Attila Puszti baut in Deutschland erfolgreich Wassermelonen an. Die Nachfrage nach den regionalen Früchten ist hoch – das Anbaurisiko auch.
Wassermelonen auf deutschen Äckern? Unter freiem Himmel und nicht im Gewächshaus? Das muss doch möglich sein,“ überlegte Attila Puszti aus Kemmen, Brandenburg, vor einigen Jahren. Heute ist der 49-Jährige stolz auf seinen 3 ha großen Acker, auf dem die Früchte in Bioqualität wachsen. Rund 120 Sorten hat er getestet, bis er eine hatte, die in Deutschland gut wächst.
Viel Sonne = süße Früchte
Seit vier Jahren baut er diese Sorte nun überwiegend in Handarbeit an. Hilfe erhält er vor allem von Familie und Freunden. Die Pflanzen sät er Ende April. Die Ernte startet ab August. Kurz vor der Ernte erreichen die Früchte eine tägliche Zunahme von bis zu einem Kilo. Einige Melonen schaffen ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm. Die letzten beiden heißen Sommer waren für die Qualität der Früchte sehr gut. 2018 erntete der Nebenerwerbslandwirt rund 4 t/ha. Um den Pflanzen auf dem Sandboden bessere Bedingungen zu bieten, investierte er 2019 in eine Beregnungsanlage – mit Erfolg: Sein Ertrag stieg auf mehr als 10 t/ha.
Allerdings gibt es beim Anbau trotz der widerstandsfähigen Sorte einige Knackpunkte. Das Kürbisgewächs reagiert sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. „Bei den Wassermelonen entscheiden keine Wochen, sondern einzelne Tage“, erklärt Puszti. 2018 musste er beispielsweise die Hälfte der Ernte auf dem Feld liegen lassen, da die Melonen einen Sonnenstich hatten. Das sind Verbrennungen, die durch eine zu starke Sonneneinstrahlung entstehen. In 2020 hatte er durch den kalten Juni und die dann einsetzende Hitze starke Temperaturschwankungen. Dadurch hatten die Fusarien ein leichtes Spiel. Der Melonenanbauer verlor die Hälfte seiner Ernte.
Sein Ziel war es eigentlich, in diesem Jahr widerstandsfähigere Sorten auszuprobieren, die schwankende Temperaturen oder Krankheiten besser tolerieren. Allerdings machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Er bekam durch Lieferengpässe die Samen nicht, sodass er auf schlechtere Qualitäten zurückgreifen musste.
Kunden fahren bis zu 50 km
Die Nachfrage nach den regionalen Früchten ist groß. „Wenn es nach meinen Kunden geht, könnte ich noch viel mehr Melonen anbauen“, freut sich Puszti. Er verkauft die Wassermelonen bisher ausschließlich an seinem Stand direkt neben dem Feld. Die Früchte erntet er dabei frisch. Aktives Marketing betreibt er nicht. Viele seiner Kunden werden durch regionale Medien auf ihn aufmerksam. Der Verkauf spricht sich dann schnell rum. Rund 8000 Menschen folgen ihm auf Facebook, wo er seinen Kunden immer aktuelle Informationen zum Verkauf bereitstellt. „Einige Kunden kommen sogar aus Potsdam, nur um bei mir Wassermelonen zu kaufen“, sagt Puszti.
Die Melonen verkauft er bisher für einen Euro pro Kilo. „Ich möchte, dass sie sich jeder leisten kann“, sagt er. 2020 hat er den Preis auf 1,50 €/kg erhöht, da die Ernte so schwierig war. 2018 erwirtschaftete Puszti erstmals schwarze Zahlen. Durch die Rekordernte 2019 erwirtschaftete er einen Umsatz von rund 20000 €. Für den Anbau von Wassermelonen erhält er keine Förderung. „In dieser Hinsicht fühle ich mich von der Politik und den Behörden im Stich gelassen“, sagt er.
Mittlerweile hat er auch Anfragen von regionalen Supermärkten. Um dort ein zweites Standbein zu eröffnen, benötigt er allerdings mehr Personal. In diesem Jahr konnten seine Helfer aus Serbien wegen Corona nicht kommen. Glücklicherweise konnte er auf die Hilfe von Familie und Freunden zurückgreifen.Saskia Wietmann
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Attila Puszti baut in Deutschland erfolgreich Wassermelonen an. Die Nachfrage nach den regionalen Früchten ist hoch – das Anbaurisiko auch.
Wassermelonen auf deutschen Äckern? Unter freiem Himmel und nicht im Gewächshaus? Das muss doch möglich sein,“ überlegte Attila Puszti aus Kemmen, Brandenburg, vor einigen Jahren. Heute ist der 49-Jährige stolz auf seinen 3 ha großen Acker, auf dem die Früchte in Bioqualität wachsen. Rund 120 Sorten hat er getestet, bis er eine hatte, die in Deutschland gut wächst.
Viel Sonne = süße Früchte
Seit vier Jahren baut er diese Sorte nun überwiegend in Handarbeit an. Hilfe erhält er vor allem von Familie und Freunden. Die Pflanzen sät er Ende April. Die Ernte startet ab August. Kurz vor der Ernte erreichen die Früchte eine tägliche Zunahme von bis zu einem Kilo. Einige Melonen schaffen ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm. Die letzten beiden heißen Sommer waren für die Qualität der Früchte sehr gut. 2018 erntete der Nebenerwerbslandwirt rund 4 t/ha. Um den Pflanzen auf dem Sandboden bessere Bedingungen zu bieten, investierte er 2019 in eine Beregnungsanlage – mit Erfolg: Sein Ertrag stieg auf mehr als 10 t/ha.
Allerdings gibt es beim Anbau trotz der widerstandsfähigen Sorte einige Knackpunkte. Das Kürbisgewächs reagiert sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. „Bei den Wassermelonen entscheiden keine Wochen, sondern einzelne Tage“, erklärt Puszti. 2018 musste er beispielsweise die Hälfte der Ernte auf dem Feld liegen lassen, da die Melonen einen Sonnenstich hatten. Das sind Verbrennungen, die durch eine zu starke Sonneneinstrahlung entstehen. In 2020 hatte er durch den kalten Juni und die dann einsetzende Hitze starke Temperaturschwankungen. Dadurch hatten die Fusarien ein leichtes Spiel. Der Melonenanbauer verlor die Hälfte seiner Ernte.
Sein Ziel war es eigentlich, in diesem Jahr widerstandsfähigere Sorten auszuprobieren, die schwankende Temperaturen oder Krankheiten besser tolerieren. Allerdings machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Er bekam durch Lieferengpässe die Samen nicht, sodass er auf schlechtere Qualitäten zurückgreifen musste.
Kunden fahren bis zu 50 km
Die Nachfrage nach den regionalen Früchten ist groß. „Wenn es nach meinen Kunden geht, könnte ich noch viel mehr Melonen anbauen“, freut sich Puszti. Er verkauft die Wassermelonen bisher ausschließlich an seinem Stand direkt neben dem Feld. Die Früchte erntet er dabei frisch. Aktives Marketing betreibt er nicht. Viele seiner Kunden werden durch regionale Medien auf ihn aufmerksam. Der Verkauf spricht sich dann schnell rum. Rund 8000 Menschen folgen ihm auf Facebook, wo er seinen Kunden immer aktuelle Informationen zum Verkauf bereitstellt. „Einige Kunden kommen sogar aus Potsdam, nur um bei mir Wassermelonen zu kaufen“, sagt Puszti.
Die Melonen verkauft er bisher für einen Euro pro Kilo. „Ich möchte, dass sie sich jeder leisten kann“, sagt er. 2020 hat er den Preis auf 1,50 €/kg erhöht, da die Ernte so schwierig war. 2018 erwirtschaftete Puszti erstmals schwarze Zahlen. Durch die Rekordernte 2019 erwirtschaftete er einen Umsatz von rund 20000 €. Für den Anbau von Wassermelonen erhält er keine Förderung. „In dieser Hinsicht fühle ich mich von der Politik und den Behörden im Stich gelassen“, sagt er.
Mittlerweile hat er auch Anfragen von regionalen Supermärkten. Um dort ein zweites Standbein zu eröffnen, benötigt er allerdings mehr Personal. In diesem Jahr konnten seine Helfer aus Serbien wegen Corona nicht kommen. Glücklicherweise konnte er auf die Hilfe von Familie und Freunden zurückgreifen.Saskia Wietmann