Ihr Experte rät einem Milchviehhalter, der durch den Bau eines Stalles in Schieflage geraten ist (über 100000 € Verlust/Jahr), einen weiteren Kredit über 250000 € aufzunehmen und ggf. Wald zu verkaufen.
Damit soll er bei sehr optimistischen Annahmen (32 Cent/kg Milch) seinen Hof retten können – allerdings ohne dabei Rücklagen für künftig notwendige Investitionen aufzubauen.
Ich halte den Vorschlag für unverantwortlich. Erstens ist es fraglich, ob der Milchpreis in Zukunft 32 Cent erreicht. Zweitens ist es skandalös, dem Betriebsleiter zu raten, Wald zu verkaufen. Dieser bringt eine sichere jährliche Bodenrente von 1bis 3%. Die Milchproduktion ist dagegen defizitär.
Alternativ sollte der Betrieb zuerst seine hohen privaten Entnahmen von 73000 € um mind. die Hälfte reduzieren (z.B. durch den Verkauf renditeschwacher Lebensversicherungen). Wenn das nicht reicht, sollte er lieber die Milchviehhaltung aufgeben, Stall, Melkroboter und Vieh verkaufen.
Hat er vorratsreiche Waldflächen, könnte er einen Großteil seiner Holzvorräte einschlagen und die Flächen mit Laubholz selbst wieder aufforsten (wird in der Regel gefördert). Ohne Kühe hätte er die Zeit dazu.
Dr. K. Lautenschlager, 92266 Ensdorf
Dr. K. Lautenschlager, 92266 Ensdorf
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Hinweis: Weitere Leserstimmen zu den Folgen der Milchkrise auf Seite 123.