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„Wer CO2 speichert, sollte profitieren“

Lesezeit: 7 Minuten

Der Wald speichert massiv CO2. Das sollte die Politik einbeziehen, sagt der Vorsitzende der Familien-betriebe Land & Forst, Freiherr von Elverfeldt. Bei Klimaschutz und Biodiversität will er Akzente setzen.


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Wo wollen Sie die Familienbetriebe Land und Forst im politischen Berlin platzieren?


von Elverfeldt: Der bisherige Vorsitzende Michael Prinz zu Salm-Salm hat sich für den Verband 24 Jahre hervorragend eingesetzt. Darauf will ich aufbauen und eigene Akzente setzen – vor allem bei den Themen Klimawandel und Biodiversität, die uns massiv betreffen. Für uns ist die Stärkung des ländlichen Raums ein essenzielles Thema. Uns geht es um die unternehmerische Freiheit der Betriebe und das Eigentum. Damit einher geht das generationsübergreifende, nachhaltige Wirtschaften. Das funktioniert nur mit langfristiger Eigentumssicherheit.


Sehen Sie das Eigentum im ländlichen Raum in Gefahr?


von Elverfeldt: Die Diskussion über die Verstaatlichung von Wohneigentum in den Städten bereitet mir Sorge. Fraglich ist, ob das auf den ländlichen Raum überschwappt. Relevant ist für uns vor allem die Nutzungseinschränkung im Eigentum. Wir sind als Land- und Forstwirte doch als erstes daran interessiert, dass die Böden und der Wald in gutem Zustand sind.


Überlassen Sie die Agrarpolitik dem Bauernverband, wie es die DLG lange getan hat, oder mischen Sie sich mit eigenen Impulsen ein?


von Elverfeldt: Für uns ist klar, dass der Bauernverband das politische Sprachrohr für die Bauern in Deutschland ist. Genauso ist es mit dem Waldeigentümerverband. DLG-Präsident Paetow sitzt bei uns im Vorstand. Wir sollten uns besser zwischen den Verbänden zur Agrarpolitik abstimmen und gemeinsam nach draußen gehen, als miteinander konkurrieren.


Wie wollen Sie sich dem Druck der Gesellschaft zum Klima-, Arten- und Tierschutz stellen?


von Elverfeldt: Ich habe einen versöhnenden Ansatz und will mit allen Seiten sprechen. Positivbeispiel ist für mich Nordrhein-Westfalen. Dort hat es  die Regierung geschafft, alle Beteiligten zu einer Artenschutzkonferenz zu versammeln. Wir sind dabei, gemeinsam Lösungen zu finden, wie wir die Artenvielfalt stärken. Dafür brauchen wir Möglichkeiten, mit denen der Artenschutz finanziell honoriert wird.


Das könnte über die Gemeinsame EU-Agrarpolitik GAP laufen. Wie bewerten Sie den Stand der Debatte?


von Elverfeldt: Wir unterstützen grundsätzlich die Position der Bundesregierung. Die Höhe des Agrarbudgets muss stabil bleiben, es darf zu keinen Kürzungen kommen. Wir stehen weiterhin hinter dem Zwei-Säulen-Modell. Wir brauchen eine starke erste Säule, weil die Landwirtschaft sich dem Weltmarkt stellen muss. Sie bietet für die höheren Standards in Deutschland und der EU einen Ausgleich.


Halten Sie die pauschalen Direktzahlungen noch für zukunftsfähig?


von Elverfeldt: Die Argumentation dafür wird in der Gesellschaft schwieriger. Wenn wir davon runterkommen wollen, brauchen wir dafür Zeit.


Welches Mindestbudget für Umweltleistungen sollte die GAP vorhalten?


von Elverfeldt: Die Umweltleistungen sollten gestärkt werden. Unsere Sorge bei einer Umschichtung von der ersten in die zweite Säule ist, ob das Geld wieder in die Landwirtschaft fließt. Nur wenn das gewährleistet ist, ist eine höhere Umschichtung akzeptabel.


Es soll einen Mindestanteil an nicht produktiven Flächen geben, unterstützen Sie den?


von Elverfeldt: Jeder Prozentsatz, den wir aus der Nutzung nehmen, tut weh. Mir wäre lieber, wenn wir die Umweltanforderungen über die Agrarumweltmaßnahmen erfüllen. Wir hatten schon mal 10% Flächenstilllegung. Wenn die Gesellschaft möchte, dass der Bauer sich zum Landschaftspfleger entwickelt, muss er dafür bezahlt werden.


Wie bewerten Sie die höhere Förderung der ersten Hektare im Vergleich zur Kappung der Agrarzahlungen ab einer bestimmten Größe?


von Elverfeldt: Ich kann die Förderung der ersten Hektare nur unterstützen. Kleinere und mittlere Strukturen sollten wir erhalten und jungen Betriebsleitern ermöglichen, sich auszubauen. Das ist viel besser als Kappung und Degression.


Auch 2019 ist es in vielen Regionen trocken. Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Dürrejahr 2018, das evtl. gar kein Ausnahmejahr mehr ist?


von Elverfeldt: Wir müssen damit leben, dass der Klimawandel da ist. Wir sind die, die als erstes darunter leiden. Der Wald ist durch die Dürre in einem katastrophalen Zustand und wir haben gewaltige Borkenkäferprobleme. Die Waldbesitzer wissen nicht, wie sie die vielen befallenen Bäume aus den Wäldern bekommen, ob und wie sie diese verkaufen können und was sie auf den gerodeten Flächen aufforsten sollen.


Was muss geschehen, damit die Land- und Forstwirtschaft widerstandsfähiger gegen Extremwetter wird?


von Elverfeldt: Wir brauchen jetzt klimaresistente Pflanzen. Im Forst müssen wir neben den heimischen auf international verbreitete Baumarten zurückgreifen. Dafür bieten sich die Roteiche aus Nordamerika, die Douglasie und die Esskastanie an. Den Umbau können die Waldbauern aber nicht alleine stemmen. Mit den Wäldern stellen wir der Gesellschaft eine Erholungsfläche und ein Ökosystem zur Verfügung. Nun muss sie uns helfen. Deshalb fordern wir von Bund und Ländern Unterstützung.


Welche Hilfe stellen Sie sich vor?


von Elverfeldt: Es wird über CO2-Einsparung, eine CO2-Steuer und den Handel von CO2-Emissionszertifikaten diskutiert. Wir sollten nicht nur darauf blicken, wer alles CO2 verbraucht. Es müssen auch die profitieren, die CO2 speichern. Wir sind da ganz vorne, der Wald ist der CO2-Speicher schlechthin. Die Politik könnte den Waldbesitzern Emissionszertifikate zuschreiben und wir könnten die entsprechend unserer Speicherleistung verkaufen. Das wäre eine Marktlösung, ohne dass der Steuerzahler dafür herangezogen wird.


Die Regierung plant, die Mehrwertsteuer für die Dürreversicherung zu senken. Reicht Ihnen das?


von Elverfeldt: Das ist ein guter Ansatz. Nur ist nicht klar, wie sich das auf die Höhe der Prämien auswirkt. Gut gefällt mir die Initiative der Landesregierung Sachsen-Anhalt, die einen Extremwetterfonds aufsetzt. Da zahlt das Land regelmäßig ein und im Katastrophenfall können daraus schnelle Hilfen fließen. Dem sollten sich andere Länder anschließen.


Die Forstwirtschaft hat die steuerfreie Risikoausgleichsrücklage und nutzt sie kaum. Warum?


von Elverfeldt: Bei der Risikoausgleichsrücklage muss das steuerfrei zurückgelegte Geld auf einem Konto bis zum Schadensfall fest gelegt bleiben. Das ist ein Dilemma. Land- und forstwirtschaftliche Unternehmer verwenden Rücklagen, um in ihre Betriebe zu investieren. Der Risikoausgleich müsste so ausgestaltet sein, dass wir ihn auch nutzen können.


Wie bewerten Sie den Kompromiss der Bundesregierung zum Wolf?


von Elverfeldt: Er ist nur ein erster Schritt. Künftig muss ein Problemwolf nicht erst identifiziert werden, sondern ganze Rudel können angegangen werden, wenn es zu Rissen kommt. Wir wollen aber erreichen, dass der Wolf ins Jagdrecht kommt und feste Bestandsquoten festgelegt werden. Wir erhoffen uns vom Bundestagsverfahren noch Entgegenkommen. Wir wollen den Wolf als Art erhalten, aber es kann nicht angehen, dass wir so viele Risse tolerieren müssen.


Die Regierung will den Bodenmarkt mehr regulieren und bei Anteilsverkäufen eingreifen. Wie bewerten Sie das?


von Elverfeldt: Unsere Familienbetriebe übergeben ihre Betriebe an die Nachkommen. Das Investorenthema berührt uns nicht. Es ist schwierig eine Grenze zu ziehen, wo ich Eigentum reguliere und wo nicht. Mir ist die Eigentumsfreiheit so wichtig, dass ich Abstand von Eingriffen auf dem Bodenmarkt nehmen würde. Mit dem Grundstücksverkehrsgesetz haben wir bereits ein ausreichendes Instrument.


von Elverfeldt: Unsere Familienbetriebe übergeben ihre Betriebe an die Nachkommen. Das Investorenthema berührt uns nicht. Es ist schwierig eine Grenze zu ziehen, wo ich Eigentum reguliere und wo nicht. Mir ist die Eigentumsfreiheit so wichtig, dass ich Abstand von Eingriffen auf dem Bodenmarkt nehmen würde. Mit dem Grundstücksverkehrsgesetz haben wir bereits ein ausreichendes Instrument.


Vielen Dank für das Gespräch.


stefanie.awater-esper@topagrar.com

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