Ein zusätzlicher Legehennenstall würde sich rechnen. Johannes Klausmann baut nicht. Er schätzt den Kundenkontakt in Kleinstruktur.
In seiner Bachelorarbeit hat Johannes Klausmann ausgerechnet, dass sich ein zusätzlicher Stall mit Legehennen für seinen Betrieb lohnen würde. Der Nürtinger-Absolvent betreibt mit seiner Familie einen Betrieb mit 8500 Legehennen in Villingen-Schwenningen. „Ich wollte wissen, ob ein Neubau möglich wäre“, erklärt der 24-Jährige.
Dafür hat er einen 6000er und einen 10000er Stall kalkuliert. Mit beiden kam er auf ein positives Betriebszweigergebnis. Nach Deckung der direkten Kosten würden auch Arbeit, Kapital und Boden entlohnt. Zusätzlich bliebe ein Unternehmergewinn übrig. Der wäre bei der größeren Variante mit 10000 Legehennenplätzen gut doppelt so hoch wie bei der kleineren Variante.
Das läge vor allem an den höheren Erlösen durch die größere Eiermenge und an geringeren Kosten pro Tierplatz, mit denen der größere Stall punkten kann. Mit 74 € wäre der Platz für eine Henne im 10000er Stall um mehr als 11 € günstiger als im 6000er Stall. Dafür müsste er aber auch rund 800000 € investieren. Das wären gut 220000 € mehr als bei der kleineren Variante.
Auch auf die Auswirkungen der beiden Varianten auf die Liquidität hat Klausmann geprüft. Ergebnis der Analyse der Ein- und Auszahlungsströme: Er bleibt zahlungsfähig und trotzdem hätte sich die Variante mit 10000 Plätzen bereits nach rund sechs Jahren amortisiert, ein Jahr früher als die 6000er-Variante. „Sechs Jahre sind ein sehr guter Wert bei so einem Investitionsvolumen“, erläutert Klausmann.
Enger Kundenkontakt:
In seiner Rechnung ist Klausmann von dem jetzigen Preisniveau des Betriebs ausgegangen. Das liegt zwischen konventionellen und Biopreisen. Dass Klausmanns bessere Preise als andere Betriebe erzielen können, liegt an der hohen Wertschöpfung ihrer Produkte und an innovativen Vermarktungswegen. Ihre Hennen füttern sie fast nur mit selbst erzeugten Futtermitteln. Das bringt die natürliche Farbe des Eidotters. Neben Eiern verkaufen sie im Hofladen Eiernudeln, Schnittblumen vom eigenen Blumenfeld und eigene Weihnachtsbäume. Im eigenen Lieferwagen bringt der Familienbetrieb ihre Produkte zu Hotels und kleine Lebensmitteleinzelhändlern. „Wir kennen all unsere Kunden persönlich“, so der Uniabsolvent. Das zahlt sich aus: Über Jahre haben sich Klausmanns einen festen Kundenstamm aufgebaut, der ihr Gesamtpaket honoriert. Die Geschäfte laufen gut dank bewährter Qualität und engem Kundenkontakt.Verkaufen kann nicht jeder.
In seiner Bachelorarbeit hat er auch den Arbeitszeitbedarf berücksichtigt. Bei einem neuen Stall wäre ein weiterer Mitarbeiter nötig. „Wir wollen aber selbst verkaufen, um den Kundenkontakt zu erhalten“, erklärt Klausmann. Daher sieht er trotz steigender Nachfrage momentan keine Perspektive in einem zusätzlichen Stall. Er befürchtet, dass Klasse zu Masse werden könnte. „Wirtschaftlichkeit steht oft dem Risiko einer erfolgreichen Vermarktung gegenüber“, glaubt er. Dann wäre das qualitative Gesamtpaket des Betriebes hinüber. Würden die Kunden das mitmachen?Auf dem Papier gehe viel, produzieren sei recht leicht, beurteilt Klausmann seine Ergebnisse. Die Schwierigkeit sei die Vermarktung. „Verkaufen muss man können und wollen“, spricht er aus Erfahrung. Die zusätzlichen Einnahmen, die den Neubau attraktiv machen, sind ihm das Risiko nicht wert. Er findet Fortschritt wichtiger als Größe. „Man muss innovativ sein und neue Wege gehen“, so sein Motto.
Hanne Honerlagen