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topplus Reportage

Vom Neben- zum Haupterwerb

Lesezeit: 4 Minuten

Aus wenig Fläche das meiste rausholen: Armin Hettrich hat den Nebenerwerbsbetrieb seines Vaters zu einem Biovollerwerbsbetrieb weiterentwickelt.


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Statt länger als Schlosser bei Bosch zu arbeiten, wagte Armin Hettrich aus Schwebenried (Bayern) den Schritt in die Selbstständigkeit. 2015 stellte der junge Landwirt den heimischen Betrieb nach Biolandrichtlinien um. „Mein Vater war skeptisch, weil ich meinen sicheren Job aufgeben wollte. Nun steht er voll hinter meinem Konzept“, erzählt Hettrich. Sein Vater hat den Hof seit Beginn an als Ackerbaubetrieb mit 28 ha Nutzfläche im Nebenerwerb geführt. Während der Umstellungsphase besuchte er zwei Jahre lang die Meisterschule. Das Fachwissen für die Umstellung zur biologischen Wirtschaftsweise erlangte Hettrich zum einen durch Berater und durch den Austausch mit Berufskollegen aus dem Biolandverband. In seiner Meisterarbeit beschrieb er, wie er seinen Betrieb für die Zukunft auf Bio umstellen will. Das Konzept setzte er mit Legehennen, Masthähnchen und Ackerbau auf seinem Betrieb um.


Legehennen im alten Lkw


Im Ackerbau hat der junge Landwirt seine Fruchtfolge deutlich erweitert. Von Weizen, Gerste, Raps ist er auf Kleegras, Erbsen, Lupinen, Weizen, Dinkel, Hafer, Kartoffeln, Zwischenfrüchte und Zuckerrüben umgestiegen. Außerdem hat Hettrich noch Fläche hinzupachten können. Er bewirtschaftet nun insgesamt 50 ha. Mit dem Ackerbau will Hettrich in Zukunft einen Deckungsbeitrag von knapp 60000 € erwirtschaften. Dann bliebe am Ende ein Gewinn von rund 27000 € übrig. Das reicht nicht, um seine Familie in Zukunft zu ernähren.


Daher will Hettrich zusätzlich in die Tierhaltung einsteigen. Dafür hat er sich beraten lassen. „Ursprünglich wollte ich lieber Rinder halten“, sagt er. Wegen der geringen Eigentumsfläche hat der Berater ihm davon abgeraten. Außerdem ließen sich Biogeflügel und Bioeier besser vermarkten. Daher hat er sich für Legehennen und Masthähnchen entschieden. Die Legehennen hält er seit drei Jahren. Um auszuprobieren, ob er die Eier vermarkten kann, hat er selber aus einem alten Lkw-Anhänger einen Mobilstall für 180 Legehennen gebaut. Mit gut 6000 € war das eine günstige Investition. Ein neuer hätte um die 40000 € gekostet. Die Eier haben sich bewährt. Mittlerweile hat der junge Biobauer zwei neue Mobilställe, ebenfalls für je 290 Hennen, gekauft. Aktuell sind die Ställe nicht voll belegt. Er vermarktet 100000 Eier, davon 29000 an Wiederverkäufer, das sind ein Konditor, eine Metzgerei und ein anderer Biobauer. In Zukunft will er 140000 Eier im Jahr verkaufen. Pro Ei bekommt er 38 ct von seinen Kunden, dabei hat er Kosten von 27 ct/Ei.


Neben den Legehennen hält Hettrich noch 200 Masthähnchen. Angefangen hat er mit wenigen Tieren in einem alten Bauwagen. Durch Mund-zu-Mund Propaganda konnte er stetig mehr verkaufen. Mittlerweile hält er die Tiere in der alten Maschinenhalle, die er zum Stall umgebaut hat. Vier Durchgänge fährt er im Jahr. Die Hähnchen schlachtet er selber im eigenen Schlachthaus. Sein Ziel sind 300 Hähnchen. Zwölf Wochen mästet er die Tiere, bis sie ein Schlachtgewicht von 2 kg erreichen. Er verkauft die Hähnchen für 10 €/kg, seine Kosten belaufen sich auf 5 €/kg. Die Masthähnchen und die Legehennen füttert er mit einer Futtermischung aus eigenen und zugekauften Futtermitteln.


Insgesamt hat Hettrich für den Umbau seines Betriebes und die beiden Mobilställe 200000 € investiert. Er erwirtschaftet mit seinem Betrieb aktuell einen Gewinn von 50000 €. Nach Umsetzung aller Wachstumsschritte soll, so hat Hettrich es in seiner Meisterarbeit kalkuliert, ein Gewinn von rund 63000 € bleiben. Werbung schaltet Hettrich kaum. Er hat einen Facebook Kanal und eine Website. „Die beste Werbung sind zufriedene Kunden, die uns über Mund-zu-Mund Propaganda weiterempfehlen“, sagt er. Die Eier bietet er in einem kleinen Verkaufshäuschen vor dem Hofeingang, dem Biohäusle, an. Dort verkauft er neben den Eiern noch Nudeln und Kartoffeln.


Sein Fazit nach vier Jahren: „Nach ein paar Jahren Berufserfahrung in der Industrie bereue ich den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Denn die Landwirtschaft und die Natur liegen mir sehr am Herzen“, sagt er.


Maike Schulze Harling

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