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Wie gelingt der Bioackerbau?

Lesezeit: 8 Minuten

Für den biologischen Ackerbau gibt es Grundregeln, die es für den eigenen Standort weiterzuentwickeln gilt.


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Bioackerbau ist etwas für Überzeugungstäter: Nur wer sich dafür begeistern kann, hartnäckig an der Bodenfruchtbarkeit zu arbeiten und auf Rückschläge gelassen mit neuen Ideen zu reagieren, wird gute Erträge auf dem Acker erzielen.


Dabei muss man vorausschauend und langfristig arbeiten, denn kurzfristige Reparaturmaßnahmen gibt es kaum. Startplattform für eigene Versuche sind die „Grundpfeiler“ des Ökolandbaus. Wir haben uns in der Praxis umgehört, welche das sind.


Bodenfruchtbarkeit


Der Anbauerfolg hängt neben dem Klima vor allem von einem optimal fruchtbaren Boden ab: Er muss Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, verlustarm aufnehmen, speichern und in der Vegetationsperiode durch Mineralisation bedarfsgerecht freisetzen. Zusätzlich ist viel Wasserspeicherfähigkeit und eine gute Struktur gefragt, auch um für Hacken- und Striegeleinsatz krümelfähig zu sein. Um das zu erreichen, ziehen Biolandwirte alle Register: Von der Humusanreicherung über spezielle Zwischenfrüchte, Steigerung der biologischen Aktivität bis hin zum gezielten Aufbau der Bodenstruktur.


Nährstoffkreisläufe


Ursprünglich gehörten zum biologischen Landbau immer auch Tiere für den eigenen Nährstoffkreislauf zum Betrieb. Heute tolerieren die Bio-Verbände auch reine Ackerbaubetriebe, die mit Tierhaltern kooperieren. Für sie ist die ständige Herausforderung: Wie bekomme ich den Nährstoffkreislauf in Gang? Um Stickstoff im Boden anzureichern, müssen sich auch reine Ackerbauern an den Futterbau z.B. mit Kleegras gewöhnen. Die Phosphor-Düngung ist im Ökoanbau fast nur über Wirtschaftsdünger möglich. Die sogenannten Futter-Mist-Kooperationen sind daher sehr verbreitet: Vom reinen Futter-gegen-Mist-Tausch unter Nachbarn bis hin zum Biohühnertrockenkot-Transfer aus Weser-Ems gegen Biogetreide von Betrieben aus Sachsen-Anhalt. Auch stellen Ackerbaubetriebe Tierhaltern langfristig Flächen für Stallbauten zur Verfügung.


Düngereinsatz


Mineralische Dünger wie AHL, KAS, Harnstoff, wasserlösliche Phosphate oder Kalidünger in Chloridform sind tabu. Um Nährstofflücken zu schließen, sind beispielsweise Patentkali, Kalisulfat, Kieserit, Kainit, Rohphosphat, Naturgips, Spurenelementdünger, Kalkmergel oder Carbokalk erlaubt.


„Vor allem die mineralische Phosphatdüngung ist schwierig, denn es sind nur Rohphosphate zugelassen, die kaum wirken,“ erklärt Berater Alexander Watzka vom Bioland Erzeugerring Bayern e.V.. Gängig ist die Düngung mit Schwefel. „Biohandelsdünger wie Hornmehl, Haarmehlpellets oder PPL sind mit rund 5 €/kg N relativ teuer und nur selten eine wirkliche Option,“ so Berater Watzka.


Den Stickstoff- und Phosphorbedarf decken meist Leguminosen und organische Dünger. Was an Düngern von anderen Betrieben zulässig ist, hängt vor allem vom Verband ab. Relativ weitgehend sind die Bestimmungen für EU-Biobetriebe: Sie dürfen alle konventionellen Wirtschaftsdünger einsetzen, die nicht aus „industrieller Tierhaltung“ stammen. Als industriell bezeichnet werden dabei beispielsweise Dünger aus Betrieben mit über 2,5 GV/ha, Exkremente von Geflügeln aus Käfighaltungen oder Schweinegülle aus Ställen mit mehr als 50% Spaltenfläche.


Kleegrasanbau


Das Kleegras gilt im Ökoackerbau als „Motor der Fruchtfolge“. Klee fixiert Luftstickstoff, Gras verbessert die Bodengare und sorgt durch den dichten Bestand für eine effektive Unkrautunterdrückung. Ein guter Kleegrasbestand als Hauptfrucht sorgt mehrere Jahre für einen tolerierbaren Unkrautbesatz und ist dauerhaft das einzige Mittel gegen Wurzelunkräuter wie Disteln. Alle Verbände empfehlen daher Kleegras als Hauptfrucht, teilweise ist es auch Pflicht. Die positiven Wirkungen entfalten sich dabei umso besser, je intensiver der Bestand geführt wird. Dazu gehört:


  • Saat als Untersaat im Frühjahr oder Blanksaat im August (30 kg/ha).
  • Einjähriger, besser zweijähriger Anbau. Je länger das Kleegras steht, umso höher die Wirkung auf Bodenfruchtbarkeit und Unkrautreduzierung. „Die Praxis zeigt aber, dass ab dem 3. Hauptnutzungsjahr die Vorfruchtleistung hinsichtlich Stickstoff sinkt, da der Kleeanteil zurückgeht und die Gräser zunehmen,“ berichtet Berater Watzka.
  • Eine Schwefeldüngung mit 30 bis 50 kg Rein-S/ha. Elementaren Schwefel sollte man im Herbst geben, damit er sich bis zum Frühjahr umsetzen kann, Sulfatschwefel im Frühjahr.
  • Mindestens drei, besser vier mal mähen. Dabei gilt: Je häufiger, desto besser die Unkrautunterdrückung, hinsichtlich Bodenfruchtbarkeit und N-Vorfruchtleistung ist zwei- bis dreimalige Mahd und ein- bis zweimaliges Mulchen optimal. Reines Mulchen senkt den Vorfruchtwert. Reststreifen dienen der Biodiversität.


Rinderhalter verwenden Kleegras als Futter. Alle anderen müssen sich etwas ausdenken, denn die Kleegrasverwendung bestimmt die Wirtschaftlichkeit im Ackerbau stark mit. Beispiele sind:


  • Futter-Mist-Kooperation: Tauschmaßstab ist hier der Stickstoff, 1 t Kleegras enthält rund 6 kg N. Tauschgeschäfte gelten nicht als Zukauf.
  • Cut and Carry: Man kann das Kleegras häckseln und frisch, kompostiert oder siliert als Dünger auf eine andere Fläche ausbringen.
  • Biogasanlage: Viele Verbandsbetriebe dürfen Gärreste aus konventionellen NawaRo-Anlagen ausbringen, wenn sie dort Substrate wie z.B. Kleegras einbringen. Bei rund 80% Wassergehalt ist das aber nur bis 10 km Entfernung wirtschaftlich, so die Beratung.


Die Düngewirkung von Kleegras hängt auch vom Umbruchzeitpunkt ab. Ob Sie im Herbst oder Frühjahr umbrechen sollten bestimmen Umsetzungsstärke des Standorts, Wetter und Folgefrucht.


Alternativen zu Kleegras gibt es kaum, so Bioland-Berater Alexander Watzka: „Körnerleguminosen oder reine Rotkleebestände kommen an die systemischen Leistungen des Kleegrases in der Summe nicht heran.“


Saatgut und Sortenwahl


Standardmäßig ist Saat- und Pflanzgut mit Biozertifizierung zu verwenden, ökologisch zugelassene Beizmittel sind in der Betriebsmittelliste www.betriebsmittelliste.de zu finden. Ungebeiztes konventionelles Saatgut oder Saatgut aus Umstellungsanbau ist möglich, z.B. wenn keine geeigneten Sorten aus der Ökovermehrung zur Verfügung stehen. Das lässt sich über die Internetdatenbank www.organicxseeds.de prüfen. Vor der Aussaat muss dann eine Genehmigung erfolgen.


Wüchsige, robuste und gesunde Sorten sind zu bevorzugen. Denn eine schnelle Jugendentwicklung unterdrückt Unkräuter besser.


Unkräuter


Meist verändert sich der Besatz mit Unkräutern beim Einstieg in den Ökolandbau. Stickstoffliebende Unkräuter wie Klettenlabkraut gehen aufgrund des schwächeren N-Angebotes meist zurück, Wurzelunkräuter wie Distel, Ampfer und Wicke treten häufiger in Erscheinung. Insgesamt ist die Unkrautregulierung für die meisten Biobetriebe normalerweise kein Problem. Im Idealfall macht die Kultur auf dem Acker so schnell „dicht“, dass das Unkraut wenig Chancen hat. Gegen Wurzelunkräuter hilft Kleegras als Hauptfrucht.


Mechanisch lässt sich in allen Kulturen mit Striegel bzw. Hacke eingreifen. Wichtige Punkte, die Sie beim Striegeln und Hacken bedenken sollten:


  • Je kleiner das Unkraut, desto wirksamer ist die Bekämpfung. Optimal ist das Fädchen- oder Keimblattstadium – dann funktioniert das Herausreißen oder Verschütten besonders gut.
  • Die passende Fahrgeschwindigkeit und den optimalen Zinkendruck herauszufinden, ist für jeden Umsteller ein Lernprozess. Oftmals striegeln Neueinsteiger zu häufig, aber nicht intensiv genug, haben Berater beobachtet.
  • Der Boden sollte schüttfähig sein.
  • Die Kulturfrucht selbst nimmt beim Striegeln und Hacken Schaden. Wenn möglich, sollte man auf wärmere Temperaturen warten. Dann sind die Kulturpflanzen biegsamer und reißen nicht so schnell ab.
  • Optimales Hacken beginnt schon mit der Saat. Die Fläche sollte so eben wie möglich sein, rund um die äußerste Reihe ist ein Abstand einzuplanen.
  • Jede Bodenbewegung bewirkt Mineralisation von Stickstoff.
  • Ist die Kulturpflanze fest verwurzelt, kann man beim Hacken schneller fahren und die Reihe leicht anhäufeln.
  • Die Handhacke lässt sich aber bei Früchten wie z.B. Zuckerrüben (150 bis 250 h/ha) oder Rote Bete (150 bis 350 h/ha) meist nicht verhindern.


Fruchtfolge


Biofruchtfolgen orientieren sich u.a. an Anbauabständen, Nährstoffverfügbarkeit und Toleranz der Kulturen gegenüber Unkräutern. Grundsätze sind der Wechsel von


  • Halm- und Blattfrucht,
  • Winterung und Sommerung,
  • Unkrautempfindlichen und unkrautunterdrückenden Kulturen.


Der Getreideanteil in der Fruchtfolge sollte bei max. 2/3 liegen, Hauptfruchtleguminosen bei 25bis33%, aber max. 16bis20% Körnerleguminosen.


Wichtig sind Anbaupausen von 8 bis 10 Jahren bei Erbsen, bei Ackerbohnen 5 bis 6 Jahre, bei Lupinen 6 Jahre, bei Sojabohnen 3 bis 4 Jahre. Um Leguminosenmüdigkeit vorzubeugen, verzichten Sie besser auf grobkörnige Leguminosen als Zwischenfrucht. Kartoffelanbauer sollten wegen des Drahtwurms mit Kleegras vorsichtig sein.


Pflanzenschutz


Chemisch-synthetischer Pflanzenschutz ist im Bioanbau verboten. Zugelassene Präparate finden Sie im Anhang der EG Öko-Verordnung, der Betriebsmittelliste oder den Verbandsrichtlinien. Einsetzbar sind z.B. Kupfer oder Schwefel, pflanzliche Substanzen wie etwa Gelbsenfmehl zur Steinbrandbeizung oder Neem bzw. Naturpyrethrum gegen Insekten. Mikroorganismen wie z.B. Bacillus thuringiensis oder Pseudomonas chlororaphis sind als Pflanzenstärkungsmittel zugelassen. Teils sind die Übergänge zu den Düngemitteln hier auch fließend, wie etwa beim Grüngutkompost, der Rhizoctonia bei Kartoffeln mindern soll.


Pflanzenschutzrückstände


Weil Sie für evtl. Rückstände in Ihren Produkten haften, sollten Sie folgende Punkte beachten:


  • Kommt der Mähdrescher direkt von einer konventionellen Fläche, muss eine „Spülcharge“ sein. Das heißt, kurz nach Mähdruschbeginn einmal Abtanken und das „Spülgetreide“ z.B. konventionell vermarkten.
  • Nicht jedes bestehende Lager aus konventioneller Zeit ist biotauglich, so die Warnung der Umstellungsberater: Rückstände von chemischen Lagerschutzmitteln sind ein großes Risiko. Entfernen Sie alle Stäube mit dem Hochdruckreiniger und beproben Sie das Lager auf chemisch-synthetische Rückstände. Actellic- und Chlorpropham-Anwendungen schließen eine Verwendung als Biolager meist für alle Zeiten ganz aus.


gesa.harms@topagrar.com


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