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Wie digital sind wir?

Lesezeit: 5 Minuten

Digitale Lösungen bieten Chancen, aber nicht alle sind praxisreif oder wirtschaftlich. Vor allem hakt der Netzausbau auf dem Land und es gibt Fragen beim Datenschutz, war Fazit unserer Veranstaltung.


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Zwar haben mittlerweile rund 75% der Haushalte in der Stadt einen Gigabit Anschluss. Aber auf dem Land sind es nur 16,7%.“ Mit diesen Worten eröffnete Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Landwirtschaft im Dialog-Veranstaltung zum Thema „Digitalisierte Landwirtschaft zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Sie forderte massive Investitionen in die Netze auf dem Land. Die Ministerin hält die deutschen Landwirte für Digitalpioniere. Sie sieht aber die Industrie in der Pflicht, Systeme mit herstellerunabhängigen Schnittstellen zu schaffen. „Wir brauchen einheitliche Datenformate sowie einfachen und kostenfreien Zugang zu öffentlich verfügbaren Daten bspw. zur Bodengüte oder dem Wetter“, forderte die Ministerin. Deshalb will sie eine einheitliche Informations-, Melde- und Antragsplattform für die Landwirtschaft in Deutschland aufbauen.


Das bestätigte auch Staatsministerin Dorothee Bär, die für die Digitalisierung in der Bundesregierung zuständig ist. Es gebe bis zu 5000 digital unterversorgte Räume, die dringend gefördert werden müssten. Auch sie war der Meinung, dass das Potenzial der in der Landwirtschaft erhobenen Daten überhaupt noch nicht ausgeschöpft werde.


Kein Anschluss auf dem Land


Katharina Leyschulte, Milchviehhalterin aus dem nördlichen Münsterland, berichtete aus eigener Erfahrung. Auf ihrem Betrieb gebe es weder eine leistungsfähige Internetanbindung noch Mobilfunk. Der Netzausbau ließe mindestens noch bis 2023 auf sich warten: „Die Leerrohre liegen, aber ich glaube den Versprechen erst, wenn es wirklich läuft.“ Aktuell hake es zusätzlich bei der Baugenehmigung für einen Mobilfunkmast in unmittelbarer Nähe.


Karsten Twietmeyer ist Ackerbauer und Rindermäster in der Uckermark. Er hat sich vorher beruflich mit Applikationskarten befasst, die er aktuell intensiv im Betrieb einsetzt. Er äußerte sich kritisch zum Thema Datenplattformen und der Frage, wer eigentlich auf die Daten im Betrieb zugreifen könne.


Das Thema Datenschutz zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Es wurde klar, dass es hier teils noch regelrechte Grauzonen gibt. So bemängelte der Landwirt, dass die von den Maschinen erhobenen Daten mittlerweile in Formaten landeten, die nur mit den speziellen Programmen der Firmen gelesen werden könnten. Er bevorzuge frei lesbare Formate: „Die Daten sind eigentlich simpel, und sie sollten simpel zugänglich sein.“


Viele Landwirte haben mittlerweile die Schaufel selbst in die Hand genommen und in „Buddelvereinen“ Glasfaser-Leitungen zu ihren Höfen im Außenbereich gelegt. Darüber berichtete Philipp Schulze Esking, Landwirt und DLG-Vizepräsident. Er bemängelte die oft viel zu umständliche und bürokratische Umsetzung der Digitalisierung auf dem Land. Dem Abteilungsleiter Regulierung bei der Bundesnetzagentur, Elmar Zilles, schlug Schulze Esking einen Kostenvergleich zwischen der Umsetzung in Eigenregie und den offiziellen Maßnahmen vor. „Wenn die Projekte in Eigenregie effizienter sind, sollten diese besser unterstützt werden“, forderte er. Vor allem müssten die Genehmigungsprozesse der unterschiedlichen Behörden enger aufeinander abgestimmt und schneller werden.


Welche Wege die Landtechnikindustrie einschlägt, fassten Michael Horsch, Christoph Grimme und der Chef der weltweiten Landtechnik-Sparte bei John Deere, Markwart von Pentz zusammen. „Die Industrie hat in der Startphase der Digitalisierung zu viel versprochen. Das hat nicht alles funktioniert, war teils zu teuer oder nicht praxisgerecht“, stellte Michael Horsch selbstkristisch fest. Mittlerweile haben sich aber durchaus praxisgerechte Lösungen etabliert. Das bestätigte Christoph Grimme. Über ein ausgegründetes Start-up, die Schmiede.One in Düsseldorf, weit weg vom Produktionsstandort Damme in Niedersachsen, bringt Grimme neue Ideen in sein Unternehmen.


„Die Möglichkeiten der digitalen Dokumentation schaffen Transparenz und bringen der Landwirtschaft verlorenes Verbrauchervertrauen zurück“, ist sich Markwart von Pentz sicher. Michael Horsch betonte, dass gläserne Produktion nicht nur negativ gesehen werden dürfe – am Ende ließen sich durch mehr Transparenz sogar eventuell höhere Preise erzielen.


Die Digitalisierung bringe zusätzliche Effekte, um dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken. Ein Beispiel ist der Ernteroboter Harvey.One von Grimme, der die Ernte von Süßkartoffeln erleichtern soll. Für Christoph Grimme sind Maschinen wie diese nicht zwangsläufig großen Betrieben vorbehalten. Neue Wege, wie z.B. die Miete von Ernteleistung, solle die Technik auch für Kleinere Schritt für Schritt verfügbar machen und so neue Nischen eröffnen.


Datenschutz genau regeln


Die Diskussion mit der Datenschutzbeauftragten Niedersachsens, Barbara Thiel, machte deutlich, dass bezüglich des Datenschutzes noch viele Fragen offen sind. Denn Thiel stellte heraus, dass es kein buchstäbliches „Eigentum“ an Daten gebe. Sie forderte von den Anbietern absolute Transparenz, was mit den Daten geschehe. Als Beispiel brachte sie, dass erst seit Kurzem die Fahrdaten eines Pkw als personenbezogene Daten gelten, die damit geschützt seien. „Das wurde lange anders gesehen. Ähnlich ist es mit den Daten auf landwirtschaftlichen Betrieben. Wir müssen klären, welche von diesen mit dem einzelnen Landwirt in Verbindung gebracht werden können und damit geschützt werden müssen“, erläuterte Thiel.


Handlungsbedarf bei der Infrastruktur und bei Cloud-zu-Cloud-Schnittstellen machte Andreas Schweikert aus, Bereichsleiter Agrar beim Bitkom. Besonders kritisch sah Schweikert den – so wörtlich – Flickenteppich bei den Förderprogrammen der Länder. Auch er forderte einen zentralen Zugangspunkt, an dem Basisdaten, wie z.B. Bodenkarten, abgerufen werden könnten. Damit konkretisierte er die Forderung aus dem Eingangsstatement von Ministerin Klöckner.


anne.kokenbrink@topagrar.com


guido.hoener@topagrar.com


guido.hoener@topagrar.com


Wenn Sie die Sendung verpasst haben, finden Sie den Stream unter www.topagrar.com/liddigital2021

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