Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

Tierwohllabel: Hilft Freiwilligkeit weiter?

Lesezeit: 3 Minuten

PRO


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Entscheidung, ob ein staat-liches Tierschutzlabel freiwillig oder verpflichtend sein soll, ist schwierig, die Forschungslage ist widersprüchlich. Für ein verpflichtendes Label sprechen gewichtige Vorteile: Die Markttransparenz steigt und es wird von den meisten Verbrauchern bevorzugt. Weil es auf allen Produkten und damit im Handel sichtbar ist, erringt es schneller einen hohen Bekanntheitsgrad. Der Einzelhandel tendiert dazu, die unterste Stufe gar nicht zu listen. Deshalb wirkt die Eingangsstufe bei einer verpflichtenden Kennzeichnung wie ein Negativlabel, woraus stärkere Effekte am Markt resultieren können. Trotzdem haben wir uns in unserem Gutachten für ein freiwilliges staatliches Label ausgesprochen.


Aus unserer Sicht entspricht eine verpflichtende Kennzeichnung, die nur auf der Haltungsform beruht, Beispiel Eier, nicht mehr dem Stand der Forschung. Die Eierkennzeichnung ist kein umfassendes Tierschutzlabel, sondern beachtet nur das Haltungssystem. Die Haltung allein reicht aber als Tierschutz-indikator nicht aus. Die Aspekte Tiergesundheit, Tierverhalten und Genetik fehlen. Aus diesem Grund gibt es inzwischen ein Label des Deutschen Tierschutzbundes für Eier aus Boden- und Freilandhaltung, das weitere Punkte kontrolliert.


Eine Zertifizierung, die wirklich den Tierschutz vor Ort prüft, ist bei einer verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung aus handelsrechtlichen Gründen nicht möglich. Im EU-Binnenmarkt muss Fleisch aus anderen Mitgliedstaaten wie den Niederlanden, Dänemark oder Polen importiert werden können. Die deutsche Politik darf ihnen kein Zertifizierungssystem vorschreiben, das darf nur der Handel seinen Lieferanten. Die Haltungssysteme von Schweinen, Rindern und Mastgeflügel sind vielschichtiger als die von Legehennen. Stroh ist allein kein ausreichender Indikator für mehr Tierschutz. Auch die Varianz innerhalb von Freiland- oder Außenklima-Haltungen kann mit Blick auf den Tierschutz groß sein. Es gibt viele Individuallösungen in Ställen, die es schwer machen, die Systeme voneinander abzugrenzen. Deshalb ist das, was die großen Handelskonzerne heute als Haltungskompass bezeichnen und in den Stufen von 1 bis 4 vermarkten, gar keine Haltungskennzeichnung, sondern beruht auf verschiedenen freiwilligen Zertifizierungssystemen: Der Initiative Tierwohl (ITW), dem Tierschutzbund-Label und dem Bio-Siegel. Der Handel kann seine Lieferanten in Deutschland und im Ausland dazu bringen, sich zertifizieren zu lassen, der deutsche Staat kann nur hiesige Lieferanten regulieren. Schließlich wäre eine verpflichtende Haltungskennzeichnung nicht kompatibel zu den Labeln in den Niederlanden und Dänemark. Beide sind dort aber erfolgreich. Wer sich heute in den Niederlanden ein Fleischregal anschaut, sieht, wie ein freiwilliges Label dank des hohen Marktanteils von 80% bei Frischfleisch genauso wie ein verpflichtendes Label wirkt. Und die wenigen nicht gekennzeichneten Produkte fallen als „Billigheimer ohne Tierschutz“ unten im Regal negativ auf.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.