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topplus Kommentar

Weckrufe an den Werkstoren

Lesezeit: 3 Minuten

Wenn sich in diesen Tagen die Verärgerung der Landwirte an den Werkstoren und Logistikzentren vor Handelsriesen wie Aldi und Lidl entlädt, dann trifft die Wut keine Unschuldslämmer. Ohne Frage trägt der Handel eine Mitverantwortung für die Misere der Bauern. Seine Marktmacht ist gewaltig. Die fünf großen Unternehmen – Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe, Aldi und Metro – vereinen knapp 76% Marktanteil auf sich. Ihnen gegenüber stehen mehr als 6000 überwiegend kleine und mittelständische Lebensmittelhersteller – und am undankbaren Ende der Kette: die rund 260000 Landwirte.


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Die großen Fünf sagen, wo es langgeht. Sie diktieren nicht nur die Preisverhandlungen. Sie setzen auch die Standards, nehmen Eier aus Käfighaltung per Federstrich aus ihren Sortimenten, bestimmen, wie die Kuh oder das Schwein gehalten werden und wie prominent der Haferdrink im Regal platziert wird. Kaum ein Wirtschaftszweig ist gegenüber seinen Kunden derart auf sein Image als nachhaltiger, umwelt- und klimafreundlicher Problemlöser bedacht, und gibt gleichzeitig einen derartigen Preisdruck an seine Lieferanten weiter. „Alles geht, nix teuer“, lauten die Slogans, wenn im Land mit den teuersten Küchen und den billigsten Lebensmitteln um Kunden geworben wird, während die Anforderungen an die Landwirte unaufhörlich steigen.


Diese Verlogenheit ist kaum zu überbieten. Und sogar sie wird in diesen Tagen noch getoppt, wenn man sieht, wie der LEH als einer der wenigen Gewinner der Coronakrise sich derzeit bei ruinösen Erzeugerpreisen die Taschen vollmacht. Die Botschaft der Blockaden ist klar und deutlich: Die ehrbaren Kaufleute müssen in einer der schwersten Krisen der Landwirtschaft endlich Courage zeigen, aufhören die Preise gnadenlos nach unten zu knüppeln und Wege für ein faires partnerschaftliches Miteinander eröffnen. Und wenn nicht, dann müssen politische Lösungen her: Und dazu gehört nicht nur die ohnehin fällige Umsetzung der europäischen UTP-Richtlinie in deutsches Recht, auf die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner medienwirksam verweist, sondern gröberes Besteck: Zum Beispiel ein Kartellrecht, das seinen Namen verdient und das Strukturen, die am Ende mehr schaden als nützen, gar nicht erst entstehen lässt oder sie im Fall der Fälle auch zerschlägt.


Deshalb ist es richtig, dass Ministerin Klöckner nun öffentlich Druck aufbaut. Sie macht es sich damit aber deutlich zu leicht. Die Ministerin hätte allen Beteiligten schon viel früher und viel beherzter Druck machen können. Und: Ihr Job wäre es, die strukturellen Herausforderungen, die den Kern der aktuellen Misere ausmachen, anzugehen.


Zur Wahrheit gehört, dass auch Aldi, Lidl und Co. die Mechanik des Marktes nicht einfach aushebeln können. Denn es mangelt derzeit nicht an günstigem Fleisch und billiger Milch, weil die Produktion auf große Mengen ausgerichtet ist und der Export stottert. Dieser Weckruf bleibt und er sollte in der gesamte Branche nachhallen.


Eine schnelle Umsetzung der Borchert-Vorschläge wäre ein überfälliger Anfang, die Herausforderungen endlich anzugehen. Worauf in aller Welt, warten Sie eigentlich noch, Frau Klöckner?

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