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Wie gehen US-Farmer mit Kritik um?

Lesezeit: 4 Minuten

Zwölf deutsche Landwirte und Öffentlichkeitsarbeiter haben sich vor Ort umgeschaut und mit amerikanischen Agrarbloggern gesprochen.


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Zwei Länder, unterschiedliche Strukturen, aber ein und dasselbe Problem: Sowohl in Deutschland als auch in den USA ist die Kritik an der modernen Landwirtschaft groß. Zusammen mit zwölf deutschen Landwirten und Agrarbloggern (S. 28) sind wir Anfang Mai durch den Mittleren Westen der USA gereist. Welche Konzepte fahren die amerikanischen Landwirte, um ihr Image zu verbessern? Was können wir Deutschen uns in Sachen Öffentlichkeitsarbeit abschauen?


Anders als in Deutschland haben sich die Amerikaner schon früh vernetzt: Bereits 2009 schlossen sich einige aktive Landwirte im Internet zusammen, um den Erfahrungsaustausch untereinander zu verbessern. Daraus entstand die AGChat Foundation. Sie setzt sich zusammen aus Agriculture und Chat – und vereint alle Blogger, die aus der oder für die Landwirtschaft berichten.


Deutsches Netzwerk:

Auch hier in Deutschland gibt es mittlerweile jede Menge mutige Landwirte, die auf Facebook, Twitter und Co. den Verbrauchern die Landwirtschaft näherbringen wollen. Für Marcus Holtkötter, Nadine Henke, Bernhard Barkmann und Rainer Winter war die AGChat Foundation in den USA ein Vorbild: Sie gründeten vor einem Jahr die AGChat Deutschland. „Wir vernetzen Agrarier und unterstützen sie für den Dialog mit der Gesellschaft in den sozialen Medien“, erklärt Mitgründer Holtkötter das Ziel der Vereinigung. Die AGChat Deutschland organisierte zusammen mit der Deutsch Amerikanischen Handelskammer im Rahmen des Programms „Transatlantic Dialogue-Agricultural Perspectives“ die Informationstour durch die Vereinigten Staaten.


Amerikaner ticken anders.

Auch in Amerika wird kritisch über Glyphosat diskutiert. „Das aber auf einem ganz anderen Level als es die Bürger in Deutschland tun“, sagt der amerikanische Landwirt Brian Scott. Die US-Bürger sind gegenüber der Landwirtschaft weniger negativ eingestellt. Die Betriebe liegen in der Regel weit von der nächsten Stadt entfernt. Potenzielle Konflikte, wie Geruch und Lärm, sind so ausgeschlossen.


Unterschiede sind auch in der Esskultur zu beobachten. Für die Deutschen haben in den letzten Jahren eine gesunde und nachhaltige Ernährung an Bedeutung gewonnen. Die Konsumenten hinterfragen die Herkunft ihrer Lebensmittel. Dieser Wandel ist in den Staaten weniger stark fortgeschritten und der Agrarsektor dadurch gefühlt weniger in der Kritik.


Während die deutschen Agrarblogger kein Blatt vor den Mund nehmen und auf den sozialen Medien auch kritische Themen spielen, zeigen die Öffentlichkeitsarbeiter der USA nur die schönen Bilder der Landwirtschaft. Von einem mitgebrachten Video einer deutschen Bloggerin, welches die Ferkelkastration zeigt, waren die Mitarbeiter der Illinois Farm Families (Bauernverband von Illinois) regelrecht schockiert. Mit dem Sprichwort, was der Konsument nicht weiß, macht ihn auch nicht heiß, begründet der Agrarverband seine Bilderbuch-Philosophie.


Der Verband empfiehlt in der Kommunikation die Landwirtsfamilien in den Mittelpunkt zu stellen. Authentische Bilder mit Menschen und der Landwirtsfamilie seien das A und O einer erfolgreichen Kampagne.


Geht online!

Landwirte, die Social Media für die Imagearbeit einsetzen, seien unverzichtbar, sagen die Amerikaner. Verbraucherumfragen zeigen, dass nur eine einzige Interaktion mit einem Landwirt genügt, um die landwirtschaftlichen Ansichten des Verbrauchers zu beeinflussen. Soziale Medien können dafür eine wertvolle Interaktion bieten. Alle Bürger der USA einmal auf eine Farm zu bekommen, sei utopisch.


Frauen fokussieren:

Produziert mehr Content für Frauen, gab der Vizepräsident des Milchverbandes Dairy Management Inc. (DMI), Don Schindler, den Agrarkommunikatoren mit auf dem Weg. Auswertungen zeigen, dass diese auf den sozialen Medien, viel häufiger auf Posts reagieren. Zudem sind Frauen häufig die Entscheider der Familien. Sie legen in der Regel fest, was in den Einkaufswagen gelangt.


Der Bauernverband von Illinois arbeitet deshalb mit bekannten Foodbloggern aus der Großstadt Chicago zusammen. Durch diese Maßnahme erreicht der Verband mehr als 1,5 Mio. Verbraucher – vor allem junge Mütter.


Finanzierung gesichert:

Ein interessantes Finanzierungskonzept zeigen die amerikanischen Milchbauern. Die rund 40000 Milchviehhalter zahlen Beiträge in einen Fonds, den das DMI zusammen mit regionalen Verbänden verwaltet. Die Beiträge liegen für Milchbauern umgerechnet bei ca. 0,29 € pro 100 kg Milch.


Das Geld wird für Programme verwendet, die den Konsum von Milchprodukten steigern und das gute Image von Milchlandwirten fördern. Kampagnen werden zusammen mit McDonalds, Dunkin‘ Donuts und Co. umgesetzt und erhalten dadurch in der breiten Bevölkerung deutlich mehr Gehör. „Kleine, regionale Aktionen, können bei den Reichweiten nicht mithalten“, so Schindler. Aus den Geldern wird unter anderem die Fair Oaks Farm mitfinanziert. Kontakt: christina.lenfers@topagrar.com


Weitere interessante Konzepte zur Öffentlichkeitsarbeit aus Amerika lesen Sie in unseren nächsten Ausgaben unter der Serie „Öffentlichkeitsarbeit in den USA“.

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