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Weiter auf Raps setzen?

Lesezeit: 8 Minuten

Der Raps hat schwierige Jahre hinter sich. Wir analysieren, ob Raps im Vergleich zu anderen Früchten rentabel bleibt und welche Rapsfruchtfolge sich rechnet.


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Die letzten Jahre waren für die Rapsanbauer ein Trauerspiel: Erträge um die 30 t/ha und Preise, die auf dem Niveau von 37 €/dt stagnierten. Durch die Dürre 2018 lief nur ein Teil der Saat auf, sodass die deutschen Landwirte in diesem Jahr 28% weniger Raps angebaut haben. Viele stellen sich daher die Frage, ob Raps in Zeiten von Extremwetter, Schädlingsresistenzen und begrenzter Stickstoff- (N) Düngung langfristig rentabel bleibt.


Andrea Ziesemer von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) hat für uns nachgerechnet. Am Beispiel der Hochburg des Rapsanbaus, Mecklenburg-Vorpommern, zeigt sie, wo der Raps im Vergleich zu Weizen und Gerste liegt und welche Rapsfruchtfolgen sich lohnen.


Schlechte Erträge, stagnierende Preise


Im Vergleich zu den Mähdruschfrüchten Weizen und Gerste fährt Raps über die letzten Jahre die zweithöchste Direktkostenfreie Leistung (DkfL) ein (siehe Übers. 1). Im Erntejahr 2012 kam die DkfL noch auf 1394 €/ha. Neben den guten Erträgen lag das an den hohen Rapspreisen, die im Herbst 2012 um die 50 €/dt betrugen. Seitdem sank die Wirtschaftlichkeit, erreichte 2016 mit 498 €/ha den Tiefpunkt, bevor sie dann 2018 auf 715 €/ha kletterte. In den Jahren 2012 bis 2015 ernteten Mecklenburgs Landwirte im Schnitt 40 dt/ha Raps. Danach sanken die Erträge auf 27 bis 31 dt/ha. Hauptgründe waren der fruchtfolgebedingte Schädlings- und Krankheitsdruck sowie das Extremwetter: 2016/17 war es zu nass, 2018 viel zu trocken.


Die Rapspreise verharrten in den letzten fünf Jahren auf einem Niveau um die 37 €/dt. Trotz der schlechten Ernte und des daher knappen Angebots sind sie nicht bedeutend gestiegen. Die Direktkosten beim Rapsanbau (Saatgut, Düngung, Pflanzenschutz und Trocknung) lagen im Mittel der letzten sechs Jahre bei 514 €/ha. Mit 50% haben die Düngungskosten den höchsten Anteil, gefolgt von den Pflanzenschutzkosten mit mehr als einem Drittel.


Aber auch an Weizen und Gerste sind die letzten drei Jahre mit den Klimaextremen nicht spurlos vorbeigegangen. Die Erträge sanken, sodass die DkfL deutlich unter das Niveau der Vorjahre sackte. Winterweizen war dem Winterraps in fast allen Jahren wirtschaftlich überlegen (siehe Übersicht 1). Wintergerste landete hinter dem Raps.


Rapsfruchtfolgen im Vergleich


Winterweizen erreicht deutlich bessere Erträge, wenn vorher Raps auf dem Feld stand. So hat der Rapsweizen im Schnitt einen Vorfruchtwert von 181 €/ha im Vergleich zum Stoppelweizen. An diesen Wert kommt keine andere Vorfrucht. Deswegen setzen die Ackerbauern mit besseren Böden in Mecklenburg vor allem auf Weizen und Raps. Diese machen mit 39% und 24% fast zwei Drittel der angebauten Feldfrüchte aus. Fruchtfolgen mit einem Rapsanteil bis zu 33% waren bisher die Regel. Ideal sind beim Raps aber Anbaupausen von mindestens vier Jahren. Ansonsten mindern Krankheiten wie Kohlhernie und Schädlinge wie z.B. der Rapserdfloh die Erträge. Neben den Resistenzen sind hohe N-Salden in engen Rapsfruchtfolgen ebenfalls problematisch. Denn Raps braucht eine hohe N-Düngung, kann den Nährstoff aber nicht so effizient verwerten, sodass viel Stickstoff im Boden bleibt.


Sie dürfen also nicht nur die einzelnen Früchte in der Wirtschaftlichkeit miteinander vergleichen, sondern müssen die komplette Fruchtfolge betrachten. Daher haben wir die klassische Raps-Getreide Fruchtfolge ausgeweitet und den Deckungsbeitrag (DB) für gute sowie sandigere Böden berechnet (siehe Übersicht 2).


Enge Fruchtfolgen rechnen sich nur bedingt


Die Fruchtfolge Raps-Weizen-Weizen wächst vor allem auf besseren Standorten. Hier bringt sie auf den Referenzbetrieben 682 €/ha. Auf sandigeren Böden wachsen dagegen nur auf einem Viertel der Fläche Weizen und Raps. Hier steht statt des Stoppelweizens in der Fruchtfolge Roggen bzw. Triticale oder Wintergerste. Ersetzen Sie Stoppelweizen mit Gerste, erreichen Sie für die Fruchtfolge einen DB von 618 €/ha. Mit Roggen dagegen sinkt der DB/ha um 87 €, da die Erträge von Roggen etwa 30% unter denen von Weizen liegen. Die Preise sind über die Jahre im Schnitt ein bis zwei Euro niedriger sind als die Weizenpreise.


Sommerungen sind gesund


Diese klassischen dreifeldrigen Fruchtfolgen können die Landwirte mit Sommerungen strecken. Durch den Saattermin im Frühjahr haben Sie gerade auf Standorten mit Ungrasproblemen die Chance, die Ungräser über den Winter zu bekämpfen. „Untersuchungen schätzen, dass verfestigte Herbizidresistenzen die Deckungsbeiträge vom Wintergetreide um bis zu 70% senken. Sommerungen vermindern das Samenpotenzial der Ungräser“, weiß Dr. Dirk Wolber von der LWK in Niedersachsen.


Auf guten Böden könnten Sie über Zuckerrüben nachdenken. Aus den Rübenauswertungen in Anklam aus 2017 ergab sich im Mittel ein Rübenpreis von 26 €/t. Mit diesen Preisen erzielen Sie für die Fruchtfolge einen DB von 706 €/ha. Wie sich die Preise bei den Rüben in den nächsten Jahren entwickeln, bleibt abzuwarten. Aktuell sind viele Landwirte unzufrieden, da die Fabriken je nach Preismodell maximal 30 €/t garantieren. Das ist gerade kostendeckend, wenn Sie nur die Einzelfrucht betrachten (siehe 5/2019 S. 40). Auch die Erträge sind unsicher durch den Wegfall der Beize mit Neonicotinoiden.


Silomais ist gerade für trockenere Standorte eine gute Alternative. Er erzielt auf den Referenzbetrieben lediglich 9 €/ha weniger, als die Weizen-Gerste-Rapsfruchtfolge. Auch auf besseren Böden liegt er nur 6 €/ha unter der Rübenfruchtfolge. Das zeigt sich auch im Anbauumfang: Auf den leichten Böden in Mecklenburg-Vorpommern bauen die Landwirte im Schnitt 21% Silomais an, etwa 10% mehr als auf den Hochertragsstandorten. Außerdem wirkt sich Mais positiv auf die N-Bilanz aus. Wir haben mit einem Preis von 3,50 €/dt gerechnet. Was Sie für Ihren Mais bekommen, hängt stark von der Nachfrage in der Region ab. Denn der Transport von Silomais lohnt sich nur für kurze Strecken. Haben Sie keine Biogasanlage oder Rinderhalter in der Nähe, die den Mais abnehmen, gestaltet sich die Vermarktung schwieriger.


Sommergetreide hilft bei Ungrasproblemen noch besser als Hackfrüchte. Die Pflanzen laufen schnell auf und bedecken den Boden gut. So bleibt beim Hafer auf besseren Standorten 702 bzw. auf schlechteren 616 €/ha über. Entscheiden Sie sich für Hafer, sollten Sie sich vorher unbedingt überlegen, wie Sie diesen vermarkten. Haben Sie die Möglichkeit, an eine Schälmühle zu liefern, können Sie etwa 3 €/dt mehr erzielen, als für Futterhafer. Allerdings bleiben Sie auf den Tranportkosten sitzen und die Mühlen nehmen ihre Ware nur termingebunden ab, sodass Sie ein Lager brauchen. Hier punkten Erzeugergemeinschaften mit einem gemeinsamen Lager.


Da Hafer empfindlich auf Wassermangel reagiert, ist es gerade auf leichten Standorten schwierig, stabile Erträge zu ernten. Hier ist Sommergerste eine Möglichkeit für ein weiteres Sommergetreide. Wir haben diese in eine Fruchtfolge mit Silomais integriert. Auf schwächeren Standorten erzielt diese Fruchtfolge einen DB von 541 €/ha.


Leguminosen: Vermarktung muss stimmen


Leguminosen in der Fruchtfolge punkten als weitere Hackfrucht, sodass Raps eine Anbaupause von sechs Jahren bekommt. Trotzdem spielen sie auf den Ackerbaustandorten im Norden kaum eine Rolle. Die Zahlen belegen auch, warum: Die Fruchtfolge mit den Körnerleguminosen landet auf leichten wie auf schweren Böden wirtschaftlich gesehen auf dem letzten Platz.


Das Hauptproblem ist die Vermarktung. Leguminosen rechnen sich meist nur, wenn Sie die Ernte als Viehfutter verwerten. Dann können Sie Preise erzielen, die im Schnitt 3 €/dt über dem Weizenpreis liegen. Außerdem bietet der Zusammenschluss mit anderen Landwirten Vorteile. So erreichen Sie einfacher die vom Landhandel geforderten Mengen. Bauen Sie noch ein gemeinsames Lager, können Sie bessere Preise aushandeln als bei sofortiger Abnahme der Ernte. Wenn Sie eine Förderung für vielfältige Fruchtfolgen bekommen wollen, müssen Sie mindestens 10% Leguminosen anbauen und weitere Auflagen erfüllen. Beim Greening können Sie den Leguminosenanbau ebenfalls anrechnen. Allerdings dürfen Sie dann keine Pflanzenschutzmittel einsetzen.


Integrieren Sie Zwischenfrüchte in die Fruchtfolge – wie in unserem Beispiel vor Silomais oder nach Hafer – sinken die Deckungsbeiträge leicht. Allerdings können Sie Ihr N-Saldo und die Greeningauflagen einhalten.


Raps bleibt langfristig


Der Raps bleibt sehr wahrscheinlich auch langfristig auf den Äckern in Mecklenburg-Vorpommern stehen. Die DkfL des Raps liegt im langjährigen Mittel zwar hinter der des Weizens, allerdings vor der Gerste und anderen Druschfrüchten. Außerdem spielen die guten Vorfruchtwerte für den Qualitätsweizenanbau eine wichtige Rolle, gerade in Zeiten begrenzter N-Düngung. Trotzdem wird ein gutes Ackerbaumanagement immer wichtiger. Sie müssen die Standorte gesund erhalten, um weiterhin wirtschaftlich Raps anzubauen.


Abhilfe schaffen weite Fruchtfolgen. Welche zusätzliche Frucht Sie in Ihren Anbau integrieren, hängt vor allem von den Erträgen und der Vermarktung ab. In unserer Rechnung liegen zischen den Deckungsbeiträgen der fünf lukrativsten Fruchtfolgen lediglich Unterschiede von 24 auf den besseren und 32 €/ha auf den schwächeren Standorten. Hier müssen Sie für sich entscheiden, welche Ernte Sie erzielen können und welche Preise realistisch sind. maike.schulze-harling@topagrar.com

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