Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Tauschen – das neue Kaufen?

Lesezeit: 5 Minuten

Warum nicht Flächen tauschen, anstatt kaufen? Das dachten sich mehrere Landwirte aus Schleswig-Holstein und haben so ganz nebenbei Steuern gespart.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Irgendwann war Reimer Köhn aus Rieseby es leid: 1,5 Stunden Fahrtzeit für die Hinfahrt, 1,5 Stunden für die Rückfahrt – und das nur, um eine seiner Flächen zu erreichen. Das zerrte an seinen Nerven, kostete den Milchviehhalter unnötig viel Geld und Zeit. Die meisten seiner 245 ha liegen zwar in unmittelbarer Nähe seines Hofes. Es gab aber einen Ausreißer und der befand sich auf der anderen Uferseite der Schlei, einem Nebenarm der Ostsee (Übersicht 1 und 2).


„Eigentlich würde die Strecke nur rund eine halbe Stunde Fahrtzeit verschlingen – wenn die Deutsche Bahn nicht die einzige Brücke einmal pro Stunde minutenlang für den Bahnverkehr sperren würde“, so Köhn. Und mit schweren Maschinen durfte er die Verbindung ohnehin nicht passieren: Dafür war diese zu schmal und die Höchstlast lag bei 5 t. Ihm blieb daher fast immer nur ein Umweg, der fraß allerdings eine Stunde mehr Zeit.


Mit seinem Problem war Köhn nicht allein. Hans Marxen wohnt nördlich der Schlei, nur ein paar Kilometer von Köhn entfernt. Auch er musste für eine Fläche die Schlei überqueren bzw. umfahren – nur in die entgegengesetzte Richtung.


Hans Willi Brix bewirtschaftet ebenfalls einen Betrieb in der Region. Seinen Hof und die dazugehörigen Flächen werden zwar nicht von der Schlei durchschnitten. Im Gegenteil. Seine Schläge liegen fast alle um seinen Hof herum. Es gab aber ein paar „Schönheitsfehler“, wie er es nennt: Seine arrondierten Parzellen wurden von einer Fläche durchschnitten, die Köhn gehörte. Außerdem gab es drei Schläge, die etwas weiter von seinem Hof entfernt lagen.


Tausch ist nicht gleich Tausch


Drei Landwirte, drei ähnliche Probleme – und eine Lösung: Das Trio tauschte freiwillig Flächen untereinander. Seitdem müssen Köhn und Marxen nicht mehr die Schlei überqueren und Brix Flächenblock wird nicht mehr durchschnitten. „Und das Beste: Wir mussten kaum Gebühren und Steuern zahlen“, freut sich Marxen. Denn normalerweise werden auch bei einem Tausch stille Reserven aufgedeckt, für die Einkommensteuer fällig wird. Lesen Sie dazu die „Steuern“ auf Seite 40.


Das Trio hat sich aber nicht für einen herkömmlichen Tausch entschieden, sondern für den freiwilligen Landtausch nach den Vorgaben des Flurbereinigungsgesetzes. Denn nur für diesen werden keine Steuern fällig. Dazu mussten sich die Drei aber auch an die Regeln des Gesetzes halten, von denen zwei besonders wichtig sind:


  • Der Tausch muss bei der jeweils zuständigen Flurbereinigungs- oder Flurneuordnungsbehörde der Länder angemeldet werden und10


  • die Tauschpartner müssen einen sogenannten Helfer beauftragen.11


Die Tauschhelfer stellen in den meisten Bundesländern die Siedlungsgesellschaften. Und so kamen die drei Landwirte mit Claus Jarck von der Landgesellschaft in Schleswig-Holstein in Kontakt. Er hat die Tauschpartner zum Beispiel beim Aufsätzen der Verträge unterstützt, die Einverständniserklärung von Energieversorgern eingeholt, deren Leitungen durch die Grundstücke verlaufen und kümmerte sich um die Anträge. Für den Aufwand hat das Trio eine Helfergebühr von jeweils 250 € gezahlt.


Die tatsächlichen Kosten für den Helfer sind zwar höher. In Schleswig-Holstein übernimmt allerdings das Land 75% der Rechnung, für 25% müssen die Tauschpartner aufkommen. Ausnahme: Wer Flächen im Rahmen von Naturschutzprogrammen tauscht, der zahlt gar keine Helfervergütung. Und das komme immer öfter vor. „Mit zunehmender Bedeutung des Naturschutzes nehmen auch die Zielkonflikte zu“, erklärt Jarck. Mit einem Flächentausch lassen sich die angespannten Situationen oft vermeiden.


Schnelles Verfahren


Anders als offizielle Flurbereinigungen ist der freiwillige Tausch ein sehr schnelles Verfahren. „Von der Unterschrift unter der Vereinbarung bis zur Grundbuchberichtigung vergehen bei uns ein bis zwei Jahre“, so Jarck. Andere Flurbereinigungsverfahren können sich schon mal bis zu 30 Jahre lang in die Länge ziehen.


Allerdings steht und fällt der freiwillige Landtausch mit dem Willen der Beteiligten, sich zu einigen und auch über Kleinigkeiten hinwegzusehen. Bei Köhn, Marxen und Brix war das kein Problem. Die Flächen hatten in etwa die gleiche Größe. „Um größengleiche und somit ggf. streitfreie Flächentausche zu erzielen, kann auch eine Vermessung helfen“, rät Jarck.


Kompromisse finden


Ein weiterer Knackpunkt, an dem der Tausch scheitern kann: ungleiche Bodenpunkte und die Form der Flächen. Einige gaben zum Beispiel gerade Flächen in den Tauschpool und bekamen Parzellen mit Knicks zurück. „Darüber haben wir hinweggesehen, sonst hätten wir uns nie geeinigt. Man muss das Ganze im Blick halten“, so Brix.


Wenn die Differenzen bzw. die Unterschiede zwischen den Bodenpunkten und Flächengrößen zu groß werden, hilft oft nur ein finanzieller Ausgleich. „Dieser darf nicht den Wert des kleinsten Tauschgegenstandes überschreiten“, erklärt Jarck die Spielregeln. Und wenn mehr als 2500 € Ausgleich fließen, fällt für diesen Betrag Grunderwerbsteuer an. In Schleswig-Holstein sind das derzeit 6,5%. Lesen Sie dazu auch den Text unten auf dieser Seite.


Das traf auch auf das Trio zu. So erhielt Köhn etwas mehr Fläche als er in das Verfahren einbrachte (+1,5 ha). Dafür hat er 3 €/m2 Ausgleich gezahlt, insgesamt 45000 €. Hinzu kam die Grundsteuer von 6,5% (2925 €).


Dennoch hat sich der Tausch für Köhn ausgezahlt. Das zeigt ein Blick auf die Kosten, die bei einem Kauf bzw. Verkauf angefallen wären (siehe Übersicht 3). Für jeden wären zwischen rund 37000 und 41000 € für die Grunderwerbsteuer, für den Notar und das Umschreiben der Grundstücke im Grundbuch angefallen.


Tatsächlich hat jeder einzelne jeweils nur ein paar Hundert Euro gezahlt. „Und das für die langersehnte Wunschfläche am Hof. Was will man mehr“, so Jarck.


diethard.rolink@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.