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Wachstum oder Wertschöpfung?

Lesezeit: 5 Minuten

Zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftet Alexander Mast einen Milchviehbetrieb mit 80 Kühen. Statt auf Größe zu setzen, will er mit Bio-Milch die Wertschöpfung steigern.


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Wir brauchen nicht über 100 Kühe, um erfolgreich zu sein. Potenziale erkennen, Betriebsabläufe optimieren und Reserven ausnutzen sind für Ale­xander Mast (24) aus Eberhardzell im Landkreis Biberach der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.


Zusammen mit seinen Eltern Karl und Brigitte (55 und 53) bewirtschaftet der junge Landwirtschaftsmeister einen Milchviehbetrieb mit 62 ha Grünland, 18 ha Ackerbau und 80 Milchkühen mit Nachzucht. Die Arbeit kann die Familie bislang selbst bewältigen. Aber auch in Zukunft soll der Betrieb kompakt und überschaubar bleiben, so die Vorstellung von Alexander Mast.


Größere Investitionen, in deren Folge der Landwirt Fremdarbeitskräfte einstellen müsste, möchte er nach Möglichkeit vermeiden. Die zentrale Frage seiner Meisterarbeit lautete deshalb: Wie kann der Betrieb zukünftig ein ausreichendes Einkommen für zwei Familien erwirtschaften? Und das am besten ohne große Wachstumssprünge?


Den Betrieb optimieren:

In seiner Wirtschafterarbeit analysierte Alexander Mast den Betrieb und überprüfte verschiedene Optionen:


  • Als erstes den Jungviehbestand reduzieren und die Zucht optimieren, um im Gegenzug mehr Platz für trockenstehende Kühe zu schaffen. Das Ergebnis: Durch sieben Färsen weniger, fünf Kühe mehr und eine höhere Milchleistung kann er den Gewinn um rund 8 000 € steigern.
  • Die zweite Optimierungsmaßnahme war der Bau eines Laufhofes und fünf weitere Liegebuchten. Der Bestand wächst so auf insgesamt 90 Kühe. Für den Bau kalkuliert er Investitionskosten von rund 2 700 € pro Tierplatz. Trotz eines höheren Arbeitszeitaufwands rechnet er mit einer weiteren Gewinnsteigerung von etwa 5 000 € pro Jahr. Weil die Erweiterung des Kuhbestandes mehr Arbeitszeit im Stall bindet, müsste Alexander Mast entweder einen Mitarbeiter einstellen oder Arbeiten auslagern.
  • Für den Fall hat er eine weitere Variante kalkuliert, in der die Grassilageernte an einen Lohnunternehmer ausgelagert wird und so das höhere Arbeitspensum kompensiert. Gegenüber der Kombination aus Jungviehreduktion und Laufhofbau ergibt sich jedoch ein nur rund 6 500 € höherer Gewinn.


Fazit: Die Umsetzung der Maßnahmen verbessert zwar die Wirtschaftlichkeit des Betriebes deutlich, bietet mittelfristig jedoch kein ausreichendes Einkommen für zwei Familien. Der Betrieb muss also in weitaus größerem Maßstab weiterentwickelt werden.


Eine Stallerweiterung?

Für mehr Kühe bräuchte Familie Mast mehr Futterfläche. Wenn sie die gesamte Betriebsfläche mobilisieren und ausschließlich für Grundfutter reserviert, reicht diese für zusammen rund 30 zusätzliche Kühe. Wieso also nicht den Kuhbestand auf 110 Kü­he aufstocken?


Das Problem ist der Stall: Entweder muss Alexander Mast den Kuhstall erweitern oder für das Jungvieh einen neuen Stall bauen, um die bisherigen Jungviehplätze für die Kühe zu nutzen. Dazu gehört schließlich auch die Erweiterung des Futter- und Gül­le­lagerraums. Um die Melk­zeit trotz einer höheren Kuhzahl bei unter 2,5 Stunden je Melkzeit zu halten, muss auch der Fischgrätenmelkstand um je zwei Melkplätze erweitert werden.


Familie Mast müsste rund 200 000 € investieren. Der Gewinn wäre trotzdem nur um rund 12 000 € gestiegen. Das steht für Alexander Mast nicht im Verhältnis zum Risiko durch das neu aufgenommene Fremd­kapital. Deshalb hat er auch diese Option verworfen.


Lieber Bio-Milch?

Alexander Mast prüfte deshalb noch eine dritte Option: Die Umstellung auf Öko-Landbau. Der Schritt liegt nahe, weil der Betrieb ohnehin schon relativ extensiv wirtschaftet und die Einhaltung der Kriterien kein Problem sein sollte.


In seiner Meisterarbeit analysierte er, welche Anpassungen mit einer Umstellung auf den Öko-Landbau für seinen Betrieb verbunden sind. Neben dem Verzicht auf Pflanzenschutz im Acker- und Futterbau, muss er Umstellungen in der Haltungsform und Änderungen beim Einsatz von Medikamenten berücksichtigen. Die Bereitstellung von ausreichend Grundfutter ist trotz eines extensiveren Futterbaus auf dem Grünland kein Problem. Im Kuhstall muss er ein Liege-Fressplatzverhältnis von 1:1 sicherstellen und den Kühen dauerhaft einen Auslauf gewähren. Für die Einhaltung der Bioland-Richtlinien muss er zudem die vorhandenen Kälber­iglus für eine Gruppenhaltung umbauen.


Die gesamte Maßnahme kostet rund 45 000 €. Nach Abzug der Investitionsförderung verbleibt ein Inves-ti­tionsvolumen von rund 24 500 €. Auf der Ertragsseite rechnet Alexander Mast mit einem Bio-Milchpreis, der 5 ct/kg über dem Preis für konventionelle Milch liegt. Dadurch steigen die Milcherlöse deutlich. Zwar fallen auf der anderen Seite höhere Kosten für Bio-Futtermittel und die Arbeitserledigung im Futterbau an.


Das Ergebnis seiner Kal-kulation ist ein deutlicher ­Gewinnanstieg um rund 25 000 €. Davon stammt jedoch ein Großteil aus der Öko-Förderung. Sein Ziel für zwei Familien ein Einkommen zu erwirtschaften, kann er so auch ohne eine große Investition erreichen.


Im Jahr 2014 sollte die Umstellung auf Bio-Milch erfolgen. Jetzt haben Mäuse die Grasnarbe des Grünlands zerstört und Sauerampfer hat sich großflächig breitgemacht. Da die Bekämpfung chemisch erfolgt, muss die Umstellung auf Bio-Milch erstmal warten.-ms-

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