialisiert, sie bietet auch einen Abschluss in der Fachrichtung Gartenbau an. Als Grund für die gute Noten loben die Münchener Studenten in den Kommentaren die vielen praktischen Anwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Betreuung einer eigenen Versuchsparzelle mit Weizen.


Tierbereich stark


Mit einer soliden 2,2 verbannen die Münchener hingegen die Lehre in der Tierproduktion auf die hinteren Plätze. (Übersicht 1 und 2 S. 40). Hier bemängeln die Studenten, dass die Uni aus ihrer Sicht zu wenig Module in diesem Bereich anbietet. Einige Vorlesungen finden sogar wegen zu wenig Anmeldungen gar nicht erst statt. Wer sich auf den Tierbereich spezialisieren will, ist aus Sicht der Umfrageteilnehmer in Rendsburg am besten aufgehoben. Die FH Kiel und die Hochschule in Anhalt liegen im Tierbereich vorne, beide mit einer 1,2. Den Rendsburger Dozenten ist der Praxisbezug offensichtlich am wichtigsten, das schätzen auch die Studenten: „Praxisnahe Lehre mit Exkursionen und direkter Arbeit am Tier“, so kommentiert ein Student seine Bewertung. Die Absolventen in Bernburg loben in den Kommentaren vor allem die Dozenten, die engagiert und fachlich qualifiziert unterrichten. Insgesamt bewerten die Studierenden den Tierbereich stark: An den FH mit einer Durchschnittsnote von 1,5 und an den Unis mit einer 1,9 (Übersicht 1 und 2 S. 40).


Landtechnik etwas schwächer


Der Bereich Landtechnik schneidet insgesamt etwas schwächer ab. Die Uni-Studenten vergeben im Schnitt eine 2,3, die FH-Absolventen eine 2,1. Am besten sind Technikspezialisten in Hohenheim aufgehoben. Dort benoten die Studenten den Landtechnikbereich mit einer 1,6. Den zweiten und dritten Platz belegen die Hochschulen in Nürtingen und Neubrandenburg jeweils mit einer 1,7 (Übersicht 1 und 2). Prof. Eva Gallmann, Studiengangsleiterin für Agrartechnik in Hohenheim ist überzeugt, dass Hohenheim vor allem mit der Vielfalt in der Landtechniklehre punktet. „Wir haben mehrere Industrie- und Firmenkooperationen inklusive gemeinsamer Forschungsprojekte, die wir den Studierenden zeigen.“


In Gießen (2,8) und Halle (2,9) dagegen bemängeln die Studenten in den Kommentaren, dass zu wenig Dozenten für Landtechnik vorhanden sind und nur veraltete Technik gezeigt wird.


Agrarökonomie konstant


Im Bereich Agrarökonomie liegt in diesem Jahr Göttingen mit einer 1,4 wieder vorne. „Göttingen hat deutschlandweit den größten agrarökonomischen Bereich und bietet ein umfangreiches Lehrprogramm. So können wir detailliert auf die Wünsche der Studierenden eingehen“, begründet Prof. Meike Wollni, Direktorin des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, die gute Bewertung. Bei den Fachhochschulen fahren die FH Kiel und die Hochschulen in Neubrandenburg und Weihenstephan mit 1,5 die höchste Note im Ökonomiebereich ein. Prof. Martin Spreidler aus Weihenstephan sieht unter anderem die konsequente Weiterentwicklung der Inhalte als Grund für die gute Note. So führt die Hochschule einen neuen Bachelorstudiengang „Agribusiness“ ein. Insgesamt liegen die FH mit einer 1,7 leicht vor den Unis mit einer 1,9 (Übersicht 1 und 2).


Umstellung auf digitale Vorlesungen


Durch den Lockdown mussten die Hochschulen komplett auf digitalen Unterricht umstellen. Für viele Hochschulen war der Onlineunterricht eine Herausforderung und nach mehreren Monaten Distanzunterricht kristallisieren sich die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Lehre heraus. „Wie man einen Pflug einstellt oder pipettiert, kann man online nicht erlernen, Buchführung oder wirtschaftliche Zusammenhänge kann man dagegen auch digital vermitteln“, sagt Prof. Spreidler aus Weihenstephan. Die Prüfungen in Weihenstephan laufen nach wie vor noch als Präsenztermine mit Masken und Abstand. In Hohenheim dagegen halten die Dozenten die Prüfungen auch online ab. „Mündliche Prüfungen halten wir als Onlinekonferenz ab. Außerdem bieten wir Open-Book-Klausuren, Referate und Hausarbeiten an, für die die Studenten alle Hilfsmittel wie Skripte oder die Onlinesuche nutzen dürfen“, berichtet Prof. Gallmann.


Auf die Umstellung zu digitalen Vorlesungen fühlte sich Prof. Wollni mit dem Dozententeam aus Göttingen gut vorbereitet: „Wir hatten bereits vor Corona Erfahrungen mit der digitalen Lehre gesammelt, z.B. im Rahmen des MBA Agribusiness, der in Göttingen als berufsbegleitender digitaler Studiengang angeboten wird.“


Wichtig war den Dozenten der Hochschulen, die Studierenden regelmäßig zu befragen, wie die Onlinevorlesungen ankommen, in Göttingen, Hohenheim oder Weihenstephan holten sie die ersten Monate einmal wöchentlich die Meinung der Studenten ein. In unserer Umfrage zeigten sich die Studierenden mit der digitalen Umstellung ihrer Hochschulen gut zufrieden und vergeben für die Onlinevorlesungen eine 1,9 (s. Übersicht 3 S. 42). Auch das Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft benoten die Studenten gut, die FH schneiden mit einer 2,0 etwas besser ab als die Unis (2,4). Die Hochschule Weihenstephan erzielt mit einer 1,7 einen Spitzenplatz. Sie wollen sich in Zukunft noch stärker auf die Digitalisierung der Landwirtschaft ausrichten und schaffen sogar eine neue Professur für Digital Farm-Management.


Für die Zukunft erwarten viele Dozenten, dass sich die Onlinevorlesungen weiter etablieren werden. Vorteile sehen sie, dass sie sich zwischen den Hochschulen schnell austauschen können und auch andere Gastdozenten online zuschalten können. Das ermöglicht einen noch schnelleren Wissenstransfer.


Praxis unter Corona möglich?


Neben dem Fachunterricht ändert sich durch Corona auch das Leben außerhalb der Hörsäle. Das Studentenleben findet faktisch nicht statt. Viele Studierende wie Franziska Jäger sind zurück auf den elterlichen Hof gezogen. Was deutlich wird: Auch das hat Vor- und Nachteile. Einerseits sparen die Studierenden Geld, was angesichts der wegen des Lockdowns spärlichen Lage auf dem Nebenjobmarkt, vielen entgegenkommt. Andererseits lenkt die Arbeit auf dem Hof einige vom konzentrierten Lernen ab (s. Reportage S. 44). Unterstützung im Studium bieten aber auch Stipendien. Im Heft+ haben wir einen Überblick über mehrere Stipendien im Agrarbereich zusammengestellt.


Besonders für die Erstsemester ist das Studium während des Lockdowns schwierig. „Wir bieten den Erstsemestern in dieser Zeit ein Mentoringprogramm an“, erzählt Prof. Spreidler aus Weihenstephan. Die Mentoren, Studenten aus höheren Semestern, werden dafür extra ausgebildet. Sie betreuen kleine Erstsemestergruppen und beantworten regelmäßig deren Fragen rund um das Studium. Auch Jakob Doepner hat 2020 sein Studium an der Universität Kiel begonnen. Er ist froh, dass er über seinen Nebenjob im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp regelmäßig Stallluft riechen und wenigstens ein paar andere Studenten treffen kann (s. Reportage unten).


Denn der Praxisbezug leidet auch erheblich unter Corona. Hier klafft ohnehin schon eine Lücke zwischen den Universitäten (2,6) und den Fachhochschulen (1,7). Und der Lockdown macht Exkursionen und Übungen nun kaum möglich ( Übersicht 3). Aber die Universitäten arbeiten an diesem Punkt. So gibt es in Hohenheim seit 2020 die Möglichkeit, ein Praxismodul zu belegen. Die Studenten absolvieren ein sechsmonatiges Praktikum und schließen dieses mit der Praktikantenprüfung ab. In Neubrandenburg gibt es diese starke Verzahnung von Praxis und Vorlesung schon länger. „Wir haben vor acht Jahren einen dualen Studiengang eingeführt, der sehr gut ankommt. Bis zu einem Drittel jedes Studienjahrgangs studiert seither dual“, berichtet der Dekan Prof. Rainer Langosch. Auch Jonas Köster ist vom dualen Studium überzeugt, allerdings wollte er seinen Schwerpunkt auf ökologische Landwirtschaft legen, daher studiert er dual Ökolandbau in Eberswalde (siehe Reportage Seite 44).


maike.schulze-harling @topagrar.com


maike.schulze-harling @topagrar.com


Alle Ergebnisse des aktuellen Hochschulrankings gibt es unter www.karrero.com/agrarhochschulranking

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